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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Dieses gegen das Ende des 9ten Jahrh. aufgekommene christliche Händefalten, welches an die Stelle des bis dahin üblichen Betens mit den in der Kreuzesform ausgestreckten und erhobenen Händen trat, galt im Alterthum oder bei den Römern und Griechen, wie besonders aus Ovid, Met. IX. 279 ff., zu ersehen und worüber in den kleinen Schriften von Böttiger, I. 61 ff., die Abhandlung: "Ilithyia oder die Hexe, ein archäologisches Fragment nach Lessing" zu vergleichen ist, - als ein Zaubermittel, wodurch besonders bei der Geburt des Herakles durch die Alkmene nach schon begonnenen Geburtswehen 7 Tage lang deren Geburtskräfte gefesselt wurden. Unbegründet war eine frühere Behauptung Böttigers (kleine Schriften, II. S. 355 oben), dass das Händefalten erst durch die Kreuzfahrer nach Europa gekommen sei.

Was in der griechischen Religion, Sitte und Baukunst als die alte dorische Einfachheit, Strenge und Härte bezeichnet wird, möchte das ägyptische Priesterthum, die priesterliche strenge Gesetzgebung und Erziehung sein, welche den Griechen aus Aegypten über die Inseln und besonders über Kreta zukam. Eine wenig angemessene Auffassung scheint es aber zu sein, wenn Steinthal in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, II. (Berlin 1861) S. 311, behauptet, Dorer von Kreta, welche dort mit dem Baalskulte bekannt geworden waren, haben im 9. Jahrh. vor Chr. die strenge, reinere Seite des semitischen Lichtgottes dem Apollo angeeignet und diesem neuen Apollo in Delphon einen Tempel und ein Orakel mit einer Priesterschaft gegründet. Vielmehr dürfte das Apollinische, d. h. der geistigere und sittlichere Lichtdienst im Gegensatze zu dem blossen Natur- und Thierdienst des ägyptischen Volkes und zu dem schrecklichen phönicischen Feuer- oder Molochsdienste, recht eigentlich das eigenthümlich Griechische, das wahre Griechenthum, - die griechische Freiheit und Menschlichkeit gegenüber der asiatischen despotischen Barbarei sein.

Sucht man schliesslich ein Gesammtbild und eine Gesammtvorstellung von der ägyptischen Bauhütte zu gewinnen, möchte dieses dahin zu fassen sein, dass die Baukunst als solche gleich allen übrigen Wissenschaften eine

Dieses gegen das Ende des 9ten Jahrh. aufgekommene christliche Händefalten, welches an die Stelle des bis dahin üblichen Betens mit den in der Kreuzesform ausgestreckten und erhobenen Händen trat, galt im Alterthum oder bei den Römern und Griechen, wie besonders aus Ovid, Met. IX. 279 ff., zu ersehen und worüber in den kleinen Schriften von Böttiger, I. 61 ff., die Abhandlung: „Ilithyia oder die Hexe, ein archäologisches Fragment nach Lessing“ zu vergleichen ist, – als ein Zaubermittel, wodurch besonders bei der Geburt des Herakles durch die Alkmene nach schon begonnenen Geburtswehen 7 Tage lang deren Geburtskräfte gefesselt wurden. Unbegründet war eine frühere Behauptung Böttigers (kleine Schriften, II. S. 355 oben), dass das Händefalten erst durch die Kreuzfahrer nach Europa gekommen sei.

Was in der griechischen Religion, Sitte und Baukunst als die alte dorische Einfachheit, Strenge und Härte bezeichnet wird, möchte das ägyptische Priesterthum, die priesterliche strenge Gesetzgebung und Erziehung sein, welche den Griechen aus Aegypten über die Inseln und besonders über Kreta zukam. Eine wenig angemessene Auffassung scheint es aber zu sein, wenn Steinthal in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, II. (Berlin 1861) S. 311, behauptet, Dorer von Kreta, welche dort mit dem Baalskulte bekannt geworden waren, haben im 9. Jahrh. vor Chr. die strenge, reinere Seite des semitischen Lichtgottes dem Apollo angeeignet und diesem neuen Apollo in Delphon einen Tempel und ein Orakel mit einer Priesterschaft gegründet. Vielmehr dürfte das Apollinische, d. h. der geistigere und sittlichere Lichtdienst im Gegensatze zu dem blossen Natur- und Thierdienst des ägyptischen Volkes und zu dem schrecklichen phönicischen Feuer- oder Molochsdienste, recht eigentlich das eigenthümlich Griechische, das wahre Griechenthum, – die griechische Freiheit und Menschlichkeit gegenüber der asiatischen despotischen Barbarei sein.

