Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

streitenden, verläumdenden, verbrecherischen
Menschheit in den Character eine Denkungs-
art ein, die Geringschätzung der Menschen
und Abneigung gegen sie zur Folge hat, wenn
man nicht fleissig das Auge von jenem An-
blicke abzieht, und zur edlen Menschheit er-
hebt! Wohl Ihnen, theurer Freund, dass Sie
schon längst den Werth des Umgangs mit gu-
ten Menschen gekannt und empfunden ha-
ben; wie viel Beruhigung und Aufmunterung
werden Sie in Ihrem gegenwärtigen Beruf aus
demselben schöpfen! --

Allein -- so nothwendig die genannten
drey practischen Tugenden sind, um dem Ver-
fahren des Richters den Geist einzuhauchen,
der in demselben leben soll; so wenig reichen
sie hin, ihn zu seinem Zwecke zu leiten.
Dieses Geschäfft muss hier, wie immer, dem
Verstande überlassen werden. -- Menschen-
kenntniss
ist die einzige Führerin, an deren
Hand der Untersucher sein Ziel zu erreichen

hoffen

ſtreitenden, verläumdenden, verbrecheriſchen
Menſchheit in den Character eine Denkungs-
art ein, die Geringſchätzung der Menſchen
und Abneigung gegen ſie zur Folge hat, wenn
man nicht fleiſsig das Auge von jenem An-
blicke abzieht, und zur edlen Menſchheit er-
hebt! Wohl Ihnen, theurer Freund, daſs Sie
ſchon längſt den Werth des Umgangs mit gu-
ten Menſchen gekannt und empfunden ha-
ben; wie viel Beruhigung und Aufmunterung
werden Sie in Ihrem gegenwärtigen Beruf aus
demſelben ſchöpfen! —

Allein — ſo nothwendig die genannten
drey practiſchen Tugenden ſind, um dem Ver-
fahren des Richters den Geiſt einzuhauchen,
der in demſelben leben ſoll; ſo wenig reichen
ſie hin, ihn zu ſeinem Zwecke zu leiten.
Dieſes Geſchäfft muſs hier, wie immer, dem
Verſtande überlaſſen werden. — Menſchen-
kenntniſs
iſt die einzige Führerin, an deren
Hand der Unterſucher ſein Ziel zu erreichen

hoffen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0033" n="31"/><hi rendition="#i">&#x017F;treitenden, verläumdenden, verbrecheri&#x017F;chen</hi><lb/>
Men&#x017F;chheit in den Character eine Denkungs-<lb/>
art ein, die Gering&#x017F;chätzung der Men&#x017F;chen<lb/>
und Abneigung gegen &#x017F;ie zur Folge hat, wenn<lb/>
man nicht flei&#x017F;sig das Auge von jenem An-<lb/>
blicke abzieht, und zur <hi rendition="#i">edlen</hi> Men&#x017F;chheit er-<lb/>
hebt! Wohl Ihnen, theurer Freund, da&#x017F;s Sie<lb/>
&#x017F;chon läng&#x017F;t den Werth des Umgangs mit gu-<lb/>
ten Men&#x017F;chen gekannt und empfunden ha-<lb/>
ben; wie viel Beruhigung und Aufmunterung<lb/>
werden Sie in Ihrem gegenwärtigen Beruf aus<lb/>
dem&#x017F;elben &#x017F;chöpfen! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Allein &#x2014; &#x017F;o nothwendig die genannten<lb/>
drey <hi rendition="#i">practi&#x017F;chen</hi> Tugenden &#x017F;ind, um dem Ver-<lb/>
fahren des Richters den Gei&#x017F;t einzuhauchen,<lb/>
der in dem&#x017F;elben leben &#x017F;oll; &#x017F;o wenig reichen<lb/>
&#x017F;ie hin, ihn zu &#x017F;einem Zwecke zu <hi rendition="#i">leiten</hi>.<lb/>
Die&#x017F;es Ge&#x017F;chäfft mu&#x017F;s hier, wie immer, dem<lb/><hi rendition="#i">Ver&#x017F;tande</hi> überla&#x017F;&#x017F;en werden. &#x2014; <hi rendition="#i">Men&#x017F;chen-<lb/>
kenntni&#x017F;s</hi> i&#x017F;t die einzige Führerin, an deren<lb/>
Hand der Unter&#x017F;ucher &#x017F;ein Ziel zu erreichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hoffen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0033] ſtreitenden, verläumdenden, verbrecheriſchen Menſchheit in den Character eine Denkungs- art ein, die Geringſchätzung der Menſchen und Abneigung gegen ſie zur Folge hat, wenn man nicht fleiſsig das Auge von jenem An- blicke abzieht, und zur edlen Menſchheit er- hebt! Wohl Ihnen, theurer Freund, daſs Sie ſchon längſt den Werth des Umgangs mit gu- ten Menſchen gekannt und empfunden ha- ben; wie viel Beruhigung und Aufmunterung werden Sie in Ihrem gegenwärtigen Beruf aus demſelben ſchöpfen! — Allein — ſo nothwendig die genannten drey practiſchen Tugenden ſind, um dem Ver- fahren des Richters den Geiſt einzuhauchen, der in demſelben leben ſoll; ſo wenig reichen ſie hin, ihn zu ſeinem Zwecke zu leiten. Dieſes Geſchäfft muſs hier, wie immer, dem Verſtande überlaſſen werden. — Menſchen- kenntniſs iſt die einzige Führerin, an deren Hand der Unterſucher ſein Ziel zu erreichen hoffen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/33
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/33>, abgerufen am 18.12.2024.