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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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"De caminata. Si magistros caminatam (= caminus, Kamin)1) fecerit, tollat per unam tremissem unum. Et si, abietarii eancellas (Gitter von Tannenholz) fecerit, per solidos uno vadat pedes duodecim. Si vero peumas (= pegmas, Brettergerüste, worüber auch Rich unter pegma ([fremdsprachliches Material]) wie unter cancelli zu vergleichen ist) fecerit, quantos pedes habent, tantas siliquas (der 24ste Theil des Solidus) lebant. Et si carolas (Gitter mit kleinen Steinpfeilern) fecerit cum gisso, det per tremisse carolas quattuor: annonas ei non repotetur."

"De furnum. Si vero furnum2) in pensele3) cum caccabos (grösseres oder kleineres Töpfergeschirr zur Ausfüllung der Wände und namentlich zur Erleichterung der Gewölbe) fecerit, et postes (die grossen steinernen Posten) tres aut quattuor habuerit, et cunt pineam (Giebeltheil) suam levaverit caccabos ducenti quinquaginta ita ut pinea ipsa habeat caccabos vigintiquinque, exinde tollat tremissem unum; et si quingentos caccabos habuerit, habeat duos tremisses; et si mille fuerint caccabi, tollat exinde mereedes tremisses quattuor."

1) Rieb unter Caminus ([fremdsprachliches Material]). Das altdeutsche Kemenate bildet die Parallele zu Caminata, sala caminata, d. i. die mit einem Feuerheerde versehene Halle, welche Carminata in diesen Verordnungen als das älteste Beispiel vorkommt. Rich glaubt, dass, wenn die Alten Schornsteine, Kamine kannten, sie dieselben sehr selten anwandten. Auch Reumont bekennt sich zur ähnlichen Ansicht, dass die regelmässigen, über das Dach sich emporhebenden Schornsteine erst seit dem 8ten Jahrh. in Italien entstanden und im 15ten Jahrh. allgemeiner geworden, oder auch zur Verhütung von Feuersbrünsten zuweilen einzuführen vorgeschrieben worden seien, wie man u. A. aus einer 1460 gemachten Aeusserung des Leon Batista Alberti's ersehe. Dass das deutsche Kemenate, awhd. cheminata, von dem lateinischen caminata abstamme und zunächst die Bedeutung eines heizbaren Gemaches habe, möchte kaum zu bezweifeln sein; vergl. jedoch die mittelhochdeutsehen Wörterbücher von Benecke und Ziemann, sowie Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 295.
2) Furnus bezeichnet nach Rich u. d. W. einen Ofen, um Brod oder jede andere Sache darin zu backen.
3) Nach Reumont muss man bei pensele oder pisile, wie andere Handschriften lesen, wohl an jene Bedeutung von pisalis denken, welche Guerard hat: conclave vaporario vel fornacula calefactum, unde gallice poele.

„De caminata. Si magistros caminatam (= caminus, Kamin)1) fecerit, tollat per unam tremissem unum. Et si, abietarii eancellas (Gitter von Tannenholz) fecerit, per solidos uno vadat pedes duodecim. Si vero peumas (= pegmas, Brettergerüste, worüber auch Rich unter pegma ([fremdsprachliches Material]) wie unter cancelli zu vergleichen ist) fecerit, quantos pedes habent, tantas siliquas (der 24ste Theil des Solidus) lebant. Et si carolas (Gitter mit kleinen Steinpfeilern) fecerit cum gisso, det per tremisse carolas quattuor: annonas ei non repotetur.“

„De furnum. Si vero furnum2) in pensele3) cum caccabos (grösseres oder kleineres Töpfergeschirr zur Ausfüllung der Wände und namentlich zur Erleichterung der Gewölbe) fecerit, et postes (die grossen steinernen Posten) tres aut quattuor habuerit, et cunt pineam (Giebeltheil) suam levaverit caccabos ducenti quinquaginta ita ut pinea ipsa habeat caccabos vigintiquinque, exinde tollat tremissem unum; et si quingentos caccabos habuerit, habeat duos tremisses; et si mille fuerint caccabi, tollat exinde mereedes tremisses quattuor.“