Sucht man schliesslich ein Gesammtbild und eine Gesammtvorstellung von der ägyptischen Bauhütte zu gewinnen, möchte dieses dahin zu fassen sein, dass die Baukunst als solche gleich allen übrigen Wissenschaften eine

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Dieses gegen das Ende des 9ten Jahrh. aufgekommene christliche Händefalten, welches an die Stelle des bis dahin üblichen Betens mit den in der Kreuzesform ausgestreckten und erhobenen Händen trat, galt im Alterthum oder bei den Römern und Griechen, wie besonders aus Ovid, Met. IX. 279 ff., zu ersehen und worüber in den kleinen Schriften von Böttiger, I. 61 ff., die Abhandlung: &#x201E;Ilithyia oder die Hexe, ein archäologisches Fragment nach Lessing&#x201C; zu vergleichen ist, &#x2013; als ein Zaubermittel, wodurch besonders bei der Geburt des Herakles durch die Alkmene nach schon begonnenen Geburtswehen 7 Tage lang deren Geburtskräfte gefesselt wurden. Unbegründet war eine frühere Behauptung Böttigers (kleine Schriften, II. S. 355 oben), dass das Händefalten erst durch die Kreuzfahrer nach Europa gekommen sei.</p>
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 Was in der griechischen Religion, Sitte und Baukunst als die alte dorische Einfachheit, Strenge und Härte bezeichnet wird, möchte das ägyptische Priesterthum, die priesterliche strenge Gesetzgebung und Erziehung sein, welche den Griechen aus Aegypten über die Inseln und besonders über Kreta zukam. Eine wenig angemessene Auffassung scheint es aber zu sein, wenn Steinthal in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und  Sprachwissenschaft, II. (Berlin 1861) S. 311, behauptet, Dorer von Kreta, welche dort mit dem Baalskulte bekannt geworden waren, haben im 9. Jahrh. vor Chr. die strenge, reinere Seite des semitischen Lichtgottes dem Apollo angeeignet und diesem neuen Apollo in Delphon einen Tempel und ein Orakel mit einer Priesterschaft gegründet. Vielmehr dürfte das Apollinische, d. h. der geistigere und sittlichere Lichtdienst im Gegensatze zu dem blossen Natur- und Thierdienst des ägyptischen <hi rendition="#g">Volkes</hi> und zu dem schrecklichen phönicischen Feuer- oder Molochsdienste, recht eigentlich das eigenthümlich Griechische, das wahre Griechenthum, &#x2013; die griechische Freiheit und Menschlichkeit gegenüber der asiatischen despotischen Barbarei sein.</p>
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[77/0097] Dieses gegen das Ende des 9ten Jahrh. aufgekommene christliche Händefalten, welches an die Stelle des bis dahin üblichen Betens mit den in der Kreuzesform ausgestreckten und erhobenen Händen trat, galt im Alterthum oder bei den Römern und Griechen, wie besonders aus Ovid, Met. IX. 279 ff., zu ersehen und worüber in den kleinen Schriften von Böttiger, I. 61 ff., die Abhandlung: „Ilithyia oder die Hexe, ein archäologisches Fragment nach Lessing“ zu vergleichen ist, – als ein Zaubermittel, wodurch besonders bei der Geburt des Herakles durch die Alkmene nach schon begonnenen Geburtswehen 7 Tage lang deren Geburtskräfte gefesselt wurden. Unbegründet war eine frühere Behauptung Böttigers (kleine Schriften, II. S. 355 oben), dass das Händefalten erst durch die Kreuzfahrer nach Europa gekommen sei. Was in der griechischen Religion, Sitte und Baukunst als die alte dorische Einfachheit, Strenge und Härte bezeichnet wird, möchte das ägyptische Priesterthum, die priesterliche strenge Gesetzgebung und Erziehung sein, welche den Griechen aus Aegypten über die Inseln und besonders über Kreta zukam. Eine wenig angemessene Auffassung scheint es aber zu sein, wenn Steinthal in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, II. (Berlin 1861) S. 311, behauptet, Dorer von Kreta, welche dort mit dem Baalskulte bekannt geworden waren, haben im 9. Jahrh. vor Chr. die strenge, reinere Seite des semitischen Lichtgottes dem Apollo angeeignet und diesem neuen Apollo in Delphon einen Tempel und ein Orakel mit einer Priesterschaft gegründet. Vielmehr dürfte das Apollinische, d. h. der geistigere und sittlichere Lichtdienst im Gegensatze zu dem blossen Natur- und Thierdienst des ägyptischen Volkes und zu dem schrecklichen phönicischen Feuer- oder Molochsdienste, recht eigentlich das eigenthümlich Griechische, das wahre Griechenthum, – die griechische Freiheit und Menschlichkeit gegenüber der asiatischen despotischen Barbarei sein. Sucht man schliesslich ein Gesammtbild und eine Gesammtvorstellung von der ägyptischen Bauhütte zu gewinnen, möchte dieses dahin zu fassen sein, dass die Baukunst als solche gleich allen übrigen Wissenschaften eine

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/97>, abgerufen am 22.11.2024.