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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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nium Ramses II. zu Theben, - in dem grossen Tempel von Medinet Habu bei Theben (Braun, I. S. 89), - in dem Höhlentempel aus der Zeit des Rhamses-Sesostris zu Gerf Hussein in Nubien (Braun, I. S. 108); - in dem Tempel zu Abu Simbel in Nubien (Braun, I. S. 111; Ampere im Morgenblatt für 1849, S. 132 a), sollen nur die vollkommene Unterwerfung und Ergebung in den Willen Gottes ausdrücken, wie es bei vielen Völkern, z. B. Russlands, noch heute das Zeichen der Unterthänigkeit und des Gehorsams gegen den weltlichen Fürsten ist. Bei den Christen ist das Kreuzen der Arme in demselben Sinne zum Zeichen der Demüthigung vor dem christlichen Gotte, vor Christus geworden. Mit dem Kreuzen der Arme vor dem weltlichen Fürsten verwandt ist die Sitte, vor ihm die Schultern zu entblössen, welche z. B. G. Forster auf O-Tahiti traf.1) - Den vierräderigen Wagen (bigae, gall. Petorritum, in welchem letztern Worte jedenfalls die Vierzahl versteckt ist) als gallisches Produkt mit gallischem Namen scheinen die Römer frühe von den cisalpinischen Galliern angenommen zu haben. Ob in dem Worte Petorritum ritum Rad bedeute, ist zweifelhaft; der vielleicht erst aus lat. rota entlehnte neukeltische Name des Rades lautet kymr. rhod, brit. rod f, korn. roz, gadh. roth, selten roith m.2) - Nach dem Renart 11, 238 lagert der Löwe im tiefen Thal zwischen vier spitzen Felsen. Auf einer Münze des Mainzer Erzbischofs Conrad, welche im Jahr 1846 in dem Dorfe Limbach bei Homburg in Rheinbaiern aufgefunden wurde, ist das Wappenschild in vier gleiche Felder abgetheilt, deren jedes einen springenden Löwen zeigt.3) Bei dieser Gelegenheit mag noch die Bemerkung einfliessen, dass auf rheinischen mittelalterlichen Münzen nicht selten Johannes der Täufer mit der Umschrift: S. Joannes B., gefunden wird. 4) - Nach Aul. Gellius, Noct. Attic.IX. cap. 4, hatten die Sauromaten immer den vierten Tag einen Fasttag (cibum capere semper diebus

1) Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778), S. 246 ff.
2) Diefenbach, a. a. O., S. 398.
3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, S. 24.
4) A. a. O., S. 25.

nium Ramses II. zu Theben, – in dem grossen Tempel von Medinet Habu bei Theben (Braun, I. S. 89), – in dem Höhlentempel aus der Zeit des Rhamses-Sesostris zu Gerf Hussein in Nubien (Braun, I. S. 108); – in dem Tempel zu Abu Simbel in Nubien (Braun, I. S. 111; Ampère im Morgenblatt für 1849, S. 132 a), sollen nur die vollkommene Unterwerfung und Ergebung in den Willen Gottes ausdrücken, wie es bei vielen Völkern, z. B. Russlands, noch heute das Zeichen der Unterthänigkeit und des Gehorsams gegen den weltlichen Fürsten ist. Bei den Christen ist das Kreuzen der Arme in demselben Sinne zum Zeichen der Demüthigung vor dem christlichen Gotte, vor Christus geworden. Mit dem Kreuzen der Arme vor dem weltlichen Fürsten verwandt ist die Sitte, vor ihm die Schultern zu entblössen, welche z. B. G. Forster auf O-Tahiti traf.1) – Den vierräderigen Wagen (bigae, gall. Petorritum, in welchem letztern Worte jedenfalls die Vierzahl versteckt ist) als gallisches Produkt mit gallischem Namen scheinen die Römer frühe von den cisalpinischen Galliern angenommen zu haben. Ob in dem Worte Petorritum ritum Rad bedeute, ist zweifelhaft; der vielleicht erst aus lat. rota entlehnte neukeltische Name des Rades lautet kymr. rhod, brit. rôd f, korn. roz, gadh. roth, selten roith m.2) – Nach dem Renart 11, 238 lagert der Löwe im tiefen Thal zwischen vier spitzen Felsen. Auf einer Münze des Mainzer Erzbischofs Conrad, welche im Jahr 1846 in dem Dorfe Limbach bei Homburg in Rheinbaiern aufgefunden wurde, ist das Wappenschild in vier gleiche Felder abgetheilt, deren jedes einen springenden Löwen zeigt.3) Bei dieser Gelegenheit mag noch die Bemerkung einfliessen, dass auf rheinischen mittelalterlichen Münzen nicht selten Johannes der Täufer mit der Umschrift: S. Joannes B., gefunden wird. 4) – Nach Aul. Gellius, Noct. Attic.IX. cap. 4, hatten die Sauromaten immer den vierten Tag einen Fasttag (cibum capere semper diebus

1) Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778), S. 246 ff.
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[535/0555] nium Ramses II. zu Theben, – in dem grossen Tempel von Medinet Habu bei Theben (Braun, I. S. 89), – in dem Höhlentempel aus der Zeit des Rhamses-Sesostris zu Gerf Hussein in Nubien (Braun, I. S. 108); – in dem Tempel zu Abu Simbel in Nubien (Braun, I. S. 111; Ampère im Morgenblatt für 1849, S. 132 a), sollen nur die vollkommene Unterwerfung und Ergebung in den Willen Gottes ausdrücken, wie es bei vielen Völkern, z. B. Russlands, noch heute das Zeichen der Unterthänigkeit und des Gehorsams gegen den weltlichen Fürsten ist. Bei den Christen ist das Kreuzen der Arme in demselben Sinne zum Zeichen der Demüthigung vor dem christlichen Gotte, vor Christus geworden. Mit dem Kreuzen der Arme vor dem weltlichen Fürsten verwandt ist die Sitte, vor ihm die Schultern zu entblössen, welche z. B. G. Forster auf O-Tahiti traf. 1) – Den vierräderigen Wagen (bigae, gall. Petorritum, in welchem letztern Worte jedenfalls die Vierzahl versteckt ist) als gallisches Produkt mit gallischem Namen scheinen die Römer frühe von den cisalpinischen Galliern angenommen zu haben. Ob in dem Worte Petorritum ritum Rad bedeute, ist zweifelhaft; der vielleicht erst aus lat. rota entlehnte neukeltische Name des Rades lautet kymr. rhod, brit. rôd f, korn. roz, gadh. roth, selten roith m. 2) – Nach dem Renart 11, 238 lagert der Löwe im tiefen Thal zwischen vier spitzen Felsen. Auf einer Münze des Mainzer Erzbischofs Conrad, welche im Jahr 1846 in dem Dorfe Limbach bei Homburg in Rheinbaiern aufgefunden wurde, ist das Wappenschild in vier gleiche Felder abgetheilt, deren jedes einen springenden Löwen zeigt. 3) Bei dieser Gelegenheit mag noch die Bemerkung einfliessen, dass auf rheinischen mittelalterlichen Münzen nicht selten Johannes der Täufer mit der Umschrift: S. Joannes B., gefunden wird. 4) – Nach Aul. Gellius, Noct. Attic.IX. cap. 4, hatten die Sauromaten immer den vierten Tag einen Fasttag (cibum capere semper diebus 1) Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778), S. 246 ff. 2) Diefenbach, a. a. O., S. 398. 3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, S. 24. 4) A. a. O., S. 25.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/555>, abgerufen am 22.11.2024.