Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

sammen mit einem grossen Strahlen- oder Flammenschein umgeben sind. Bei den Indern wird von der schönen Damajanti gerühmt, dass sie schimmernden Leibes sei, des Mondes Schimmer nicht achtend wegen des eigenen Lichtes. Der Tugendglanz auf Duschmanta's Angesicht strahlt wie ein schön geschliffener Diamant. Bei dem sog. Zendvolke lässt die Sage die alten Helden von einem Lichtglanze (qareno) umgeben sein, kraft dessen sie ihre grossen Werke zu Stande brachten, wie der 19. Jescht zeigt. Haug, die Gathas des Zarathustra, II. (Leipzig 1860) S. 128, glaubt daher Caoshjannto's, wie in den Gathas die alten Helden genannt werden, als die Leuchtenden von cuc, leuchten, deuten zu können, wie leuchtend (cocucanah) auch im Weda ein öfter gebrauchtes Prädicat Agni's sei. Caoskjac soll nach Haug nur ein Name der uralten arischen Feuerpriester sein, wie Atharvan's und Bhrigu's im Weda, und die das Feuer (durch Anzünden und Unterhalten) wachsen oder hell und licht Machenden bezeichnen. Die Caoskjannto hält Haug zuletzt (S. 161) mit den Feuerverehrern, mit den Mazdaverehrern für identisch oder nur für eine höhere Klasse derselben. - Psalm 104 beginnt den Schöpfer also zu lobpreisen:

Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, du bist sehr gross,
Mit Majestät und Herrlichkeit bist du gekleidet.
Er zeucht Licht an, wie ein Gewand,
Spannt den Himmel aus, wie eine Zeltdecke.
Der mit Wasser aufbaut seine Söller,
Die Wolken macht zu seinem Fahrzeug,
Der einherfährt auf den Flügeln des Windes:
Er macht die Winde zu seinen Boten,
Zu seinen Dienern lodernde Flammen.

Diese wenigen Verse umschliessen sehr Vieles von dem Glauben und der göttlichen Symbolik des Alterthums und könnten leicht zum Gegenstande längerer Betrachtungen gewählt werden. Majestät, Herrlichkeit und Licht ist das Kleid der Gottheit und der Himmel sein Zelt, seine Wohnung; da aber Kleid und Wohnung (und Leib) ganz verwandte Begriffe und Benennungen sind,1) ist das Licht

1) Vergl. darüber die schöne Abhandlung von L. Tobler in Pfeiffer's Germania, IV. S. 169 ff.

sammen mit einem grossen Strahlen- oder Flammenschein umgeben sind. Bei den Indern wird von der schönen Damajanti gerühmt, dass sie schimmernden Leibes sei, des Mondes Schimmer nicht achtend wegen des eigenen Lichtes. Der Tugendglanz auf Duschmanta’s Angesicht strahlt wie ein schön geschliffener Diamant. Bei dem sog. Zendvolke lässt die Sage die alten Helden von einem Lichtglanze (qarenô) umgeben sein, kraft dessen sie ihre grossen Werke zu Stande brachten, wie der 19. Jescht zeigt. Haug, die Gâthâs des Zarathustra, II. (Leipzig 1860) S. 128, glaubt daher Çaoshjañtô’s, wie in den Gâthâs die alten Helden genannt werden, als die Leuchtenden von çuc, leuchten, deuten zu können, wie leuchtend (çocucânah) auch im Weda ein öfter gebrauchtes Prädicat Agni’s sei. Caoskjac soll nach Haug nur ein Name der uralten arischen Feuerpriester sein, wie Atharvan’s und Bhrigu’s im Weda, und die das Feuer (durch Anzünden und Unterhalten) wachsen oder hell und licht Machenden bezeichnen. Die Çaoskjañto hält Haug zuletzt (S. 161) mit den Feuerverehrern, mit den Mazdaverehrern für identisch oder nur für eine höhere Klasse derselben. – Psalm 104 beginnt den Schöpfer also zu lobpreisen:

Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, du bist sehr gross,
Mit Majestät und Herrlichkeit bist du gekleidet.
Er zeucht Licht an, wie ein Gewand,
Spannt den Himmel aus, wie eine Zeltdecke.
Der mit Wasser aufbaut seine Söller,
Die Wolken macht zu seinem Fahrzeug,
Der einherfährt auf den Flügeln des Windes:
Er macht die Winde zu seinen Boten,
Zu seinen Dienern lodernde Flammen.

Diese wenigen Verse umschliessen sehr Vieles von dem Glauben und der göttlichen Symbolik des Alterthums und könnten leicht zum Gegenstande längerer Betrachtungen gewählt werden. Majestät, Herrlichkeit und Licht ist das Kleid der Gottheit und der Himmel sein Zelt, seine Wohnung; da aber Kleid und Wohnung (und Leib) ganz verwandte Begriffe und Benennungen sind,1) ist das Licht

