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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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zur Pflegerin des jungen Bakehoskindes und hat Melikertes den gleichen Klage- und Freudendienst wie Bakchos oder Dionysos. Auch mit dem phönicischen Glaukos-Poseidon berührt sich Melikertes1) und ebenso müssen hierher bezogen worden die Mythe von der Danae mit dem Perseuskinde und von der Auge mit ihrem von Herakles geborenen Kinde Telephos,2) d. i. fernhin leuchtend, indem diese ebenfalls dem Meere übergeben werden; dem Meere aber steht wieder gleich der Wald, der Wolkenwald, wohin z. B. das Kind der Auge und der ihr verwandten deutschen Genoveta geborgen oder geflüchtet und dort von einer Hirschkuh als dem Symbole der Wolke gesäugt und genährt wird. Preller deutet die gehörnte Hirschkuh auf den Mond, d. i. die Mutter Auge, die Strahlende selbst; dann ist aber auch der Sohn Telephos wieder der in die Ferne leuchtende und strahlende Mond. Ebenso gehört hierher Tales oder Kalos, der Verwandte und Schüler des Dädalos, welcher von diesem aus Neid von der Akropolis herabgestürzt wird; der alte auch in den deutschen Sagen wiederkehrende Zug von dem (himmlischen) Schmied oder Baumeister, der seinen Lehrjungen aus Neid (im Blitze) herabstürzt oder erschlägt, dem analog dann auf Kreta (der glänzenden oder weissen - lnsel - von den Kreidefelsen oder der Kreide3)) erzählt wurde, dass Kres (der Glänzende wie der Karier), der Vater des Talos, der Erzieher und Lehrmeister des Zeus gewesen, aber von diesem in der Hitze getödtet worden sei.4) Alle diese Sagen sind nur sehr alte Bilder der Gewitterkämpfe, der Wolken- und Himmelserscheinungen, besonders im Frühjahre und Herbste, und ein eben solches, nur in der gegenseitigen Stellung der Personen umgekehrtes, Bild ist auch der von drei Gesellen erschlagene oder herabgestürzte Baumeister Hiram, sowie der vom Himmel herabgeschleu-

1) Gaedechens, Glaukos der Meergott, Göttingen 1860, Seite 211 ff.
2) Preller, II. S. 167 ff.; Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 331.
3) Hugo Weber, etym. Untersuchungen, S. 21.
4) Schwartz, S. 109 Anm.

zur Pflegerin des jungen Bakehoskindes und hat Melikertes den gleichen Klage- und Freudendienst wie Bakchos oder Dionysos. Auch mit dem phönicischen Glaukos-Poseidon berührt sich Melikertes1) und ebenso müssen hierher bezogen worden die Mythe von der Danae mit dem Perseuskinde und von der Auge mit ihrem von Herakles geborenen Kinde Telephos,2) d. i. fernhin leuchtend, indem diese ebenfalls dem Meere übergeben werden; dem Meere aber steht wieder gleich der Wald, der Wolkenwald, wohin z. B. das Kind der Auge und der ihr verwandten deutschen Genoveta geborgen oder geflüchtet und dort von einer Hirschkuh als dem Symbole der Wolke gesäugt und genährt wird. Preller deutet die gehörnte Hirschkuh auf den Mond, d. i. die Mutter Auge, die Strahlende selbst; dann ist aber auch der Sohn Telephos wieder der in die Ferne leuchtende und strahlende Mond. Ebenso gehört hierher Tales oder Kalos, der Verwandte und Schüler des Dädalos, welcher von diesem aus Neid von der Akropolis herabgestürzt wird; der alte auch in den deutschen Sagen wiederkehrende Zug von dem (himmlischen) Schmied oder Baumeister, der seinen Lehrjungen aus Neid (im Blitze) herabstürzt oder erschlägt, dem analog dann auf Kreta (der glänzenden oder weissen - lnsel - von den Kreidefelsen oder der Kreide3)) erzählt wurde, dass Kres (der Glänzende wie der Karier), der Vater des Talos, der Erzieher und Lehrmeister des Zeus gewesen, aber von diesem in der Hitze getödtet worden sei.4) Alle diese Sagen sind nur sehr alte Bilder der Gewitterkämpfe, der Wolken- und Himmelserscheinungen, besonders im Frühjahre und Herbste, und ein eben solches, nur in der gegenseitigen Stellung der Personen umgekehrtes, Bild ist auch der von drei Gesellen erschlagene oder herabgestürzte Baumeister Hiram, sowie der vom Himmel herabgeschleu-

1) Gaedechens, Glaukos der Meergott, Göttingen 1860, Seite 211 ff.
2) Preller, II. S. 167 ff.; Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 331.
3) Hugo Weber, etym. Untersuchungen, S. 21.
4) Schwartz, S. 109 Anm.
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[610/0630] zur Pflegerin des jungen Bakehoskindes und hat Melikertes den gleichen Klage- und Freudendienst wie Bakchos oder Dionysos. Auch mit dem phönicischen Glaukos-Poseidon berührt sich Melikertes 1) und ebenso müssen hierher bezogen worden die Mythe von der Danae mit dem Perseuskinde und von der Auge mit ihrem von Herakles geborenen Kinde Telephos, 2) d. i. fernhin leuchtend, indem diese ebenfalls dem Meere übergeben werden; dem Meere aber steht wieder gleich der Wald, der Wolkenwald, wohin z. B. das Kind der Auge und der ihr verwandten deutschen Genoveta geborgen oder geflüchtet und dort von einer Hirschkuh als dem Symbole der Wolke gesäugt und genährt wird. Preller deutet die gehörnte Hirschkuh auf den Mond, d. i. die Mutter Auge, die Strahlende selbst; dann ist aber auch der Sohn Telephos wieder der in die Ferne leuchtende und strahlende Mond. Ebenso gehört hierher Tales oder Kalos, der Verwandte und Schüler des Dädalos, welcher von diesem aus Neid von der Akropolis herabgestürzt wird; der alte auch in den deutschen Sagen wiederkehrende Zug von dem (himmlischen) Schmied oder Baumeister, der seinen Lehrjungen aus Neid (im Blitze) herabstürzt oder erschlägt, dem analog dann auf Kreta (der glänzenden oder weissen - lnsel - von den Kreidefelsen oder der Kreide 3)) erzählt wurde, dass Kres (der Glänzende wie der Karier), der Vater des Talos, der Erzieher und Lehrmeister des Zeus gewesen, aber von diesem in der Hitze getödtet worden sei. 4) Alle diese Sagen sind nur sehr alte Bilder der Gewitterkämpfe, der Wolken- und Himmelserscheinungen, besonders im Frühjahre und Herbste, und ein eben solches, nur in der gegenseitigen Stellung der Personen umgekehrtes, Bild ist auch der von drei Gesellen erschlagene oder herabgestürzte Baumeister Hiram, sowie der vom Himmel herabgeschleu- 1) Gaedechens, Glaukos der Meergott, Göttingen 1860, Seite 211 ff. 2) Preller, II. S. 167 ff.; Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 331. 3) Hugo Weber, etym. Untersuchungen, S. 21. 4) Schwartz, S. 109 Anm.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/630>, abgerufen am 19.05.2024.