Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.schliesst sich dann an die Malerei in Wachs, die enkaustische, wohl auch Aegypten entlehnte Malerei.1) Noch in einer andern Richtung tritt uns im Mittelalter die erhaltene römische Technik und sogar die römische Zunftverfassung entgegen, nämlich in der Zunft oder Gilde der Brückenbauer, in den fraters pontifices im südlichen Frankreich oder in der Provence längs des Rhoneflusses. Das Bedürfniss, stets auf das Sorgfältigste im Rhonethale die Dämme und Wuhren zu unterhalten, um gegen die Ueberschwemmungen des nicht selten eben so heftig als mächtig anschwellenden Flusses gesichert zu sein, hatte im südlichen Frankreich, woselbst sich ja überhaupt das römische Recht (droit ecrit) und Wesen erhalten konnte, auch den Damm- und Brückenbau und damit die Corporation der Damm- und Brückenbauer fortbestehen lassen. Aus dieser Corporation hatte im J. 1333 Bischof Johann Druzie von Prag aus Avignon, wo er sich früher am päpstlichen Hofe aufgehalten hatte, einen Meister Wilhelm mit seinen Gehülfen auf ein Jahr nach Böhmen kommen lassen, um die Erbauung einer Brücke über die Elbe bei Raudnitz zu beginnen und den Böhmen dazu den nöthigen Unterricht und Anleitung zu ertheilen, worauf Böhmen und Franzosen gemeinsam die Brücke vollendeten.2) Bei den Römern und zu Rom an der Tiber war der Brücken- und Dammbau uralt oder mit Rom selbst gleich alt, weshalb von dem Brückenbau der Name der pontifices, der höhern Priesterschaft abgeleitet wird3) und diese zugleich wesentlich die Zunft der Brückenbauer unter dem Oberzunftmeister, das collegium pontificum mit dem pontifex maximus bildete, was zugleich einen höchst bedeutsamen Blick in die ersten Zustände und Einrichtungen des entstehenden Roms eröffnet. Die Priesterschaft war damals noch im ausschliesslichen Besitz alles eigentlichen Wissens und namentlich auch des höhern technischen, so dass die Leitung und Sorge des Brückenbaues in dem jungen Rom nur der in solchen Dingen noch am ehesten kundigen und 1) Semper, I. S. 469 ff. 2) Schnaase, Vl. S. 308. 3) Creuzer, Symbolik, IV. S. 531.
schliesst sich dann an die Malerei in Wachs, die enkaustische, wohl auch Aegypten entlehnte Malerei.1) Noch in einer andern Richtung tritt uns im Mittelalter die erhaltene römische Technik und sogar die römische Zunftverfassung entgegen, nämlich in der Zunft oder Gilde der Brückenbauer, in den fraters pontifices im südlichen Frankreich oder in der Provence längs des Rhoneflusses. Das Bedürfniss, stets auf das Sorgfältigste im Rhonethale die Dämme und Wuhren zu unterhalten, um gegen die Ueberschwemmungen des nicht selten eben so heftig als mächtig anschwellenden Flusses gesichert zu sein, hatte im südlichen Frankreich, woselbst sich ja überhaupt das römische Recht (droit écrit) und Wesen erhalten konnte, auch den Damm- und Brückenbau und damit die Corporation der Damm- und Brückenbauer fortbestehen lassen. Aus dieser Corporation hatte im J. 1333 Bischof Johann Druzie von Prag aus Avignon, wo er sich früher am päpstlichen Hofe aufgehalten hatte, einen Meister Wilhelm mit seinen Gehülfen auf ein Jahr nach Böhmen kommen lassen, um die Erbauung einer Brücke über die Elbe bei Raudnitz zu beginnen und den Böhmen dazu den nöthigen Unterricht und Anleitung zu ertheilen, worauf Böhmen und Franzosen gemeinsam die Brücke vollendeten.2) Bei den Römern und zu Rom an der Tiber war der Brücken- und Dammbau uralt oder mit Rom selbst gleich alt, weshalb von dem Brückenbau der Name der pontifices, der höhern Priesterschaft abgeleitet wird3) und diese zugleich wesentlich die Zunft der Brückenbauer unter dem Oberzunftmeister, das collegium pontificum mit dem pontifex maximus bildete, was zugleich einen höchst bedeutsamen Blick in die ersten Zustände und Einrichtungen des entstehenden Roms eröffnet. Die Priesterschaft war damals noch im ausschliesslichen Besitz alles eigentlichen Wissens und namentlich auch des höhern technischen, so dass die Leitung und Sorge des Brückenbaues in dem jungen Rom nur der in solchen Dingen noch am ehesten kundigen und 1) Semper, I. S. 469 ff. 2) Schnaase, Vl. S. 308. 3) Creuzer, Symbolik, IV. S. 531.
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schliesst sich dann an die Malerei in Wachs, die enkaustische, wohl auch Aegypten entlehnte Malerei. 1)
Noch in einer andern Richtung tritt uns im Mittelalter die erhaltene römische Technik und sogar die römische Zunftverfassung entgegen, nämlich in der Zunft oder Gilde der Brückenbauer, in den fraters pontifices im südlichen Frankreich oder in der Provence längs des Rhoneflusses. Das Bedürfniss, stets auf das Sorgfältigste im Rhonethale die Dämme und Wuhren zu unterhalten, um gegen die Ueberschwemmungen des nicht selten eben so heftig als mächtig anschwellenden Flusses gesichert zu sein, hatte im südlichen Frankreich, woselbst sich ja überhaupt das römische Recht (droit écrit) und Wesen erhalten konnte, auch den Damm- und Brückenbau und damit die Corporation der Damm- und Brückenbauer fortbestehen lassen. Aus dieser Corporation hatte im J. 1333 Bischof Johann Druzie von Prag aus Avignon, wo er sich früher am päpstlichen Hofe aufgehalten hatte, einen Meister Wilhelm mit seinen Gehülfen auf ein Jahr nach Böhmen kommen lassen, um die Erbauung einer Brücke über die Elbe bei Raudnitz zu beginnen und den Böhmen dazu den nöthigen Unterricht und Anleitung zu ertheilen, worauf Böhmen und Franzosen gemeinsam die Brücke vollendeten. 2) Bei den Römern und zu Rom an der Tiber war der Brücken- und Dammbau uralt oder mit Rom selbst gleich alt, weshalb von dem Brückenbau der Name der pontifices, der höhern Priesterschaft abgeleitet wird 3) und diese zugleich wesentlich die Zunft der Brückenbauer unter dem Oberzunftmeister, das collegium pontificum mit dem pontifex maximus bildete, was zugleich einen höchst bedeutsamen Blick in die ersten Zustände und Einrichtungen des entstehenden Roms eröffnet. Die Priesterschaft war damals noch im ausschliesslichen Besitz alles eigentlichen Wissens und namentlich auch des höhern technischen, so dass die Leitung und Sorge des Brückenbaues in dem jungen Rom nur der in solchen Dingen noch am ehesten kundigen und
1) Semper, I. S. 469 ff.
2) Schnaase, Vl. S. 308.
3) Creuzer, Symbolik, IV. S. 531.
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