1) Vergl. darüber die schöne Abhandlung von L. Tobler in Pfeiffer’s Germania, IV. S. 169 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0568" n="548"/>
sammen mit einem grossen Strahlen- oder Flammenschein umgeben sind. Bei den Indern wird von der schönen Damajanti gerühmt, dass sie schimmernden Leibes sei, des Mondes Schimmer nicht achtend wegen des eigenen Lichtes. Der Tugendglanz auf Duschmanta&#x2019;s Angesicht strahlt wie ein schön geschliffener Diamant. Bei dem sog. Zendvolke lässt die Sage die alten Helden von einem Lichtglanze (qarenô) umgeben sein, kraft dessen sie ihre grossen Werke zu Stande brachten, wie der 19. Jescht zeigt. Haug, die Gâthâs des Zarathustra, II. (Leipzig 1860) S. 128, glaubt daher Çaoshjañtô&#x2019;s, wie in den Gâthâs die alten Helden genannt werden, als die <hi rendition="#g">Leuchtenden</hi> von çuc, leuchten, deuten zu können, wie leuchtend (çocucânah) auch im Weda ein öfter gebrauchtes Prädicat Agni&#x2019;s sei. Caoskjac soll nach Haug nur ein Name der uralten arischen Feuerpriester sein, wie Atharvan&#x2019;s und Bhrigu&#x2019;s im Weda, und die das Feuer (durch Anzünden und Unterhalten) wachsen oder hell und licht Machenden bezeichnen. Die Çaoskjañto hält Haug zuletzt (S. 161) mit den Feuerverehrern, mit den Mazdaverehrern für identisch oder nur für eine höhere Klasse derselben. &#x2013; Psalm 104 beginnt den Schöpfer also zu lobpreisen:</p>
        <cit rendition="#et">
          <quote>
            <p>
 Lobe den Herrn, meine Seele!<lb/>
Herr, mein Gott, du bist sehr gross,<lb/>
Mit Majestät und Herrlichkeit bist du gekleidet.<lb/>
Er zeucht <hi rendition="#g">Licht</hi> an, wie ein Gewand,<lb/>
Spannt den Himmel aus, wie eine Zeltdecke.<lb/>
Der mit Wasser aufbaut seine Söller,<lb/>
Die Wolken macht zu seinem Fahrzeug,<lb/>
Der einherfährt auf den Flügeln des Windes:<lb/>
Er macht die Winde zu seinen Boten,<lb/>
Zu seinen Dienern lodernde Flammen.</p>
          </quote>
        </cit>
        <p>
     Diese wenigen Verse umschliessen sehr Vieles von dem Glauben und der göttlichen Symbolik des Alterthums und könnten leicht zum Gegenstande längerer Betrachtungen gewählt werden. Majestät, Herrlichkeit und Licht ist das Kleid der Gottheit und der Himmel sein Zelt, seine Wohnung; da aber Kleid und Wohnung (und Leib) ganz verwandte Begriffe und Benennungen sind,<note place="foot" n="1)">Vergl. darüber die schöne Abhandlung von L. Tobler in Pfeiffer&#x2019;s Germania, IV. S. 169 ff.</note> ist das Licht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[548/0568] sammen mit einem grossen Strahlen- oder Flammenschein umgeben sind. Bei den Indern wird von der schönen Damajanti gerühmt, dass sie schimmernden Leibes sei, des Mondes Schimmer nicht achtend wegen des eigenen Lichtes. Der Tugendglanz auf Duschmanta’s Angesicht strahlt wie ein schön geschliffener Diamant. Bei dem sog. Zendvolke lässt die Sage die alten Helden von einem Lichtglanze (qarenô) umgeben sein, kraft dessen sie ihre grossen Werke zu Stande brachten, wie der 19. Jescht zeigt. Haug, die Gâthâs des Zarathustra, II. (Leipzig 1860) S. 128, glaubt daher Çaoshjañtô’s, wie in den Gâthâs die alten Helden genannt werden, als die Leuchtenden von çuc, leuchten, deuten zu können, wie leuchtend (çocucânah) auch im Weda ein öfter gebrauchtes Prädicat Agni’s sei. Caoskjac soll nach Haug nur ein Name der uralten arischen Feuerpriester sein, wie Atharvan’s und Bhrigu’s im Weda, und die das Feuer (durch Anzünden und Unterhalten) wachsen oder hell und licht Machenden bezeichnen. Die Çaoskjañto hält Haug zuletzt (S. 161) mit den Feuerverehrern, mit den Mazdaverehrern für identisch oder nur für eine höhere Klasse derselben. – Psalm 104 beginnt den Schöpfer also zu lobpreisen: Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, du bist sehr gross, Mit Majestät und Herrlichkeit bist du gekleidet. Er zeucht Licht an, wie ein Gewand, Spannt den Himmel aus, wie eine Zeltdecke. Der mit Wasser aufbaut seine Söller, Die Wolken macht zu seinem Fahrzeug, Der einherfährt auf den Flügeln des Windes: Er macht die Winde zu seinen Boten, Zu seinen Dienern lodernde Flammen. Diese wenigen Verse umschliessen sehr Vieles von dem Glauben und der göttlichen Symbolik des Alterthums und könnten leicht zum Gegenstande längerer Betrachtungen gewählt werden. Majestät, Herrlichkeit und Licht ist das Kleid der Gottheit und der Himmel sein Zelt, seine Wohnung; da aber Kleid und Wohnung (und Leib) ganz verwandte Begriffe und Benennungen sind, 1) ist das Licht 1) Vergl. darüber die schöne Abhandlung von L. Tobler in Pfeiffer’s Germania, IV. S. 169 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/568
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/568>, abgerufen am 22.11.2024.