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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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hieraus lasse sich schliessen, dass die Bildschnitzer nicht blos durch Zunftvereinigung den Malern weit näher gestanden als den Bildhauern und den Steinmetzen, sondern auch in Styl und Behandlung ihrer Werke von denselben abhängiger gewesen, ja meist unter ihrer Aufsicht gearbeitet haben, wenn es sich davon handelte, Kunstwerke, wie Altäre und Bildschreine aufzustellen, an welchen Malerei und Schnitzwerk vereinigt wurden; nehme man hinzu, dass wahrscheinlich viele Maler seIbst Bildschnitzer gewesen, wie man dieses von Albrecht Dürer wisse, so erkläre es sich, warum bei Werken der erwähnten Art immer nur die Maler, nicht aber die Bildschnitzer genannt werden. Diese Bemerkung von Schorn dürfte wenigstens hinsichtlich der Bildhauer nicht ganz das Richtige treffen. Der Grund, weshalb in den bürgerlichen und städti-

Walz, im Kunstbl. für 1842, Nr. 82. Letronne, mit dem hinsichtlich der Wandmalerei an sich Walz, Klenze und Welker zum grossen Theile übereinstimmen, hatte gegen Raoul-Rochette, der allein die Tafelmalerei gelten lassen wollte, die Idee vertheidigt, dass nach aus Aegypten ererbterTradition (indem Letronne die ägyptischen Einflüsse auf die griech. Kunst anerkennt, wie die phömocisch-ägyptischen Abeken und Brunn, im Kunstbl. von 1846, Nr. 24 und 25, auf die griechische und altetruskische) auch in Griechenland alle Tempel und Hallen bemalt gewesen seien. Dagegen richtete Raoul-Rochette zulezt seine Lettres archeologiques des Grecs, Paris 1840. Sind diese Ansichten über die ägyptischen Einwirkungen begründet, dann haben Diejenigen Recht, welche, wie z. B. auch Lepsius in einer Abhandlung in den Annali dell' Instituto di correspondenza archeologiea, vol. IX, die griechische Säule und manche andere architektonische Formen und die erste plastische Bildung der Griechen auf Aegypten zurückleiten. Klenze (S. 548) scheint es die ganze griech. Kunstgesch. zu beweisen, dass der Gebrauch gefärbter Architektur von den ägyptischen und phönicischen Kolonisten nach Griechenland gebracht worden sei; an die Kunstgebräuche dieser Kolonisten sind nach Klenze (S. 561) auch die alten Reliefvorstellungen anzuknüpfen, da alle altgriechische Malerei anfänglich von dem Gebrauche, die plastischen Reliefs zu koloriren, unmittelbar ausgegangen zu sein scheine und deshalb alle bekannten alten Vasengemälde reliefartig angeordnet und als Monochromen, d. h. mit einer oder höchstens zwei Farben ohne Schatten und Licht von dem ebenfalls farbigen Grunde abgesetzt seien. Namentlich soll nach Denon und Klenze (S: 618) auch die Malerei auf frischem Kalk aus Aegypten stammen.

hieraus lasse sich schliessen, dass die Bildschnitzer nicht blos durch Zunftvereinigung den Malern weit näher gestanden als den Bildhauern und den Steinmetzen, sondern auch in Styl und Behandlung ihrer Werke von denselben abhängiger gewesen, ja meist unter ihrer Aufsicht gearbeitet haben, wenn es sich davon handelte, Kunstwerke, wie Altäre und Bildschreine aufzustellen, an welchen Malerei und Schnitzwerk vereinigt wurden; nehme man hinzu, dass wahrscheinlich viele Maler seIbst Bildschnitzer gewesen, wie man dieses von Albrecht Dürer wisse, so erkläre es sich, warum bei Werken der erwähnten Art immer nur die Maler, nicht aber die Bildschnitzer genannt werden. Diese Bemerkung von Schorn dürfte wenigstens hinsichtlich der Bildhauer nicht ganz das Richtige treffen. Der Grund, weshalb in den bürgerlichen und städti-

