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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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lehrtenbildung des Manei war vermuthlich eine griechische, während der Glaube seiner Geburt der parsische war, wenn er nicht, was noch wahrscheinlicher ist, auch schon in einer parsischen, vielleicht verfolgten und dadurch zum Nachdenken anregenden Secte geboren war. Den Buddha anerkannte, neben Adam, Seth, Noah, Abraham, Zoroaster, dem Messias als dem Worte Gottes und Paulus, ausdrücklich Manei als mit göttlicher Wissenschaft ausgerüstet, als Gottgesandten, während er den Moses und die übrigen jüdischen Propheten verwarf, da aus ihnen der Teufel geredet habe.1) Auch die Manichäer oder Katharer des 11ten und 12ten Jahrh. hielten an der Verwerfung des alten Testamentes fest. Dem Fihrist zufolge (Flügel, S. 100) hätte Manei den Irei den Muhammedanern wie bei den Christen in hohem Ansehen stehenden Christus selbst als einen Teufel (?) bezeichnet, womit nach Flügel, S. 338, Manei habe sagen wollen, dass der Jesus, wie ihn die Juden darstellen, nicht der göttliche Jesus sein könne. Ueber die Manichäer fehlen alle eigenen und genauern Berichte und nur ihre sie bekämpfenden Feinde, die christlichen Priester, oder doch Fremde, die muhammedanischen Araber aus einer spätern Zeit, berichten gelegentlich über sie. Die christlichen Berichterstatter scheinen aber dennoch insofern vor den nichtchristlichen einigen Vorzug zu verdienen, als sie unter allen Umständen absichtlicher und darum auch umständlicher berichten und die Gefahren, welche unbestreitbar die Manichäer dem Christenthume bereiteten, sie zwangen, den Feind schärfer zu betrachten.

Nach Manei sind drei Wege, in Bezug auf welche die Seelen der Menschen eingetheilt werden. Der eine von ihnen fährt in die Paradiese des ewigen Lichts, das ist der Weg der Wahrhaftigen, - der andere in die Welt und ihre Schrecknisse, das ist der Weg für die Hüter der Religion und für die Helfer der göttlichen Wahrheit, - und der dritte zur Hölle, das ist der Weg für den sündigen Menschen.2) Der siegreiche Kampf gegen die Finsterniss und das Böse ist die freie Aufgabe und daher

1) Flügel, S. 336, Anm. 283.
2) Flügel, S. 101.

lehrtenbildung des Mânî war vermuthlich eine griechische, während der Glaube seiner Geburt der parsische war, wenn er nicht, was noch wahrscheinlicher ist, auch schon in einer parsischen, vielleicht verfolgten und dadurch zum Nachdenken anregenden Secte geboren war. Den Buddha anerkannte, neben Adam, Seth, Noah, Abraham, Zoroaster, dem Messias als dem Worte Gottes und Paulus, ausdrücklich Mânî als mit göttlicher Wissenschaft ausgerüstet, als Gottgesandten, während er den Moses und die übrigen jüdischen Propheten verwarf, da aus ihnen der Teufel geredet habe.1) Auch die Manichäer oder Katharer des 11ten und 12ten Jahrh. hielten an der Verwerfung des alten Testamentes fest. Dem Fihrist zufolge (Flügel, S. 100) hätte Mânî den Irei den Muhammedanern wie bei den Christen in hohem Ansehen stehenden Christus selbst als einen Teufel (?) bezeichnet, womit nach Flügel, S. 338, Mânî habe sagen wollen, dass der Jesus, wie ihn die Juden darstellen, nicht der göttliche Jesus sein könne. Ueber die Manichäer fehlen alle eigenen und genauern Berichte und nur ihre sie bekämpfenden Feinde, die christlichen Priester, oder doch Fremde, die muhammedanischen Araber aus einer spätern Zeit, berichten gelegentlich über sie. Die christlichen Berichterstatter scheinen aber dennoch insofern vor den nichtchristlichen einigen Vorzug zu verdienen, als sie unter allen Umständen absichtlicher und darum auch umständlicher berichten und die Gefahren, welche unbestreitbar die Manichäer dem Christenthume bereiteten, sie zwangen, den Feind schärfer zu betrachten.

