Münsterthal heisst Neunmagen. Ebenso möchten die neun Kegel, welches Spiel mit goldenen Kegeln und Kugeln die Götter im goldenen Himmel spielen, mythisch sein. 1) Der Sage der Ceylonesen gemäss ist Buddha von dem Pik Adam oder Salmala auf Ceylon nach 990 Seelenwanderungen zum Himmel aufgestiegen.2) Die letztere Anzahl ist eine vermehrende blosse Umgestaltung der Neunzahl, wie sie so häufig begegnet und auch schon hier gelegentlich berührt wurde. Im Rig-V. I. 54, 6 zerstört Indra 99 Wolkenburgen und Rig-V. I. 53, 9 zermalmet er mit seinem schweren Wagenrade 20 feindliche Könige und ihre 60,099 Mann. Die Muhammedaner nehmen 99 Eigenschaften Gottes an, welche in arabischer Sprache besonders den Talismanen (Edelsteinen oder Metallplättchen) aufgeschrieben werden.3) In Tyrol herrscht der Aberglaube, dass, wenn man sich in der Christnacht auf eine Bank von neunerlei Holz vor die Kirchthüre setze, man alle Hexen kenne, die ein- und ausgehen.4) Nach dem Aberglauben in Franken kann man in der Christnacht den künftigen Bräutigam erschauen und man stellt alsdann neunerlei Essen auf den Tisch oder man schneidet neunerlei Holz und macht daraus ein Feuer. Neunerlei Gerichte werden auch zu Stendal am Neujahrstage gegessen und in Coburg bei der Bräutigamsschau.5) Diese Neunzahlen scheinen auf den Sonnengott Fro Bezug zu haben.6) - Ein Bauer, welcher die wilde Jagd einer Göttin gehöhnt hatte, fand nach einer Sage der Normandie am andern Morgen einen halben Menschenleib an seiner Thür aufgehängt, der fortgetragen stets wiederkehrte; erst am neunten Tage holte die Jägerin das Fleisch ab.7) Die christliche Anschauung nimmt neun Chöre der Engel an und Wolf glaubt, es seien wohl neun Chöre der Licht-
1) Wolf, Beitr. II. S. 118.
2) Paulin, voyage aux Indes orientales, II. S. 492.
3) Benfey, Orient und Occident, I. S. 315.
4) Wolf, Zeitschr., I. S. 236.
5) xWolf, Beiträge, I. S. 123; oben I. S. 120.
6) Wolf, a. a. O. I. S. 127.
7) Wolf, a. a. O., II. S. 166.
Münsterthal heisst Neunmagen. Ebenso möchten die neun Kegel, welches Spiel mit goldenen Kegeln und Kugeln die Götter im goldenen Himmel spielen, mythisch sein. 1) Der Sage der Ceylonesen gemäss ist Buddha von dem Pik Adam oder Salmala auf Ceylon nach 990 Seelenwanderungen zum Himmel aufgestiegen.2) Die letztere Anzahl ist eine vermehrende blosse Umgestaltung der Neunzahl, wie sie so häufig begegnet und auch schon hier gelegentlich berührt wurde. Im Rig-V. I. 54, 6 zerstört Indra 99 Wolkenburgen und Rig-V. I. 53, 9 zermalmet er mit seinem schweren Wagenrade 20 feindliche Könige und ihre 60,099 Mann. Die Muhammedaner nehmen 99 Eigenschaften Gottes an, welche in arabischer Sprache besonders den Talismanen (Edelsteinen oder Metallplättchen) aufgeschrieben werden.3) In Tyrol herrscht der Aberglaube, dass, wenn man sich in der Christnacht auf eine Bank von neunerlei Holz vor die Kirchthüre setze, man alle Hexen kenne, die ein- und ausgehen.4) Nach dem Aberglauben in Franken kann man in der Christnacht den künftigen Bräutigam erschauen und man stellt alsdann neunerlei Essen auf den Tisch oder man schneidet neunerlei Holz und macht daraus ein Feuer. Neunerlei Gerichte werden auch zu Stendal am Neujahrstage gegessen und in Coburg bei der Bräutigamsschau.5) Diese Neunzahlen scheinen auf den Sonnengott Frô Bezug zu haben.6) – Ein Bauer, welcher die wilde Jagd einer Göttin gehöhnt hatte, fand nach einer Sage der Normandie am andern Morgen einen halben Menschenleib an seiner Thür aufgehängt, der fortgetragen stets wiederkehrte; erst am neunten Tage holte die Jägerin das Fleisch ab.7) Die christliche Anschauung nimmt neun Chöre der Engel an und Wolf glaubt, es seien wohl neun Chöre der Licht-
1) Wolf, Beitr. II. S. 118.
2) Paulin, voyage aux Indes orientales, II. S. 492.
3) Benfey, Orient und Occident, I. S. 315.
4) Wolf, Zeitschr., I. S. 236.
5) xWolf, Beiträge, I. S. 123; oben I. S. 120.
6) Wolf, a. a. O. I. S. 127.
