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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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liche Darstellungen gegeben gewesen seien,1) wodurch die Kunst ihren heiligen festen und unveränderlichen Charakter erhielt. Indessen könnte jene lange scheinbare Unveränderlichkeit und Unbeweglichkeit der alten griechischen heiligen oder religiösen Kunst auch blos eine Wirkung des gesammten künstlerischen Stilllebens und Stillstehens während jener Zeiten sein; jedoch ist dieses unwahrscheinlich. K. O. Müller, um bei dem altgriechischen oder hieratischen Kunststyle ägytische Einflüsse nicht zugeben zu müssen. nennt ihn das freiwillige Anschliessen aller Künstler an anerkannt grosse Muster; abgesehen davon, dass es damals noch keine grosse Muster gab und geben konnte, müsste doch der Grund des freiwilligen Anschliessens Aller noch dargelegt werden. Das Glaublichste möchte sein, dass die Anfertigung der Kultbilder die erbliche Beschäftigung gewisser Handwerks- und Künstlerinnungen,2) oder auch ursprünglich priesterlicher, mit den Priestern zusammenhängender Geschlechter gewesen sei und in die sen sich die altväterliche Verfertigungsweise, welche zugleich mit den alten religiösen Anschauungen zusammentraf, Jahrhunderte gleichmässig vererbte; erst als mit dem allgemeinen Aufblühen der freien griechischen Städte und Staaten die alten Zunfteinrichtungen allmählig zusammenbrachen und stets vollkommenere Freiheit der Gewerbe und der Künste eingeführt wurde, entwickelte sich ein freierer, der neue Kunststyl, indem sich zugleich die eigentlichen Künste und Künstler mehr abtrennten von den blossen Handwerken ([fremdsprachliches Material]) und Handwerkern ([fremdsprachliches Material]). Thierseh S. 28 Anm. und S. 122 ff. glaubt, es sei zu Athen eine aus Aegypten mit dem Dienste des Hephästos (Phthas), der Athene (Isis oder Neith) und des Apollo Patroos herübergebrachte Werkstätte, an deren Spitze die Sage den Dädalos stellte, die älteste Kunstwerkstätte, die altattische ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]) gewesen, indem durch die Ankömmlinge und das aus ihnen entsprungene Geschlecht der Erechthiden mit den Göttern und ihrem Dienste auch Behandlung der

1) Vergl. Thiersch, S. 92 ff.
2) Vergl. darüber auchl Thiersch, S. 100 ff.

liche Darstellungen gegeben gewesen seien,1) wodurch die Kunst ihren heiligen festen und unveränderlichen Charakter erhielt. Indessen könnte jene lange scheinbare Unveränderlichkeit und Unbeweglichkeit der alten griechischen heiligen oder religiösen Kunst auch blos eine Wirkung des gesammten künstlerischen Stilllebens und Stillstehens während jener Zeiten sein; jedoch ist dieses unwahrscheinlich. K. O. Müller, um bei dem altgriechischen oder hieratischen Kunststyle ägytische Einflüsse nicht zugeben zu müssen. nennt ihn das freiwillige Anschliessen aller Künstler an anerkannt grosse Muster; abgesehen davon, dass es damals noch keine grosse Muster gab und geben konnte, müsste doch der Grund des freiwilligen Anschliessens Aller noch dargelegt werden. Das Glaublichste möchte sein, dass die Anfertigung der Kultbilder die erbliche Beschäftigung gewisser Handwerks- und Künstlerinnungen,2) oder auch ursprünglich priesterlicher, mit den Priestern zusammenhängender Geschlechter gewesen sei und in die sen sich die altväterliche Verfertigungsweise, welche zugleich mit den alten religiösen Anschauungen zusammentraf, Jahrhunderte gleichmässig vererbte; erst als mit dem allgemeinen Aufblühen der freien griechischen Städte und Staaten die alten Zunfteinrichtungen allmählig zusammenbrachen und stets vollkommenere Freiheit der Gewerbe und der Künste eingeführt wurde, entwickelte sich ein freierer, der neue Kunststyl, indem sich zugleich die eigentlichen Künste und Künstler mehr abtrennten von den blossen Handwerken ([fremdsprachliches Material]) und Handwerkern ([fremdsprachliches Material]). Thierseh S. 28 Anm. und S. 122 ff. glaubt, es sei zu Athen eine aus Aegypten mit dem Dienste des Hephästos (Phthas), der Athene (Isis oder Neith) und des Apollo Patroos herübergebrachte Werkstätte, an deren Spitze die Sage den Dädalos stellte, die älteste Kunstwerkstätte, die altattische ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]) gewesen, indem durch die Ankömmlinge und das aus ihnen entsprungene Geschlecht der Erechthiden mit den Göttern und ihrem Dienste auch Behandlung der

1) Vergl. Thiersch, S. 92 ff.
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[95/0115] liche Darstellungen gegeben gewesen seien, 1) wodurch die Kunst ihren heiligen festen und unveränderlichen Charakter erhielt. Indessen könnte jene lange scheinbare Unveränderlichkeit und Unbeweglichkeit der alten griechischen heiligen oder religiösen Kunst auch blos eine Wirkung des gesammten künstlerischen Stilllebens und Stillstehens während jener Zeiten sein; jedoch ist dieses unwahrscheinlich. K. O. Müller, um bei dem altgriechischen oder hieratischen Kunststyle ägytische Einflüsse nicht zugeben zu müssen. nennt ihn das freiwillige Anschliessen aller Künstler an anerkannt grosse Muster; abgesehen davon, dass es damals noch keine grosse Muster gab und geben konnte, müsste doch der Grund des freiwilligen Anschliessens Aller noch dargelegt werden. Das Glaublichste möchte sein, dass die Anfertigung der Kultbilder die erbliche Beschäftigung gewisser Handwerks- und Künstlerinnungen, 2) oder auch ursprünglich priesterlicher, mit den Priestern zusammenhängender Geschlechter gewesen sei und in die sen sich die altväterliche Verfertigungsweise, welche zugleich mit den alten religiösen Anschauungen zusammentraf, Jahrhunderte gleichmässig vererbte; erst als mit dem allgemeinen Aufblühen der freien griechischen Städte und Staaten die alten Zunfteinrichtungen allmählig zusammenbrachen und stets vollkommenere Freiheit der Gewerbe und der Künste eingeführt wurde, entwickelte sich ein freierer, der neue Kunststyl, indem sich zugleich die eigentlichen Künste und Künstler mehr abtrennten von den blossen Handwerken (_ ) und Handwerkern (_ ). Thierseh S. 28 Anm. und S. 122 ff. glaubt, es sei zu Athen eine aus Aegypten mit dem Dienste des Hephästos (Phthas), der Athene (Isis oder Neith) und des Apollo Patroos herübergebrachte Werkstätte, an deren Spitze die Sage den Dädalos stellte, die älteste Kunstwerkstätte, die altattische (_ _ ) gewesen, indem durch die Ankömmlinge und das aus ihnen entsprungene Geschlecht der Erechthiden mit den Göttern und ihrem Dienste auch Behandlung der 1) Vergl. Thiersch, S. 92 ff. 2) Vergl. darüber auchl Thiersch, S. 100 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/115>, abgerufen am 04.05.2024.