Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.dort um die Menschen, hier um die bösen Geister zu schrecken. Die schönste Statue der Kybele, in dem päpstlichen vaticanischen Garten zu Rom, hält einen kurzen Griff, an welchem drei kleine Kettchen hängen, jede mit einem Glöckchen, die auf ihrem Schenkel erhoben gearbeitet sind.1) Griff und Kettchen sind wohl auf den Blitz zu deuten. Zufolge Otte, Glockenkunde, S. 3, wurden die Glocken bei den Christen seit der 2ten Hälfte des 6ten Jahrhunderts eingeführt und zum Kirchengebrauche oft durch eine missbräuchliche Taufe geweiht, worüber Wackernagel in Pfeiffer's Germania, IV. S. 158 und 159, nachzusehen ist. Nunmehr waren die Glocken zugleich auch ein reicher Bestandtheil der Sagenwelt der christlichen Völker. Auch die walischen Feen reiten zu gewissen Zeiten über die Berge auf Rossen, die mit kleinen silbernen Glöcklein von einem sehr hellen und wohltönenden Klange geschmückt sind, was sicher einen tiefern Grund hat als die Sitte der dortigen Vornehmen im Mittelalter, die Panzer und das Geschirr der Rosse mit Glocken oder Schellen zu schmücken. In einer Sage aus Unterfranken reitet Frau Hulda durch Wald und Gebirge auf einem prächtigen Schimmel, dessen Satteldecke und Gezäume mit silbernen Röllchen und Glöckchen besetzt sind, die ein wunderschönes harmonisches Geläute geben.2) Dieses harmonische Geläute der deutschen Hulda und walischen Feen ist wohl das sanfte Getöne der Winde und Wolken, - die Zaubermusik, durch welche die Menschen der Erde entlockt werden. An fast alle "Helleputte", d. i. der Hel gebeiligten düstern und trüben Moorteiche in Belgien knüpft sich die weitverbreitete Sage, dass der Teufel mit einer ungetauften Glocke, welche er ein Kirchthurme geraubt, in ihnen verschwunden oder zur Hölle hinabgefahren sei. Wolf, Beiträge, I. S. 202, fragt: "Was heisst das?" Es könnte vielleicht heissen, dass in diese Teiche, Eingänge zur Unterwelt, zur Hel, - in die (heidnisch) tönenden Wolken einstens die Heiden eingefahren seien; die Glocke von der Kirche wird geraubt, 1) Winckelmann, Allegorie, S. 48. 2) Wolf, Zeitschrift für deutsche Mythol., I. S. 28.
dort um die Menschen, hier um die bösen Geister zu schrecken. Die schönste Statue der Kybele, in dem päpstlichen vaticanischen Garten zu Rom, hält einen kurzen Griff, an welchem drei kleine Kettchen hängen, jede mit einem Glöckchen, die auf ihrem Schenkel erhoben gearbeitet sind.1) Griff und Kettchen sind wohl auf den Blitz zu deuten. Zufolge Otte, Glockenkunde, S. 3, wurden die Glocken bei den Christen seit der 2ten Hälfte des 6ten Jahrhunderts eingeführt und zum Kirchengebrauche oft durch eine missbräuchliche Taufe geweiht, worüber Wackernagel in Pfeiffer’s Germania, IV. S. 158 und 159, nachzusehen ist. Nunmehr waren die Glocken zugleich auch ein reicher Bestandtheil der Sagenwelt der christlichen Völker. Auch die walischen Feen reiten zu gewissen Zeiten über die Berge auf Rossen, die mit kleinen silbernen Glöcklein von einem sehr hellen und wohltönenden Klange geschmückt sind, was sicher einen tiefern Grund hat als die Sitte der dortigen Vornehmen im Mittelalter, die Panzer und das Geschirr der Rosse mit Glocken oder Schellen zu schmücken. In einer Sage aus Unterfranken reitet Frau Hulda durch Wald und Gebirge auf einem prächtigen Schimmel, dessen Satteldecke und Gezäume mit silbernen Röllchen und Glöckchen besetzt sind, die ein wunderschönes harmonisches Geläute geben.2) Dieses harmonische Geläute der deutschen Hulda und walischen Feen ist wohl das sanfte Getöne der Winde und Wolken, – die Zaubermusik, durch welche die Menschen der Erde entlockt werden. An fast alle „Helleputte“, d. i. der Hel gebeiligten düstern und trüben Moorteiche in Belgien knüpft sich die weitverbreitete Sage, dass der Teufel mit einer ungetauften Glocke, welche er ein Kirchthurme geraubt, in ihnen verschwunden oder zur Hölle hinabgefahren sei. Wolf, Beiträge, I. S. 202, fragt: „Was heisst das?“ Es könnte vielleicht heissen, dass in diese Teiche, Eingänge zur Unterwelt, zur Hel, – in die (heidnisch) tönenden Wolken einstens die Heiden eingefahren seien; die Glocke von der Kirche wird geraubt, 1) Winckelmann, Allegorie, S. 48. 2) Wolf, Zeitschrift für deutsche Mythol., I. S. 28.
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dort um die Menschen, hier um die bösen Geister zu schrecken. Die schönste Statue der Kybele, in dem päpstlichen vaticanischen Garten zu Rom, hält einen kurzen Griff, an welchem drei kleine Kettchen hängen, jede mit einem Glöckchen, die auf ihrem Schenkel erhoben gearbeitet sind. 1) Griff und Kettchen sind wohl auf den Blitz zu deuten. Zufolge Otte, Glockenkunde, S. 3, wurden die Glocken bei den Christen seit der 2ten Hälfte des 6ten Jahrhunderts eingeführt und zum Kirchengebrauche oft durch eine missbräuchliche Taufe geweiht, worüber Wackernagel in Pfeiffer’s Germania, IV. S. 158 und 159, nachzusehen ist. Nunmehr waren die Glocken zugleich auch ein reicher Bestandtheil der Sagenwelt der christlichen Völker. Auch die walischen Feen reiten zu gewissen Zeiten über die Berge auf Rossen, die mit kleinen silbernen Glöcklein von einem sehr hellen und wohltönenden Klange geschmückt sind, was sicher einen tiefern Grund hat als die Sitte der dortigen Vornehmen im Mittelalter, die Panzer und das Geschirr der Rosse mit Glocken oder Schellen zu schmücken. In einer Sage aus Unterfranken reitet Frau Hulda durch Wald und Gebirge auf einem prächtigen Schimmel, dessen Satteldecke und Gezäume mit silbernen Röllchen und Glöckchen besetzt sind, die ein wunderschönes harmonisches Geläute geben. 2) Dieses harmonische Geläute der deutschen Hulda und walischen Feen ist wohl das sanfte Getöne der Winde und Wolken, – die Zaubermusik, durch welche die Menschen der Erde entlockt werden. An fast alle „Helleputte“, d. i. der Hel gebeiligten düstern und trüben Moorteiche in Belgien knüpft sich die weitverbreitete Sage, dass der Teufel mit einer ungetauften Glocke, welche er ein Kirchthurme geraubt, in ihnen verschwunden oder zur Hölle hinabgefahren sei. Wolf, Beiträge, I. S. 202, fragt: „Was heisst das?“ Es könnte vielleicht heissen, dass in diese Teiche, Eingänge zur Unterwelt, zur Hel, – in die (heidnisch) tönenden Wolken einstens die Heiden eingefahren seien; die Glocke von der Kirche wird geraubt,
1) Winckelmann, Allegorie, S. 48.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/164>, abgerufen am 23.07.2024. |