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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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heit, des Osiris, tragen noch heute ausserordentlich zahlreiche Baudenkmale der Aegypter, wie dieses Strahlenauge von ihnen auch zu den Christen gebracht worden ist.

Werden der Hammer und die Schlange zu einem Symbole verbunden, erhalten wir zwei aufrechtstehende Schlangen (den Schöpfer), welche gemeinsam ein Ei (die Schöpfung) tragen und gleichfalls ein sehr altes, auch maurerisches Symbol sind. In der letztern Einsicht vergleiche man in Nr. 1 des Temple mystique, Paris 1854, die Lithographie: Le Genet mystique. Auf einer kleinen Erhöhung steht eine neunsprossige Palme mit je drei Zweigen auf jedem der drei Hauptzweige und über der Palme strahlen neun, unten aber zur rechten Seite der Palme sieben und zur linken Seite zwölf Sterne. Die die Palme tragende Erhöhung bezeichnet ohne Zweifel das dreimonatliche Grab des Hiram, aus welchem die neun Monate des Lebens und des Lichtes hervorgehen. Nach Bachofen, Gräbersymbolik, S. 137 ff., woselbst zugleich mehrere antike Bildwerke mit den zwei ein Ei tragenden Schlangen beschrieben werden, wären die zwei Schlangen als Hugiea und Aesculap, als die vereinigte weibliche und männliche Zeugungskraft, und das Ei als [fremdsprachliches Material], als das Erzeugte zu denken, welcher Gledanke zugegeben werden kann, sobald zunächst er nur rein kosmogonisch. verstanden wird. In diesem kosmogonischen Sinne geht aus dem Munde des ägyptischen Kneph, aus dem göttlichen Odem und Worte das Weltei hervor.1) Wollte man das von zwei Schlangen emporgetragene und geschaffene Ei in dem freilich mystischen Mysteriensinne von Bachofen deuten, würde es die aus der Weihe und dem Tode hervorgehende Hoffnung des neuen und ewigen Lebens bezeichnen, - die Schlange wäre zu gleicher Zeit [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material], wie das Wasser, welchem die Schlange in ihrer tiefsten Stufe angehört, Sitz des Todes und Ursprung des Lebens sei, - wie die Dioskuren die Nacht und den Tag heraufführen und die Aegypter nicht allein das böse, sondern auch das gute Prinzip in Schlangengestalt kleiden.2) In Athen legte man den Kindern aus Gold getriebene Schlangen,

1) Bachofen, a. a. O, S. 139 unten und S. 143.
2) Bachofen, S. 146.

heit, des Osiris, tragen noch heute ausserordentlich zahlreiche Baudenkmale der Aegypter, wie dieses Strahlenauge von ihnen auch zu den Christen gebracht worden ist.

Werden der Hammer und die Schlange zu einem Symbole verbunden, erhalten wir zwei aufrechtstehende Schlangen (den Schöpfer), welche gemeinsam ein Ei (die Schöpfung) tragen und gleichfalls ein sehr altes, auch maurerisches Symbol sind. In der letztern Einsicht vergleiche man in Nr. 1 des Temple mystique, Paris 1854, die Lithographie: Le Genêt mystique. Auf einer kleinen Erhöhung steht eine neunsprossige Palme mit je drei Zweigen auf jedem der drei Hauptzweige und über der Palme strahlen neun, unten aber zur rechten Seite der Palme sieben und zur linken Seite zwölf Sterne. Die die Palme tragende Erhöhung bezeichnet ohne Zweifel das dreimonatliche Grab des Hiram, aus welchem die neun Monate des Lebens und des Lichtes hervorgehen. Nach Bachofen, Gräbersymbolik, S. 137 ff., woselbst zugleich mehrere antike Bildwerke mit den zwei ein Ei tragenden Schlangen beschrieben werden, wären die zwei Schlangen als Hugiea und Aesculap, als die vereinigte weibliche und männliche Zeugungskraft, und das Ei als [fremdsprachliches Material], als das Erzeugte zu denken, welcher Gledanke zugegeben werden kann, sobald zunächst er nur rein kosmogonisch. verstanden wird. In diesem kosmogonischen Sinne geht aus dem Munde des ägyptischen Kneph, aus dem göttlichen Odem und Worte das Weltei hervor.1) Wollte man das von zwei Schlangen emporgetragene und geschaffene Ei in dem freilich mystischen Mysteriensinne von Bachofen deuten, würde es die aus der Weihe und dem Tode hervorgehende Hoffnung des neuen und ewigen Lebens bezeichnen, – die Schlange wäre zu gleicher Zeit [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material], wie das Wasser, welchem die Schlange in ihrer tiefsten Stufe angehört, Sitz des Todes und Ursprung des Lebens sei, – wie die Dioskuren die Nacht und den Tag heraufführen und die Aegypter nicht allein das böse, sondern auch das gute Prinzip in Schlangengestalt kleiden.2) In Athen legte man den Kindern aus Gold getriebene Schlangen,

