Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.*) Als der König Claudius von seiner Gemahlin König. Nun, Hamlet, wo ist Pollonius? Hamlet. Beym Abendessen. K. Beym Abendessen? Wo denn? H. Nicht, wo er ißt, sondern wo er ge- gessen wird; eine gewisse Versammlung politischer Würmer ist eben itzt über ihn her. Der Wurm ist der einzige Kaiser im Essen. Wir mästen alle übrige Geschöpfe, um uns zu mästen; und uns selbst mästen wir für die Maden. Der fette Kö- nig und der magere Bettler sind nur verschiedene Gerichte; zwey Schüsseln, aber für Eine Tafel. Das ist das Ende vom Liede. K. Leider, leider! H. *) Das. 2ter Auß. 2ter Auftritt. M
*) Als der Koͤnig Claudius von ſeiner Gemahlin Koͤnig. Nun, Hamlet, wo iſt Pollonius? Hamlet. Beym Abendeſſen. K. Beym Abendeſſen? Wo denn? H. Nicht, wo er ißt, ſondern wo er ge- geſſen wird; eine gewiſſe Verſammlung politiſcher Wuͤrmer iſt eben itzt uͤber ihn her. Der Wurm iſt der einzige Kaiſer im Eſſen. Wir maͤſten alle uͤbrige Geſchoͤpfe, um uns zu maͤſten; und uns ſelbſt maͤſten wir fuͤr die Maden. Der fette Koͤ- nig und der magere Bettler ſind nur verſchiedene Gerichte; zwey Schuͤſſeln, aber fuͤr Eine Tafel. Das iſt das Ende vom Liede. K. Leider, leider! H. *) Daſ. 2ter Auſz. 2ter Auftritt. M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0201" n="177"/><lb/> „beſte liebe, o! du Allerbeſte: das glaube mir.<lb/> „Lebe wohl. —<lb/> „Ewig der Deine, theuerſtes Fraͤulein, ſo<lb/> „lange dieſer Koͤrper ſein iſt. Hamlet.„</quote> </cit> <note place="foot" n="*)">Daſ. 2ter Auſz. 2ter Auftritt.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">M</fw><lb/> <p>Als der Koͤnig Claudius von ſeiner Gemahlin<lb/> Gertrude, Hamlets Mutter, die von dieſem ge-<lb/> ſchehene Ermordung ſeines Oberkaͤmmerers Pol-<lb/> lonius, des Vaters der Ophelia, erfahren hat,<lb/> und Hamlet vor ſich kommen laͤßt, um ihm ſeinen<lb/> Entſchluß, ihn nach England zu ſenden, bekannt<lb/> zu machen; unterredet ſich der wahnwitzige Prinz<lb/> alſo mit ſeinem Stiefvater:</p><lb/> <floatingText> <body> <div type="scene"> <sp> <speaker> <hi rendition="#b">Koͤnig.</hi> </speaker> <p> Nun, Hamlet, wo iſt Pollonius?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Hamlet.</speaker> <p> Beym Abendeſſen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>K.</speaker> <p> Beym Abendeſſen? Wo denn?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>H.</speaker> <p> Nicht, wo er ißt, ſondern wo er ge-<lb/> geſſen wird; eine gewiſſe Verſammlung politiſcher<lb/> Wuͤrmer iſt eben itzt uͤber ihn her. Der Wurm<lb/> iſt der einzige Kaiſer im Eſſen. Wir maͤſten alle<lb/> uͤbrige Geſchoͤpfe, um uns zu maͤſten; und uns<lb/> ſelbſt maͤſten wir fuͤr die Maden. Der fette Koͤ-<lb/> nig und der magere Bettler ſind nur verſchiedene<lb/> Gerichte; zwey Schuͤſſeln, aber fuͤr Eine Tafel.<lb/> Das iſt das Ende vom Liede.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>K.</speaker> <p> Leider, leider!</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch">H.</fw><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0201]
„beſte liebe, o! du Allerbeſte: das glaube mir.
„Lebe wohl. —
„Ewig der Deine, theuerſtes Fraͤulein, ſo
„lange dieſer Koͤrper ſein iſt. Hamlet.„ *)
Als der Koͤnig Claudius von ſeiner Gemahlin
Gertrude, Hamlets Mutter, die von dieſem ge-
ſchehene Ermordung ſeines Oberkaͤmmerers Pol-
lonius, des Vaters der Ophelia, erfahren hat,
und Hamlet vor ſich kommen laͤßt, um ihm ſeinen
Entſchluß, ihn nach England zu ſenden, bekannt
zu machen; unterredet ſich der wahnwitzige Prinz
alſo mit ſeinem Stiefvater:
Koͤnig. Nun, Hamlet, wo iſt Pollonius?
Hamlet. Beym Abendeſſen.
K. Beym Abendeſſen? Wo denn?
H. Nicht, wo er ißt, ſondern wo er ge-
geſſen wird; eine gewiſſe Verſammlung politiſcher
Wuͤrmer iſt eben itzt uͤber ihn her. Der Wurm
iſt der einzige Kaiſer im Eſſen. Wir maͤſten alle
uͤbrige Geſchoͤpfe, um uns zu maͤſten; und uns
ſelbſt maͤſten wir fuͤr die Maden. Der fette Koͤ-
nig und der magere Bettler ſind nur verſchiedene
Gerichte; zwey Schuͤſſeln, aber fuͤr Eine Tafel.
Das iſt das Ende vom Liede.
K. Leider, leider!
H.
*) Daſ. 2ter Auſz. 2ter Auftritt.
M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |