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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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metzordnungen gewähren Aufschluss, weil sie dieses Leben und Wirken vor dem Staate und vor dem Publikum nicht verrathen sollten und möglichst verdeckten. Der Dombaumeister, wozu, besonders so lange der Dombau dauerte oder bis zum J. 1439, ein ausgezeichneter Meister des deutschen Baustyls gewonnen und berufen werden musste, war vermöge seines Amtes Vorsteher und Leiter der ganzen Dombauhütte und nach Errichtung der allgemeinen deutschen Bauhütte auch dieser. Aehnlich wird auf den Denkmalen zu Karnak ein Priester als der Oberste der Bauten genannt1) und dadurch zugleich wenigstens das Tempelbauwesen als eine Priesterangelegenheit erwiesen. Auf den Denkmalen zu Esne oder Eleithyia wird auch ein Ahmes als der Oberste der Schiffer erwähnt,2) welcher von sich erzählt, dass er 7 Mal im Kriegsdienste das goldene Halsband der Tapferkeit als Ehrenauszeichnung erworben habe. Der Oberste der Schiffer ist also hier eine militärische und keine bürgerliche Würde. Dagegen erscheint in einer lnschrift der Katarakteninsel Seheil bei Philae um 2000 vor Chr. ein Bauinspector über die Steinbrüche der grossen Obelisken und erster Prophet der Götter Num-Ra u. s. w.;3) ebenso ein Baubeamter. - Neben und unter dem eigentlichen Dombaumeister waren gewiss zur Zeit des Dombaues als Unterleiter noch weitere Meister angestellt und beschäftigt. Die Fremden, welche in der Dombauhütte zu Strassburg aus weiter Ferne her und besonders auch aus der Schweiz bis zum Anfange dieses Jahrhunderts zusammenströmten, waren entweder blosse Gesellen, welche nur Arbeit suchten und in der Arbeit sich vervollkommnen wollten, - oder förmliche Architekten und schon wirkliche oder künftige Baumeister, welche die eigentliche Baukunst bei dem oder den Meistern am Dome zu Strassburg zu erlernen verlangten, wie noch in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts viele Baumeister angetroffen wurden, welche ihre architektonische Bildung zu Strassburg geholt hatten. Zur Zeit der blühenden

1) Brugsch, Reiseberichte, S. 184.
2) Brugsch, S, 217 ff.
3) Brugsch, S. 271 und 272.

metzordnungen gewähren Aufschluss, weil sie dieses Leben und Wirken vor dem Staate und vor dem Publikum nicht verrathen sollten und möglichst verdeckten. Der Dombaumeister, wozu, besonders so lange der Dombau dauerte oder bis zum J. 1439, ein ausgezeichneter Meister des deutschen Baustyls gewonnen und berufen werden musste, war vermöge seines Amtes Vorsteher und Leiter der ganzen Dombauhütte und nach Errichtung der allgemeinen deutschen Bauhütte auch dieser. Aehnlich wird auf den Denkmalen zu Karnak ein Priester als der Oberste der Bauten genannt1) und dadurch zugleich wenigstens das Tempelbauwesen als eine Priesterangelegenheit erwiesen. Auf den Denkmalen zu Esne oder Eleithyia wird auch ein Ahmes als der Oberste der Schiffer erwähnt,2) welcher von sich erzählt, dass er 7 Mal im Kriegsdienste das goldene Halsband der Tapferkeit als Ehrenauszeichnung erworben habe. Der Oberste der Schiffer ist also hier eine militärische und keine bürgerliche Würde. Dagegen erscheint in einer lnschrift der Katarakteninsel Seheil bei Philae um 2000 vor Chr. ein Bauinspector über die Steinbrüche der grossen Obelisken und erster Prophet der Götter Num-Ra u. s. w.;3) ebenso ein Baubeamter. – Neben und unter dem eigentlichen Dombaumeister waren gewiss zur Zeit des Dombaues als Unterleiter noch weitere Meister angestellt und beschäftigt. Die Fremden, welche in der Dombauhütte zu Strassburg aus weiter Ferne her und besonders auch aus der Schweiz bis zum Anfange dieses Jahrhunderts zusammenströmten, waren entweder blosse Gesellen, welche nur Arbeit suchten und in der Arbeit sich vervollkommnen wollten, – oder förmliche Architekten und schon wirkliche oder künftige Baumeister, welche die eigentliche Baukunst bei dem oder den Meistern am Dome zu Strassburg zu erlernen verlangten, wie noch in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts viele Baumeister angetroffen wurden, welche ihre architektonische Bildung zu Strassburg geholt hatten. Zur Zeit der blühenden

1) Brugsch, Reiseberichte, S. 184.
2) Brugsch, S, 217 ff.
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[436/0456] metzordnungen gewähren Aufschluss, weil sie dieses Leben und Wirken vor dem Staate und vor dem Publikum nicht verrathen sollten und möglichst verdeckten. Der Dombaumeister, wozu, besonders so lange der Dombau dauerte oder bis zum J. 1439, ein ausgezeichneter Meister des deutschen Baustyls gewonnen und berufen werden musste, war vermöge seines Amtes Vorsteher und Leiter der ganzen Dombauhütte und nach Errichtung der allgemeinen deutschen Bauhütte auch dieser. Aehnlich wird auf den Denkmalen zu Karnak ein Priester als der Oberste der Bauten genannt 1) und dadurch zugleich wenigstens das Tempelbauwesen als eine Priesterangelegenheit erwiesen. Auf den Denkmalen zu Esne oder Eleithyia wird auch ein Ahmes als der Oberste der Schiffer erwähnt, 2) welcher von sich erzählt, dass er 7 Mal im Kriegsdienste das goldene Halsband der Tapferkeit als Ehrenauszeichnung erworben habe. Der Oberste der Schiffer ist also hier eine militärische und keine bürgerliche Würde. Dagegen erscheint in einer lnschrift der Katarakteninsel Seheil bei Philae um 2000 vor Chr. ein Bauinspector über die Steinbrüche der grossen Obelisken und erster Prophet der Götter Num-Ra u. s. w.; 3) ebenso ein Baubeamter. – Neben und unter dem eigentlichen Dombaumeister waren gewiss zur Zeit des Dombaues als Unterleiter noch weitere Meister angestellt und beschäftigt. Die Fremden, welche in der Dombauhütte zu Strassburg aus weiter Ferne her und besonders auch aus der Schweiz bis zum Anfange dieses Jahrhunderts zusammenströmten, waren entweder blosse Gesellen, welche nur Arbeit suchten und in der Arbeit sich vervollkommnen wollten, – oder förmliche Architekten und schon wirkliche oder künftige Baumeister, welche die eigentliche Baukunst bei dem oder den Meistern am Dome zu Strassburg zu erlernen verlangten, wie noch in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts viele Baumeister angetroffen wurden, welche ihre architektonische Bildung zu Strassburg geholt hatten. Zur Zeit der blühenden 1) Brugsch, Reiseberichte, S. 184. 2) Brugsch, S, 217 ff. 3) Brugsch, S. 271 und 272.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/456>, abgerufen am 15.06.2024.