1) Rieb unter Caminus ([fremdsprachliches Material]). Das altdeutsche Kemenate bildet die Parallele zu Caminata, sala caminata, d. i. die mit einem Feuerheerde versehene Halle, welche Carminata in diesen Verordnungen als das älteste Beispiel vorkommt. Rich glaubt, dass, wenn die Alten Schornsteine, Kamine kannten, sie dieselben sehr selten anwandten. Auch Reumont bekennt sich zur ähnlichen Ansicht, dass die regelmässigen, über das Dach sich emporhebenden Schornsteine erst seit dem 8ten Jahrh. in Italien entstanden und im 15ten Jahrh. allgemeiner geworden, oder auch zur Verhütung von Feuersbrünsten zuweilen einzuführen vorgeschrieben worden seien, wie man u. A. aus einer 1460 gemachten Aeusserung des Leon Batista Alberti’s ersehe. Dass das deutsche Kemenâte, awhd. cheminâta, von dem lateinischen caminata abstamme und zunächst die Bedeutung eines heizbaren Gemaches habe, möchte kaum zu bezweifeln sein; vergl. jedoch die mittelhochdeutsehen Wörterbücher von Benecke und Ziemann, sowie Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 295.
2) Furnus bezeichnet nach Rich u. d. W. einen Ofen, um Brod oder jede andere Sache darin zu backen.
3) Nach Reumont muss man bei pensele oder pisile, wie andere Handschriften lesen, wohl an jene Bedeutung von pisalis denken, welche Guerard hat: conclave vaporario vel fornacula calefactum, unde gallice poële.
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[467/0487] „De caminata. Si magistros caminatam (= caminus, Kamin) 1) fecerit, tollat per unam tremissem unum. Et si, abietarii eancellas (Gitter von Tannenholz) fecerit, per solidos uno vadat pedes duodecim. Si vero peumas (= pegmas, Brettergerüste, worüber auch Rich unter pegma (_ ) wie unter cancelli zu vergleichen ist) fecerit, quantos pedes habent, tantas siliquas (der 24ste Theil des Solidus) lebant. Et si carolas (Gitter mit kleinen Steinpfeilern) fecerit cum gisso, det per tremisse carolas quattuor: annonas ei non repotetur.“ „De furnum. Si vero furnum 2) in pensele 3) cum caccabos (grösseres oder kleineres Töpfergeschirr zur Ausfüllung der Wände und namentlich zur Erleichterung der Gewölbe) fecerit, et postes (die grossen steinernen Posten) tres aut quattuor habuerit, et cunt pineam (Giebeltheil) suam levaverit caccabos ducenti quinquaginta ita ut pinea ipsa habeat caccabos vigintiquinque, exinde tollat tremissem unum; et si quingentos caccabos habuerit, habeat duos tremisses; et si mille fuerint caccabi, tollat exinde mereedes tremisses quattuor.“ 1) Rieb unter Caminus (_ ). Das altdeutsche Kemenate bildet die Parallele zu Caminata, sala caminata, d. i. die mit einem Feuerheerde versehene Halle, welche Carminata in diesen Verordnungen als das älteste Beispiel vorkommt. Rich glaubt, dass, wenn die Alten Schornsteine, Kamine kannten, sie dieselben sehr selten anwandten. Auch Reumont bekennt sich zur ähnlichen Ansicht, dass die regelmässigen, über das Dach sich emporhebenden Schornsteine erst seit dem 8ten Jahrh. in Italien entstanden und im 15ten Jahrh. allgemeiner geworden, oder auch zur Verhütung von Feuersbrünsten zuweilen einzuführen vorgeschrieben worden seien, wie man u. A. aus einer 1460 gemachten Aeusserung des Leon Batista Alberti’s ersehe. Dass das deutsche Kemenâte, awhd. cheminâta, von dem lateinischen caminata abstamme und zunächst die Bedeutung eines heizbaren Gemaches habe, möchte kaum zu bezweifeln sein; vergl. jedoch die mittelhochdeutsehen Wörterbücher von Benecke und Ziemann, sowie Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 295. 2) Furnus bezeichnet nach Rich u. d. W. einen Ofen, um Brod oder jede andere Sache darin zu backen. 3) Nach Reumont muss man bei pensele oder pisile, wie andere Handschriften lesen, wohl an jene Bedeutung von pisalis denken, welche Guerard hat: conclave vaporario vel fornacula calefactum, unde gallice poële.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/487>, abgerufen am 22.11.2024.