Walz, im Kunstbl. für 1842, Nr. 82. Letronne, mit dem hinsichtlich der Wandmalerei an sich Walz, Klenze und Welker zum grossen Theile übereinstimmen, hatte gegen Raoul-Rochette, der allein die Tafelmalerei gelten lassen wollte, die Idee vertheidigt, dass nach aus Aegypten ererbterTradition (indem Letronne die ägyptischen Einflüsse auf die griech. Kunst anerkennt, wie die phömocisch-ägyptischen Abeken und Brunn, im Kunstbl. von 1846, Nr. 24 und 25, auf die griechische und altetruskische) auch in Griechenland alle Tempel und Hallen bemalt gewesen seien. Dagegen richtete Raoul-Rochette zulezt seine Lettres archéologiques des Grecs, Paris 1840. Sind diese Ansichten über die ägyptischen Einwirkungen begründet, dann haben Diejenigen Recht, welche, wie z. B. auch Lepsius in einer Abhandlung in den Annali dell’ Instituto di correspondenza archeologiea, vol. IX, die griechische Säule und manche andere architektonische Formen und die erste plastische Bildung der Griechen auf Aegypten zurückleiten. Klenze (S. 548) scheint es die ganze griech. Kunstgesch. zu beweisen, dass der Gebrauch gefärbter Architektur von den ägyptischen und phönicischen Kolonisten nach Griechenland gebracht worden sei; an die Kunstgebräuche dieser Kolonisten sind nach Klenze (S. 561) auch die alten Reliefvorstellungen anzuknüpfen, da alle altgriechische Malerei anfänglich von dem Gebrauche, die plastischen Reliefs zu koloriren, unmittelbar ausgegangen zu sein scheine und deshalb alle bekannten alten Vasengemälde reliefartig angeordnet und als Monochromen, d. h. mit einer oder höchstens zwei Farben ohne Schatten und Licht von dem ebenfalls farbigen Grunde abgesetzt seien. Namentlich soll nach Denon und Klenze (S: 618) auch die Malerei auf frischem Kalk aus Aegypten stammen.
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hieraus lasse sich schliessen, dass die Bildschnitzer nicht blos durch Zunftvereinigung den Malern weit näher gestanden als den Bildhauern und den Steinmetzen, sondern auch in Styl und Behandlung ihrer Werke von denselben abhängiger gewesen, ja meist unter ihrer Aufsicht gearbeitet haben, wenn es sich davon handelte, Kunstwerke, wie Altäre und Bildschreine aufzustellen, an welchen Malerei und Schnitzwerk vereinigt wurden; nehme man hinzu, dass wahrscheinlich viele Maler seIbst Bildschnitzer gewesen, wie man dieses von Albrecht Dürer wisse, so erkläre es sich, warum bei Werken der erwähnten Art immer nur die Maler, nicht aber die Bildschnitzer genannt werden. Diese Bemerkung von Schorn dürfte wenigstens hinsichtlich der Bildhauer nicht ganz das Richtige treffen. Der Grund, weshalb in den <hi rendition="#g">bürgerlichen</hi> und <hi rendition="#g">städti-
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[452/0472] hieraus lasse sich schliessen, dass die Bildschnitzer nicht blos durch Zunftvereinigung den Malern weit näher gestanden als den Bildhauern und den Steinmetzen, sondern auch in Styl und Behandlung ihrer Werke von denselben abhängiger gewesen, ja meist unter ihrer Aufsicht gearbeitet haben, wenn es sich davon handelte, Kunstwerke, wie Altäre und Bildschreine aufzustellen, an welchen Malerei und Schnitzwerk vereinigt wurden; nehme man hinzu, dass wahrscheinlich viele Maler seIbst Bildschnitzer gewesen, wie man dieses von Albrecht Dürer wisse, so erkläre es sich, warum bei Werken der erwähnten Art immer nur die Maler, nicht aber die Bildschnitzer genannt werden. Diese Bemerkung von Schorn dürfte wenigstens hinsichtlich der Bildhauer nicht ganz das Richtige treffen. Der Grund, weshalb in den bürgerlichen und städti- 3) 3) Walz, im Kunstbl. für 1842, Nr. 82. Letronne, mit dem hinsichtlich der Wandmalerei an sich Walz, Klenze und Welker zum grossen Theile übereinstimmen, hatte gegen Raoul-Rochette, der allein die Tafelmalerei gelten lassen wollte, die Idee vertheidigt, dass nach aus Aegypten ererbterTradition (indem Letronne die ägyptischen Einflüsse auf die griech. Kunst anerkennt, wie die phömocisch-ägyptischen Abeken und Brunn, im Kunstbl. von 1846, Nr. 24 und 25, auf die griechische und altetruskische) auch in Griechenland alle Tempel und Hallen bemalt gewesen seien. Dagegen richtete Raoul-Rochette zulezt seine Lettres archéologiques des Grecs, Paris 1840. Sind diese Ansichten über die ägyptischen Einwirkungen begründet, dann haben Diejenigen Recht, welche, wie z. B. auch Lepsius in einer Abhandlung in den Annali dell’ Instituto di correspondenza archeologiea, vol. IX, die griechische Säule und manche andere architektonische Formen und die erste plastische Bildung der Griechen auf Aegypten zurückleiten. Klenze (S. 548) scheint es die ganze griech. Kunstgesch. zu beweisen, dass der Gebrauch gefärbter Architektur von den ägyptischen und phönicischen Kolonisten nach Griechenland gebracht worden sei; an die Kunstgebräuche dieser Kolonisten sind nach Klenze (S. 561) auch die alten Reliefvorstellungen anzuknüpfen, da alle altgriechische Malerei anfänglich von dem Gebrauche, die plastischen Reliefs zu koloriren, unmittelbar ausgegangen zu sein scheine und deshalb alle bekannten alten Vasengemälde reliefartig angeordnet und als Monochromen, d. h. mit einer oder höchstens zwei Farben ohne Schatten und Licht von dem ebenfalls farbigen Grunde abgesetzt seien. Namentlich soll nach Denon und Klenze (S: 618) auch die Malerei auf frischem Kalk aus Aegypten stammen.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/472>, abgerufen am 22.11.2024.