Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.
Wohl dem, der Religion im Herzen hat! Unaussprechlich rührend und erhaben ist die Nathan hat in Gath, wo die Christen alle ver- S 3
Wohl dem, der Religion im Herzen hat! Unausſprechlich ruͤhrend und erhaben iſt die Nathan hat in Gath, wo die Chriſten alle ver- S 3
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Nein, ſie ſind zur Ruhe und ewigen Gluͤckſelig-
keit hinuͤbergeſchlummert.
Wohl dem, der Religion im Herzen hat!
Jhm wird es leicht, an allen Dingen eine gute
Seite aufzufinden; denn auch das bitterſte Leiden
druͤckt ihn nicht zu Boden, weil er uͤberzeugt iſt,
daß er unter der Vorſehung eines guͤtigen Vaters
ſteht, welcher alles zum Beſten zu kehren Willen
und Macht hat und in jedem Seufzer der Weh-
muth den Saamen zukuͤnftiger Wonne verbirgt.
Unausſprechlich ruͤhrend und erhaben iſt die
Gottergebenheit und die Selbſtberuhigung Na-
thans, in unſers unſterblichen Leſſings eben ge-
nannten Gedichte, welches dieſer einzigen Stelle
wegen ſchon einer Ewigkeit werth iſt.
Nathan hat in Gath, wo die Chriſten alle
Juden mit Weib und Kind ermordet hatten, auch
ſein geliebtes Weib und ſieben hofnungsvolle Soͤh-
ne verloren. Sie waren, ſich zu retten, nach
Gath geflohn, und mußten, wo ſie Rettung zu
finden glaubten, verbrennen. Drey Tage und
Naͤchte lag Nathan, der Weib- und Kinderloſe,
in Staub und Aſche vor Gott und weinte; rech-
tete beyher auch wohl mit Gott und zuͤrnte und
verwuͤnſchte die Welt, und ſchwor der Chriſtenheit
den unverſoͤhnlichſten Haß. Aber dies that Na-
than der Weiſe nicht laͤnger, als das Leiden ihn
ſeines Bewußtſeyns beraubte, und ſeiner ſelbſt
ver-
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