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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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2400 Brüder, abwechselnd 100 für jede Stunde des Tages und der Nacht.1) Dass hier das Duodecimalsystem mit seinen Theilzahlen oder Vermehrungen astronomisch sei, auf den Sonnenlauf sich beziehe, kann ernstlich nicht bezweifelt werden.

Aus Gallien glauben wir als Beispiele der Zwölfzahl berühren zu sollen: In dem altfranzösischen Roman vom Zauberer Merlin wird nach indischem Vorgange erzählt, dass der römische Kaiser Julius Cäsar eine Gemahlin hatte,der 12 Jünglinge in der Kleidung von Hoffräulein dienten.2) Zu Beauvais erscheinen 12 oder 13 Geschworene (jurati, jures) als Richter.3) - Zu Paris gab es 24 Prudhommes (probi homines) der Bürgerschaft.4) "Zwelf meister sint erhaben ze Paris in der schuole."5) Der kleinen Stadt St. Antonin in der Grafschaft Rovergue werden im J. 1136 12 Consuln (Schöffen) gestattet.6) Montpellier erhielt durch seine Coutumes vom J. 1204 12 probi et legales viri, auch Consiliatores Communitatis genannt, zur Berathumg der Stadt;7) ebenso hatte Montpellier 12 Consuls ovriers, die Vorsteher der Zünfte. Der älteste Rath von Strassburg (consilium, consules), wohl zwischen 1214 - 1219 eingefübrt, sollte jährlich aus 12 und mehr tauglichen Leuten bestellt werden.8) Der älteste Rath von Annweiler zählte 12 Mitglieder, ebenso der von Landau, woneben hier ein Bürgerausschuss von 24 Mitgliedern bestand.9) In Art. 148 des Schwabenspiegels (bei Wackernagel) heisst es "von den Zwelfen": "Es ist etwa gewanheit, daz man zwelf man nimmt, die dem richter helfent rihten; unde heizent schephen, unde sullent weise liute sein." Nach der fränkischen Rechtsverfassung schon sollte

1) Walter, S. 241, Anm. 6.
2) Benfey, Orient und Occident, I. S. 341 ff.
3) Warnkoenig, französ. Staatsgesch., S. 293.
4) Warnkoenig, S. 311.
5) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Meister.
6) Warnkoenig, S. 319.
7) Warnkoenig, S. 325.
8) Gaupp, deutsche Stadtrechte des Mittelalters, I. (Breslau 1851) S. 47.
9) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, IV. S. 167 ff. und 402.

2400 Brüder, abwechselnd 100 für jede Stunde des Tages und der Nacht.1) Dass hier das Duodecimalsystem mit seinen Theilzahlen oder Vermehrungen astronomisch sei, auf den Sonnenlauf sich beziehe, kann ernstlich nicht bezweifelt werden.

Aus Gallien glauben wir als Beispiele der Zwölfzahl berühren zu sollen: In dem altfranzösischen Roman vom Zauberer Merlin wird nach indischem Vorgange erzählt, dass der römische Kaiser Julius Cäsar eine Gemahlin hatte,der 12 Jünglinge in der Kleidung von Hoffräulein dienten.2) Zu Beauvais erscheinen 12 oder 13 Geschworene (jurati, jurés) als Richter.3) – Zu Paris gab es 24 Prudhommes (probi homines) der Bürgerschaft.4) „Zwelf meister sint erhaben ze Paris in der schuole.“5) Der kleinen Stadt St. Antonin in der Grafschaft Rovergue werden im J. 1136 12 Consuln (Schöffen) gestattet.6) Montpellier erhielt durch seine Coutumes vom J. 1204 12 probi et legales viri, auch Consiliatores Communitatis genannt, zur Berathumg der Stadt;7) ebenso hatte Montpellier 12 Consuls ovriers, die Vorsteher der Zünfte. Der älteste Rath von Strassburg (consilium, consules), wohl zwischen 1214 – 1219 eingefübrt, sollte jährlich aus 12 und mehr tauglichen Leuten bestellt werden.8) Der älteste Rath von Annweiler zählte 12 Mitglieder, ebenso der von Landau, woneben hier ein Bürgerausschuss von 24 Mitgliedern bestand.9) In Art. 148 des Schwabenspiegels (bei Wackernagel) heisst es „von den Zwelfen“: „Es ist etwâ gewanheit, daz man zwelf man nimmt, die dem richter helfent rihten; unde heizent schephen, unde sullent wîse liute sîn.“ Nach der fränkischen Rechtsverfassung schon sollte

1) Walter, S. 241, Anm. 6.
2) Benfey, Orient und Occident, I. S. 341 ff.
3) Warnkoenig, französ. Staatsgesch., S. 293.
4) Warnkoenig, S. 311.
5) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Meister.
6) Warnkoenig, S. 319.
7) Warnkoenig, S. 325.
8) Gaupp, deutsche Stadtrechte des Mittelalters, I. (Breslau 1851) S. 47.
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[149/0169] 2400 Brüder, abwechselnd 100 für jede Stunde des Tages und der Nacht. 1) Dass hier das Duodecimalsystem mit seinen Theilzahlen oder Vermehrungen astronomisch sei, auf den Sonnenlauf sich beziehe, kann ernstlich nicht bezweifelt werden. Aus Gallien glauben wir als Beispiele der Zwölfzahl berühren zu sollen: In dem altfranzösischen Roman vom Zauberer Merlin wird nach indischem Vorgange erzählt, dass der römische Kaiser Julius Cäsar eine Gemahlin hatte,der 12 Jünglinge in der Kleidung von Hoffräulein dienten. 2) Zu Beauvais erscheinen 12 oder 13 Geschworene (jurati, jurés) als Richter. 3) – Zu Paris gab es 24 Prudhommes (probi homines) der Bürgerschaft. 4) „Zwelf meister sint erhaben ze Paris in der schuole.“ 5) Der kleinen Stadt St. Antonin in der Grafschaft Rovergue werden im J. 1136 12 Consuln (Schöffen) gestattet. 6) Montpellier erhielt durch seine Coutumes vom J. 1204 12 probi et legales viri, auch Consiliatores Communitatis genannt, zur Berathumg der Stadt; 7) ebenso hatte Montpellier 12 Consuls ovriers, die Vorsteher der Zünfte. Der älteste Rath von Strassburg (consilium, consules), wohl zwischen 1214 – 1219 eingefübrt, sollte jährlich aus 12 und mehr tauglichen Leuten bestellt werden. 8) Der älteste Rath von Annweiler zählte 12 Mitglieder, ebenso der von Landau, woneben hier ein Bürgerausschuss von 24 Mitgliedern bestand. 9) In Art. 148 des Schwabenspiegels (bei Wackernagel) heisst es „von den Zwelfen“: „Es ist etwâ gewanheit, daz man zwelf man nimmt, die dem richter helfent rihten; unde heizent schephen, unde sullent wîse liute sîn.“ Nach der fränkischen Rechtsverfassung schon sollte 1) Walter, S. 241, Anm. 6. 2) Benfey, Orient und Occident, I. S. 341 ff. 3) Warnkoenig, französ. Staatsgesch., S. 293. 4) Warnkoenig, S. 311. 5) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Meister. 6) Warnkoenig, S. 319. 7) Warnkoenig, S. 325. 8) Gaupp, deutsche Stadtrechte des Mittelalters, I. (Breslau 1851) S. 47. 9) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, IV. S. 167 ff. und 402.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/169>, abgerufen am 03.05.2024.