7) Wolf, a. a. O., II. S. 166.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0779"n="759"/>
Münsterthal heisst Neunmagen. Ebenso möchten die neun Kegel, welches Spiel mit goldenen Kegeln und Kugeln die Götter im goldenen Himmel spielen, mythisch sein. <noteplace="foot"n="1)">Wolf, Beitr. II. S. 118.<lb/></note> Der Sage der Ceylonesen gemäss ist Buddha von dem Pik Adam oder Salmala auf Ceylon nach 990 Seelenwanderungen zum Himmel aufgestiegen.<noteplace="foot"n="2)">Paulin, voyage aux Indes orientales, II. S. 492.<lb/></note> Die letztere Anzahl ist eine vermehrende blosse Umgestaltung der Neunzahl, wie sie so häufig begegnet und auch schon hier gelegentlich berührt wurde. Im Rig-V. I. 54, 6 zerstört Indra 99 Wolkenburgen und Rig-V. I. 53, 9 zermalmet er mit seinem schweren Wagenrade 20 feindliche Könige und ihre 60,099 Mann. Die Muhammedaner nehmen 99 Eigenschaften Gottes an, welche in arabischer Sprache besonders den Talismanen (Edelsteinen oder Metallplättchen) aufgeschrieben werden.<noteplace="foot"n="3)">Benfey, Orient und Occident, I. S. 315.<lb/></note> In Tyrol herrscht der Aberglaube, dass, wenn man sich in der Christnacht auf eine Bank von neunerlei Holz vor die Kirchthüre setze, man alle Hexen kenne, die ein- und ausgehen.<noteplace="foot"n="4)">Wolf, Zeitschr., I. S. 236.<lb/></note> Nach dem Aberglauben in Franken kann man in der Christnacht den künftigen Bräutigam erschauen und man stellt alsdann neunerlei Essen auf den Tisch oder man schneidet neunerlei Holz und macht daraus ein Feuer. Neunerlei Gerichte werden auch zu Stendal am Neujahrstage gegessen und in Coburg bei der Bräutigamsschau.<noteplace="foot"n="5)">xWolf, Beiträge, I. S. 123; oben I. S. 120.<lb/></note> Diese Neunzahlen scheinen auf den Sonnengott Frô Bezug zu haben.<noteplace="foot"n="6)">Wolf, a. a. O. I. S. 127.<lb/></note>– Ein Bauer, welcher die wilde Jagd einer Göttin gehöhnt hatte, fand nach einer Sage der Normandie am andern Morgen einen halben Menschenleib an seiner Thür aufgehängt, der fortgetragen stets wiederkehrte; erst am neunten Tage holte die Jägerin das Fleisch ab.<noteplace="foot"n="7)">Wolf, a. a. O., II. S. 166.<lb/></note> Die christliche Anschauung nimmt neun Chöre der Engel an und Wolf glaubt, es seien wohl neun Chöre der Licht-
</p></div></body></text></TEI>
[759/0779]
Münsterthal heisst Neunmagen. Ebenso möchten die neun Kegel, welches Spiel mit goldenen Kegeln und Kugeln die Götter im goldenen Himmel spielen, mythisch sein. 1) Der Sage der Ceylonesen gemäss ist Buddha von dem Pik Adam oder Salmala auf Ceylon nach 990 Seelenwanderungen zum Himmel aufgestiegen. 2) Die letztere Anzahl ist eine vermehrende blosse Umgestaltung der Neunzahl, wie sie so häufig begegnet und auch schon hier gelegentlich berührt wurde. Im Rig-V. I. 54, 6 zerstört Indra 99 Wolkenburgen und Rig-V. I. 53, 9 zermalmet er mit seinem schweren Wagenrade 20 feindliche Könige und ihre 60,099 Mann. Die Muhammedaner nehmen 99 Eigenschaften Gottes an, welche in arabischer Sprache besonders den Talismanen (Edelsteinen oder Metallplättchen) aufgeschrieben werden. 3) In Tyrol herrscht der Aberglaube, dass, wenn man sich in der Christnacht auf eine Bank von neunerlei Holz vor die Kirchthüre setze, man alle Hexen kenne, die ein- und ausgehen. 4) Nach dem Aberglauben in Franken kann man in der Christnacht den künftigen Bräutigam erschauen und man stellt alsdann neunerlei Essen auf den Tisch oder man schneidet neunerlei Holz und macht daraus ein Feuer. Neunerlei Gerichte werden auch zu Stendal am Neujahrstage gegessen und in Coburg bei der Bräutigamsschau. 5) Diese Neunzahlen scheinen auf den Sonnengott Frô Bezug zu haben. 6) – Ein Bauer, welcher die wilde Jagd einer Göttin gehöhnt hatte, fand nach einer Sage der Normandie am andern Morgen einen halben Menschenleib an seiner Thür aufgehängt, der fortgetragen stets wiederkehrte; erst am neunten Tage holte die Jägerin das Fleisch ab. 7) Die christliche Anschauung nimmt neun Chöre der Engel an und Wolf glaubt, es seien wohl neun Chöre der Licht-
1) Wolf, Beitr. II. S. 118.
2) Paulin, voyage aux Indes orientales, II. S. 492.
3) Benfey, Orient und Occident, I. S. 315.
4) Wolf, Zeitschr., I. S. 236.
5) xWolf, Beiträge, I. S. 123; oben I. S. 120.
6) Wolf, a. a. O. I. S. 127.
7) Wolf, a. a. O., II. S. 166.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/779>, abgerufen am 01.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.