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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.

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Eine geöfnete Thür zeigte uns das Zimmer, wo
Gott gepredigt wurde.

Es schien sich vor unsern Augen in dunkle
Nacht zu hüllen, und die aus demselben herschal-
lenden Stimmen der Singenden schlugen tief, tief
in mein Herz.

Jch wagte es durch die ofne Thür in die
schwarze Kirche zu gehen. Grade vor mir stand
der Prediger auf der Kanzel, unter derselben der
Altar: auf allen Seiten oben und unten Gitter,
durch welche er zu der Familie dieses Hauses rede-
te. Jn der Mitte sind freye Stühle für freye
Leute. Gott, mit welchen Empfindungen moch-
ten wohl die Gefangnen dies Fest feyern -- das
Fest, welches sie daran erinnern soll, daß sie
durch Christus von den Fesseln des Vorurtheils
befreyet, und durch das Licht seiner Lehre aus dem
dunkeln Kerker des Aberglaubens geführt sind!
-- -- Als die Predigt geendigt war, betete
der Prediger für die Wahnsinnigen, welche in
diesem Hause wohnen. Da ward ich dem
Manne*) -- -- -- --
-- -- -- -- -- --
gut, und kaum habe ich jemals herzlicher mitge-
betet.

Jch
*) Hier sind einige Bemerkungen, die nur für meinen
Freund aufgezeichnet waren, ausgelassen.

Eine geoͤfnete Thuͤr zeigte uns das Zimmer, wo
Gott gepredigt wurde.

Es ſchien ſich vor unſern Augen in dunkle
Nacht zu huͤllen, und die aus demſelben herſchal-
lenden Stimmen der Singenden ſchlugen tief, tief
in mein Herz.

Jch wagte es durch die ofne Thuͤr in die
ſchwarze Kirche zu gehen. Grade vor mir ſtand
der Prediger auf der Kanzel, unter derſelben der
Altar: auf allen Seiten oben und unten Gitter,
durch welche er zu der Familie dieſes Hauſes rede-
te. Jn der Mitte ſind freye Stuͤhle fuͤr freye
Leute. Gott, mit welchen Empfindungen moch-
ten wohl die Gefangnen dies Feſt feyern — das
Feſt, welches ſie daran erinnern ſoll, daß ſie
durch Chriſtus von den Feſſeln des Vorurtheils
befreyet, und durch das Licht ſeiner Lehre aus dem
dunkeln Kerker des Aberglaubens gefuͤhrt ſind!
— — Als die Predigt geendigt war, betete
der Prediger fuͤr die Wahnſinnigen, welche in
dieſem Hauſe wohnen. Da ward ich dem
Manne*) — — — —
— — — — — —
gut, und kaum habe ich jemals herzlicher mitge-
betet.

Jch
*) Hier ſind einige Bemerkungen, die nur fuͤr meinen
Freund aufgezeichnet waren, ausgelaſſen.
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[212/0236] Eine geoͤfnete Thuͤr zeigte uns das Zimmer, wo Gott gepredigt wurde. Es ſchien ſich vor unſern Augen in dunkle Nacht zu huͤllen, und die aus demſelben herſchal- lenden Stimmen der Singenden ſchlugen tief, tief in mein Herz. Jch wagte es durch die ofne Thuͤr in die ſchwarze Kirche zu gehen. Grade vor mir ſtand der Prediger auf der Kanzel, unter derſelben der Altar: auf allen Seiten oben und unten Gitter, durch welche er zu der Familie dieſes Hauſes rede- te. Jn der Mitte ſind freye Stuͤhle fuͤr freye Leute. Gott, mit welchen Empfindungen moch- ten wohl die Gefangnen dies Feſt feyern — das Feſt, welches ſie daran erinnern ſoll, daß ſie durch Chriſtus von den Feſſeln des Vorurtheils befreyet, und durch das Licht ſeiner Lehre aus dem dunkeln Kerker des Aberglaubens gefuͤhrt ſind! — — Als die Predigt geendigt war, betete der Prediger fuͤr die Wahnſinnigen, welche in dieſem Hauſe wohnen. Da ward ich dem Manne *) — — — — — — — — — — gut, und kaum habe ich jemals herzlicher mitge- betet. Jch *) Hier ſind einige Bemerkungen, die nur fuͤr meinen Freund aufgezeichnet waren, ausgelaſſen.

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/236>, abgerufen am 24.11.2024.