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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

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wird er unserm Geist, desto enger mit unserm
Herzen verbunden. Denn jede neue Beobach-
tung über Andre giebt uns zugleich neue Auf-
schlüsse über uns selbst, reizt zu wiederhol-
ten Forschungen, und knüpft die Maxime der
Menschlichkeit, "Homo sum, humani nihil
a me alienum puto," mit unsrer Denkungsart
und unserm Gefühle inniger und fester zusam-
men. Durch das fleissige Studium des Men-
schen lernen wir das erste Gebot der erhaben-
sten Sittenlehre: "Du sollst Gott lieben über
alles, und deinen Nächsten als dich selbst,"
verstehen und ausüben. -- Und wie könnte
ich bey den engen Gränzen dieser Schrift alle
Vortheile nennen und erörtern, welche jede
Art des Seelenstudiums gewährt? die Uebung
und Bildung aller Fähigkeiten des Geistes, die
Erweckung und Belebung aller edlen Gefühle
des Herzens, die Beförderung der moralischen
Vervollkommnung und die Gründung und Be-
festigung ächter Religiosität? --

"Aber,
G 3

wird er unſerm Geiſt, deſto enger mit unſerm
Herzen verbunden. Denn jede neue Beobach-
tung über Andre giebt uns zugleich neue Auf-
ſchlüſſe über uns ſelbſt, reizt zu wiederhol-
ten Forſchungen, und knüpft die Maxime der
Menſchlichkeit, „Homo ſum, humani nihil
a me alienum puto,“ mit unſrer Denkungsart
und unſerm Gefühle inniger und feſter zuſam-
men. Durch das fleiſsige Studium des Men-
ſchen lernen wir das erſte Gebot der erhaben-
ſten Sittenlehre: „Du ſollſt Gott lieben über
alles, und deinen Nächſten als dich ſelbſt,“
verſtehen und ausüben. — Und wie könnte
ich bey den engen Gränzen dieſer Schrift alle
Vortheile nennen und erörtern, welche jede
Art des Seelenſtudiums gewährt? die Uebung
und Bildung aller Fähigkeiten des Geiſtes, die
Erweckung und Belebung aller edlen Gefühle
des Herzens, die Beförderung der moraliſchen
Vervollkommnung und die Gründung und Be-
feſtigung ächter Religioſität? —

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[101/0103] wird er unſerm Geiſt, deſto enger mit unſerm Herzen verbunden. Denn jede neue Beobach- tung über Andre giebt uns zugleich neue Auf- ſchlüſſe über uns ſelbſt, reizt zu wiederhol- ten Forſchungen, und knüpft die Maxime der Menſchlichkeit, „Homo ſum, humani nihil a me alienum puto,“ mit unſrer Denkungsart und unſerm Gefühle inniger und feſter zuſam- men. Durch das fleiſsige Studium des Men- ſchen lernen wir das erſte Gebot der erhaben- ſten Sittenlehre: „Du ſollſt Gott lieben über alles, und deinen Nächſten als dich ſelbſt,“ verſtehen und ausüben. — Und wie könnte ich bey den engen Gränzen dieſer Schrift alle Vortheile nennen und erörtern, welche jede Art des Seelenſtudiums gewährt? die Uebung und Bildung aller Fähigkeiten des Geiſtes, die Erweckung und Belebung aller edlen Gefühle des Herzens, die Beförderung der moraliſchen Vervollkommnung und die Gründung und Be- feſtigung ächter Religioſität? — „Aber, G 3

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/103>, abgerufen am 02.05.2024.