Hier haben Sie denn, mein theurester Freund, die Idee, den Zweck und den Plan meines Versuchs. Dass ich ihn nicht ohne Vorbereitung wage, wird diese Darstellung bezeugen; dass meine Ideen Berichtigung und Ergänzung bedürfen, weiss ich. Würdi- gen Sie dieselben einer recht strengen Kritik: denn nichts kann dem Manne, der sich ange- wandter Kraft bewusst ist, und durch diesel- be einen guten Zweck erreichen will, ange- nehmer seyn, als eine strenge Kritik von ei- nem Freunde. Vergessen Sie es aber nicht, dass ich diesen Entwurf in einer Lage ausge- arbeitet habe, in welcher ich mich zwar -- Dank sey es meinem verehrten N. und meinen werthgeschätzten Mitarbeitern -- sehr glück- lich fühle; die mich indess verpflichtet, mei- ne Zeit und meine Kraft zwischen dem acade- mischen, dem Schulunterricht und der Erzie- hung zu theilen. Ich erinnere Sie hieran; damit Sie in der Beurtheilung dieser Ideen scharfsichtiger und freymüthiger zu Werke gehen, weil Sie in der Beurtheilung ihres Ur- hebers billiger seyn können. --
Einen Gedanken, der mir bey meiner Arbeit so freudigen Muth gab, hat mir das Schicksal zunicht gemacht, den Gedanken an --
Leo-
I
Hier haben Sie denn, mein theureſter Freund, die Idee, den Zweck und den Plan meines Verſuchs. Daſs ich ihn nicht ohne Vorbereitung wage, wird dieſe Darſtellung bezeugen; daſs meine Ideen Berichtigung und Ergänzung bedürfen, weiſs ich. Würdi- gen Sie dieſelben einer recht ſtrengen Kritik: denn nichts kann dem Manne, der ſich ange- wandter Kraft bewuſst iſt, und durch dieſel- be einen guten Zweck erreichen will, ange- nehmer ſeyn, als eine ſtrenge Kritik von ei- nem Freunde. Vergeſſen Sie es aber nicht, daſs ich dieſen Entwurf in einer Lage ausge- arbeitet habe, in welcher ich mich zwar — Dank ſey es meinem verehrten N. und meinen werthgeſchätzten Mitarbeitern — ſehr glück- lich fühle; die mich indeſs verpflichtet, mei- ne Zeit und meine Kraft zwiſchen dem acade- miſchen, dem Schulunterricht und der Erzie- hung zu theilen. Ich erinnere Sie hieran; damit Sie in der Beurtheilung dieſer Ideen ſcharfſichtiger und freymüthiger zu Werke gehen, weil Sie in der Beurtheilung ihres Ur- hebers billiger ſeyn können. —
Einen Gedanken, der mir bey meiner Arbeit ſo freudigen Muth gab, hat mir das Schickſal zunicht gemacht, den Gedanken an —
Leo-
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Hier haben Sie denn, mein theureſter
Freund, die Idee, den Zweck und den Plan
meines Verſuchs. Daſs ich ihn nicht ohne
Vorbereitung wage, wird dieſe Darſtellung
bezeugen; daſs meine Ideen Berichtigung
und Ergänzung bedürfen, weiſs ich. Würdi-
gen Sie dieſelben einer recht ſtrengen Kritik:
denn nichts kann dem Manne, der ſich ange-
wandter Kraft bewuſst iſt, und durch dieſel-
be einen guten Zweck erreichen will, ange-
nehmer ſeyn, als eine ſtrenge Kritik von ei-
nem Freunde. Vergeſſen Sie es aber nicht,
daſs ich dieſen Entwurf in einer Lage ausge-
arbeitet habe, in welcher ich mich zwar —
Dank ſey es meinem verehrten N. und meinen
werthgeſchätzten Mitarbeitern — ſehr glück-
lich fühle; die mich indeſs verpflichtet, mei-
ne Zeit und meine Kraft zwiſchen dem acade-
miſchen, dem Schulunterricht und der Erzie-
hung zu theilen. Ich erinnere Sie hieran;
damit Sie in der Beurtheilung dieſer Ideen
ſcharfſichtiger und freymüthiger zu Werke
gehen, weil Sie in der Beurtheilung ihres Ur-
hebers billiger ſeyn können. —
Einen Gedanken, der mir bey meiner
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/131>, abgerufen am 16.02.2025.
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