Nach Mânî sind drei Wege, in Bezug auf welche die Seelen der Menschen eingetheilt werden. Der eine von ihnen fährt in die Paradiese des ewigen Lichts, das ist der Weg der Wahrhaftigen, – der andere in die Welt und ihre Schrecknisse, das ist der Weg für die Hüter der Religion und für die Helfer der göttlichen Wahrheit, – und der dritte zur Hölle, das ist der Weg für den sündigen Menschen.2) Der siegreiche Kampf gegen die Finsterniss und das Böse ist die freie Aufgabe und daher

1) Flügel, S. 336, Anm. 283.
2) Flügel, S. 101.
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lehrtenbildung des Mânî war vermuthlich eine griechische, während der Glaube seiner Geburt der parsische war, wenn er nicht, was noch wahrscheinlicher ist, auch schon in einer parsischen, vielleicht verfolgten und dadurch zum Nachdenken anregenden Secte geboren war. Den Buddha anerkannte, neben Adam, Seth, Noah, Abraham, Zoroaster, dem Messias als dem Worte Gottes und Paulus, ausdrücklich Mânî als mit göttlicher Wissenschaft ausgerüstet, als Gottgesandten, während er den Moses und die übrigen jüdischen Propheten verwarf, da aus ihnen der Teufel geredet habe.<note place="foot" n="1)">Flügel, S. 336, Anm. 283.<lb/></note> Auch die Manichäer oder Katharer des 11ten und 12ten Jahrh. hielten an der Verwerfung des alten Testamentes fest. Dem Fihrist zufolge (Flügel, S. 100) hätte Mânî den Irei den Muhammedanern wie bei den Christen in hohem Ansehen stehenden Christus selbst als einen Teufel (?) bezeichnet, womit nach Flügel, S. 338, Mânî habe sagen wollen, dass der Jesus, wie ihn die Juden darstellen, nicht der göttliche Jesus sein könne. Ueber die Manichäer fehlen alle eigenen und genauern Berichte und nur ihre sie bekämpfenden Feinde, die christlichen Priester, oder doch Fremde, die muhammedanischen Araber aus einer <hi rendition="#g">spätern</hi> Zeit, berichten gelegentlich über sie. Die christlichen Berichterstatter scheinen aber dennoch insofern vor den nichtchristlichen einigen Vorzug zu verdienen, als sie unter allen Umständen absichtlicher und darum auch umständlicher berichten und die Gefahren, welche unbestreitbar die Manichäer dem Christenthume bereiteten, sie zwangen, den Feind schärfer zu betrachten.</p>
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[374/0394] lehrtenbildung des Mânî war vermuthlich eine griechische, während der Glaube seiner Geburt der parsische war, wenn er nicht, was noch wahrscheinlicher ist, auch schon in einer parsischen, vielleicht verfolgten und dadurch zum Nachdenken anregenden Secte geboren war. Den Buddha anerkannte, neben Adam, Seth, Noah, Abraham, Zoroaster, dem Messias als dem Worte Gottes und Paulus, ausdrücklich Mânî als mit göttlicher Wissenschaft ausgerüstet, als Gottgesandten, während er den Moses und die übrigen jüdischen Propheten verwarf, da aus ihnen der Teufel geredet habe. 1) Auch die Manichäer oder Katharer des 11ten und 12ten Jahrh. hielten an der Verwerfung des alten Testamentes fest. Dem Fihrist zufolge (Flügel, S. 100) hätte Mânî den Irei den Muhammedanern wie bei den Christen in hohem Ansehen stehenden Christus selbst als einen Teufel (?) bezeichnet, womit nach Flügel, S. 338, Mânî habe sagen wollen, dass der Jesus, wie ihn die Juden darstellen, nicht der göttliche Jesus sein könne. Ueber die Manichäer fehlen alle eigenen und genauern Berichte und nur ihre sie bekämpfenden Feinde, die christlichen Priester, oder doch Fremde, die muhammedanischen Araber aus einer spätern Zeit, berichten gelegentlich über sie. Die christlichen Berichterstatter scheinen aber dennoch insofern vor den nichtchristlichen einigen Vorzug zu verdienen, als sie unter allen Umständen absichtlicher und darum auch umständlicher berichten und die Gefahren, welche unbestreitbar die Manichäer dem Christenthume bereiteten, sie zwangen, den Feind schärfer zu betrachten. Nach Mânî sind drei Wege, in Bezug auf welche die Seelen der Menschen eingetheilt werden. Der eine von ihnen fährt in die Paradiese des ewigen Lichts, das ist der Weg der Wahrhaftigen, – der andere in die Welt und ihre Schrecknisse, das ist der Weg für die Hüter der Religion und für die Helfer der göttlichen Wahrheit, – und der dritte zur Hölle, das ist der Weg für den sündigen Menschen. 2) Der siegreiche Kampf gegen die Finsterniss und das Böse ist die freie Aufgabe und daher 1) Flügel, S. 336, Anm. 283. 2) Flügel, S. 101.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/394>, abgerufen am 17.05.2024.