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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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1287 Pierre Bonneuil mit 10 Gefährten von Paris nach Upsala reiste, um den dortigen Dom zu bauen, - 1343 Mathias von Arras den Dom zu Prag gründete, - 1386 Philipp Bonaventura aus Paris der erste Architekt des Domes von Mailand war, aber sammt seinen französischen Gehülfen einer Intrigue weichen musste, - der Franzose Hardouin 1390 San Petronio in Bologna begonnen haben soll u. s. w.1) Ueber die zwischen 1263 - 1278 fallende Erbauung der frühgothischen Stiftskirche zu Wimpfen im Thal sagt das Chronicon ecclesiae Wimpensis des dortigen, 1300 verstorbenen Dechanten Burchard de Hallis: "Monasterium a R. P. Crudolfo constructum, praenimia vetustate ruinosum, ita ut jam in proximo ruinam minari putaretur, diruit accitoque peritissimo architecturae artis latomo, qui tunc noviter de villa Pariensi et partibus venerat Franciae, opere Francigeno Basilicam ex sectis lapidibus construi jussit (nämlich der Dechant Richard von Dietensheim).2) Otte bemerkt noch, dass Deutschland wohl an dem im J. 1207 gegründeten Chor des Domes zu Magdeburg mit seinem Kapellenkranz das älteste Beispiel jenes primitiven französischen Kathedralstyls besitze: in der Weise jedoch, dass der Baumeister, welcher offenbar das neue französische System kannte, das altherkömmliche Einheimische in eigenthüinlicher Weise mit dem in der Fremde Neugeschaffenen zu verschmelzen gewusst habe, weshalb auch Kugler mit Recht den Magdeburger Domchor nicht den romanischen Bauwerken beizähle, sondern ein gothisches Gebäude, doch stark versetzt mit romanischen Formen, nenne.

Meiners, über die Wiederherstellung der Freiheit und des Standes der Freien in den Städten, in dem von ihm und Spittler herausgegebenen göttingischen historischen Magazin, VIII. S. 614 ff., betrachtet die italienischen Städte und besonders diejenigen des oberen Italiens als die Geburtsstätte der (jedoch schnell wieder verlornen) Freiheit. Die durch Handel und Manufacturen mächtigste und reichste Stadt in Italien war im 14ten und 15ten Jahrh. nach

1) Kunstbl. für 1847, S. 42 b.
2) Müller, Beiträge zur teutschen Kunst- und Geschichskunde, I. (1832) S. 73, und im Kunstbl. für 1847, S. 115 a.

1287 Pierre Bonneuil mit 10 Gefährten von Paris nach Upsala reiste, um den dortigen Dom zu bauen, – 1343 Mathias von Arras den Dom zu Prag gründete, – 1386 Philipp Bonaventura aus Paris der erste Architekt des Domes von Mailand war, aber sammt seinen französischen Gehülfen einer Intrigue weichen musste, – der Franzose Hardouin 1390 San Petronio in Bologna begonnen haben soll u. s. w.1) Ueber die zwischen 1263 – 1278 fallende Erbauung der frühgothischen Stiftskirche zu Wimpfen im Thal sagt das Chronicon ecclesiae Wimpensis des dortigen, 1300 verstorbenen Dechanten Burchard de Hallis: „Monasterium a R. P. Crudolfo constructum, praenimia vetustate ruinosum, ita ut jam in proximo ruinam minari putaretur, diruit accitoque peritissimo architecturae artis latomo, qui tunc noviter de villa Pariensi et partibus venerat Franciae, opere Francigeno Basilicam ex sectis lapidibus construi jussit (nämlich der Dechant Richard von Dietensheim).2) Otte bemerkt noch, dass Deutschland wohl an dem im J. 1207 gegründeten Chor des Domes zu Magdeburg mit seinem Kapellenkranz das älteste Beispiel jenes primitiven französischen Kathedralstyls besitze: in der Weise jedoch, dass der Baumeister, welcher offenbar das neue französische System kannte, das altherkömmliche Einheimische in eigenthüinlicher Weise mit dem in der Fremde Neugeschaffenen zu verschmelzen gewusst habe, weshalb auch Kugler mit Recht den Magdeburger Domchor nicht den romanischen Bauwerken beizähle, sondern ein gothisches Gebäude, doch stark versetzt mit romanischen Formen, nenne.

Meiners, über die Wiederherstellung der Freiheit und des Standes der Freien in den Städten, in dem von ihm und Spittler herausgegebenen göttingischen historischen Magazin, VIII. S. 614 ff., betrachtet die italienischen Städte und besonders diejenigen des oberen Italiens als die Geburtsstätte der (jedoch schnell wieder verlornen) Freiheit. Die durch Handel und Manufacturen mächtigste und reichste Stadt in Italien war im 14ten und 15ten Jahrh. nach

1) Kunstbl. für 1847, S. 42 b.
2) Müller, Beiträge zur teutschen Kunst- und Geschichskunde, I. (1832) S. 73, und im Kunstbl. für 1847, S. 115 a.
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[469/0489] 1287 Pierre Bonneuil mit 10 Gefährten von Paris nach Upsala reiste, um den dortigen Dom zu bauen, – 1343 Mathias von Arras den Dom zu Prag gründete, – 1386 Philipp Bonaventura aus Paris der erste Architekt des Domes von Mailand war, aber sammt seinen französischen Gehülfen einer Intrigue weichen musste, – der Franzose Hardouin 1390 San Petronio in Bologna begonnen haben soll u. s. w. 1) Ueber die zwischen 1263 – 1278 fallende Erbauung der frühgothischen Stiftskirche zu Wimpfen im Thal sagt das Chronicon ecclesiae Wimpensis des dortigen, 1300 verstorbenen Dechanten Burchard de Hallis: „Monasterium a R. P. Crudolfo constructum, praenimia vetustate ruinosum, ita ut jam in proximo ruinam minari putaretur, diruit accitoque peritissimo architecturae artis latomo, qui tunc noviter de villa Pariensi et partibus venerat Franciae, opere Francigeno Basilicam ex sectis lapidibus construi jussit (nämlich der Dechant Richard von Dietensheim). 2) Otte bemerkt noch, dass Deutschland wohl an dem im J. 1207 gegründeten Chor des Domes zu Magdeburg mit seinem Kapellenkranz das älteste Beispiel jenes primitiven französischen Kathedralstyls besitze: in der Weise jedoch, dass der Baumeister, welcher offenbar das neue französische System kannte, das altherkömmliche Einheimische in eigenthüinlicher Weise mit dem in der Fremde Neugeschaffenen zu verschmelzen gewusst habe, weshalb auch Kugler mit Recht den Magdeburger Domchor nicht den romanischen Bauwerken beizähle, sondern ein gothisches Gebäude, doch stark versetzt mit romanischen Formen, nenne. Meiners, über die Wiederherstellung der Freiheit und des Standes der Freien in den Städten, in dem von ihm und Spittler herausgegebenen göttingischen historischen Magazin, VIII. S. 614 ff., betrachtet die italienischen Städte und besonders diejenigen des oberen Italiens als die Geburtsstätte der (jedoch schnell wieder verlornen) Freiheit. Die durch Handel und Manufacturen mächtigste und reichste Stadt in Italien war im 14ten und 15ten Jahrh. nach 1) Kunstbl. für 1847, S. 42 b. 2) Müller, Beiträge zur teutschen Kunst- und Geschichskunde, I. (1832) S. 73, und im Kunstbl. für 1847, S. 115 a.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/489>, abgerufen am 22.11.2024.