1) Bachofen, a. a. O, S. 139 unten und S. 143.
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 Werden der Hammer und die Schlange zu einem Symbole verbunden, erhalten wir zwei aufrechtstehende Schlangen (den Schöpfer), welche gemeinsam ein Ei (die Schöpfung) tragen und gleichfalls ein sehr altes, auch maurerisches Symbol sind. In der letztern Einsicht vergleiche man in Nr. 1 des Temple mystique, Paris 1854, die Lithographie: Le Genêt mystique. Auf einer kleinen Erhöhung steht eine neunsprossige Palme mit je drei Zweigen auf jedem der drei Hauptzweige und über der Palme strahlen neun, unten aber zur rechten Seite der Palme sieben und zur linken Seite zwölf Sterne. Die die Palme tragende Erhöhung bezeichnet ohne Zweifel das dreimonatliche Grab des Hiram, aus welchem die neun Monate des Lebens und des Lichtes hervorgehen. Nach Bachofen, Gräbersymbolik, S. 137 ff., woselbst zugleich mehrere antike Bildwerke mit den zwei ein Ei tragenden Schlangen beschrieben werden, wären die zwei Schlangen als Hugiea und Aesculap, als die vereinigte weibliche und männliche Zeugungskraft, und das Ei als <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, als das Erzeugte zu denken, welcher Gledanke zugegeben werden kann, sobald <hi rendition="#g">zunächst</hi> er nur rein kosmogonisch. verstanden wird. In diesem kosmogonischen Sinne geht aus dem Munde des ägyptischen Kneph, aus dem göttlichen Odem und Worte das Weltei hervor.<note place="foot" n="1)">Bachofen, a. a. O, S. 139 unten und S. 143.<lb/></note> Wollte man das von zwei Schlangen <hi rendition="#g">empor</hi>getragene und geschaffene Ei in dem freilich mystischen Mysteriensinne von Bachofen deuten, würde es die aus der Weihe und dem Tode hervorgehende Hoffnung des neuen und ewigen Lebens bezeichnen, &#x2013; die Schlange wäre zu gleicher Zeit <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> und <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, wie das Wasser, welchem die Schlange in ihrer tiefsten Stufe angehört, Sitz des Todes und Ursprung des Lebens sei, &#x2013; wie die Dioskuren die Nacht und den Tag heraufführen und die Aegypter nicht allein das böse, sondern auch das gute Prinzip in Schlangengestalt kleiden.<note place="foot" n="2)">Bachofen, S. 146.<lb/></note> In Athen legte man den Kindern aus Gold getriebene Schlangen,
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[74/0094] heit, des Osiris, tragen noch heute ausserordentlich zahlreiche Baudenkmale der Aegypter, wie dieses Strahlenauge von ihnen auch zu den Christen gebracht worden ist. Werden der Hammer und die Schlange zu einem Symbole verbunden, erhalten wir zwei aufrechtstehende Schlangen (den Schöpfer), welche gemeinsam ein Ei (die Schöpfung) tragen und gleichfalls ein sehr altes, auch maurerisches Symbol sind. In der letztern Einsicht vergleiche man in Nr. 1 des Temple mystique, Paris 1854, die Lithographie: Le Genêt mystique. Auf einer kleinen Erhöhung steht eine neunsprossige Palme mit je drei Zweigen auf jedem der drei Hauptzweige und über der Palme strahlen neun, unten aber zur rechten Seite der Palme sieben und zur linken Seite zwölf Sterne. Die die Palme tragende Erhöhung bezeichnet ohne Zweifel das dreimonatliche Grab des Hiram, aus welchem die neun Monate des Lebens und des Lichtes hervorgehen. Nach Bachofen, Gräbersymbolik, S. 137 ff., woselbst zugleich mehrere antike Bildwerke mit den zwei ein Ei tragenden Schlangen beschrieben werden, wären die zwei Schlangen als Hugiea und Aesculap, als die vereinigte weibliche und männliche Zeugungskraft, und das Ei als _ , als das Erzeugte zu denken, welcher Gledanke zugegeben werden kann, sobald zunächst er nur rein kosmogonisch. verstanden wird. In diesem kosmogonischen Sinne geht aus dem Munde des ägyptischen Kneph, aus dem göttlichen Odem und Worte das Weltei hervor. 1) Wollte man das von zwei Schlangen emporgetragene und geschaffene Ei in dem freilich mystischen Mysteriensinne von Bachofen deuten, würde es die aus der Weihe und dem Tode hervorgehende Hoffnung des neuen und ewigen Lebens bezeichnen, – die Schlange wäre zu gleicher Zeit _ und _ , wie das Wasser, welchem die Schlange in ihrer tiefsten Stufe angehört, Sitz des Todes und Ursprung des Lebens sei, – wie die Dioskuren die Nacht und den Tag heraufführen und die Aegypter nicht allein das böse, sondern auch das gute Prinzip in Schlangengestalt kleiden. 2) In Athen legte man den Kindern aus Gold getriebene Schlangen, 1) Bachofen, a. a. O, S. 139 unten und S. 143. 2) Bachofen, S. 146.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/94>, abgerufen am 24.11.2024.