Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Ravensburger Weisthum der Probst alle sieben Jahre besetzen; in einem Mährchen bei Panzer, Beiträge I. Seite 193, schlägt ein Held mit einer, Haselgerte dem Drachen sieben Köpfe ab; den Sarg nennen die Dichter das Haus von sieben Füssen; nach der Nibelungenklage 1200 wird von den Landleuten ein grosses, gemeinsames Grab gegraben, sieben Speerschäfte weit und sieben Speerschäfte tief; die angelsächsischen Könige hatten sieben Stammväter, welche Brüder und sämmtlich Söhne des Wodan oder der Freyja waren; bei der Krönung des Kaisers Maximilian II. zu Frankfurt a. M. im Jahr 1562 war dessen Sitz sieben Stufen höher als die übrigen Sitze, wie überhaupt die Ehrensitze sieben Stufen zu haben pflegten; bei den päbstlichen feierlichen Mahlen nahm der Pabst einen solchen Ehrensitz ein.1) Ebenso gehören hierher die bekannten sieben Wunder der Welt (septern miracula mundi), obwohl dieselben schon dem Alterthume angehören, aber durch das ganze Mittelalter herab bis auf die Gegenwart sich im Redegebrauche erhalten haben; die Mönche des 8. und 9. Jahrh. zählten zu diesen Weltwundern auch das Absterben und Aufblähen des Pflanzenreiches und erblickten darin ein Bild der Auferstehung.2) Auch darf wohl hierher gezogen werden das Siebengestirn, wie schon der jüdische Prophet Amos aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts v. Chr. 5, 8 unzweifelhaft nach chaldäischem Vorgange von dem Ewigen rühmt:

"Der geschaffen hat Siebengestirn und Orion
und umwandelt in Morgenlicht den Todesschatten,
und den Tag verdunkelt in Nacht:
Er ruft die Gewässer des Meeres, und giesset sie über der Erde Fläche,
Ewiger ist sein Name."

Eine Frist von sechs Wochen, eine sog. sächsische Frist, ist eigentlich eine solche von drei Mal vierzehn Tagen.3) Opferbare Thiere, - Thiere, welche geopfert (offerri)

1) Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 154.
2) Welker, a. a. O., II. S. 514.
3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 821; Waitz, Verfassungsgeschichte, I. S..57; Kraner, a. a. O., S. 236 ad. cap. 18.

dem Ravensburger Weisthum der Probst alle sieben Jahre besetzen; in einem Mährchen bei Panzer, Beiträge I. Seite 193, schlägt ein Held mit einer, Haselgerte dem Drachen sieben Köpfe ab; den Sarg nennen die Dichter das Haus von sieben Füssen; nach der Nibelungenklage 1200 wird von den Landleuten ein grosses, gemeinsames Grab gegraben, sieben Speerschäfte weit und sieben Speerschäfte tief; die angelsächsischen Könige hatten sieben Stammväter, welche Brüder und sämmtlich Söhne des Wodan oder der Freyja waren; bei der Krönung des Kaisers Maximilian II. zu Frankfurt a. M. im Jahr 1562 war dessen Sitz sieben Stufen höher als die übrigen Sitze, wie überhaupt die Ehrensitze sieben Stufen zu haben pflegten; bei den päbstlichen feierlichen Mahlen nahm der Pabst einen solchen Ehrensitz ein.1) Ebenso gehören hierher die bekannten sieben Wunder der Welt (septern miracula mundi), obwohl dieselben schon dem Alterthume angehören, aber durch das ganze Mittelalter herab bis auf die Gegenwart sich im Redegebrauche erhalten haben; die Mönche des 8. und 9. Jahrh. zählten zu diesen Weltwundern auch das Absterben und Aufblähen des Pflanzenreiches und erblickten darin ein Bild der Auferstehung.2) Auch darf wohl hierher gezogen werden das Siebengestirn, wie schon der jüdische Prophet Amos aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts v. Chr. 5, 8 unzweifelhaft nach chaldäischem Vorgange von dem Ewigen rühmt:

„Der geschaffen hat Siebengestirn und Orion
und umwandelt in Morgenlicht den Todesschatten,
und den Tag verdunkelt in Nacht:
Er ruft die Gewässer des Meeres, und giesset sie über der Erde Fläche,
Ewiger ist sein Name.“

Eine Frist von sechs Wochen, eine sog. sächsische Frist, ist eigentlich eine solche von drei Mal vierzehn Tagen.3) Opferbare Thiere, – Thiere, welche geopfert (offerri)

1) Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 154.
2) Welker, a. a. O., II. S. 514.
3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 821; Waitz, Verfassungsgeschichte, I. S..57; Kraner, a. a. O., S. 236 ad. cap. 18.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0488" n="468"/>
dem Ravensburger Weisthum der Probst alle sieben Jahre besetzen; in einem Mährchen bei Panzer, Beiträge I. Seite 193, schlägt ein Held mit einer, Haselgerte dem Drachen sieben Köpfe ab; den Sarg nennen die Dichter das Haus von sieben Füssen; nach der Nibelungenklage 1200 wird von den Landleuten ein grosses, gemeinsames Grab gegraben, sieben Speerschäfte weit und sieben Speerschäfte tief; die angelsächsischen Könige hatten sieben Stammväter, welche Brüder und sämmtlich Söhne des Wodan oder der Freyja waren; bei der Krönung des Kaisers Maximilian II. zu Frankfurt a. M. im Jahr 1562 war dessen Sitz sieben Stufen höher als die übrigen Sitze, wie überhaupt die Ehrensitze sieben Stufen zu haben pflegten; bei den päbstlichen feierlichen Mahlen nahm der Pabst einen solchen Ehrensitz ein.<note place="foot" n="1)">Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 154.<lb/></note> Ebenso gehören hierher die bekannten sieben Wunder der Welt (septern miracula mundi), obwohl dieselben schon dem Alterthume angehören, aber durch das ganze Mittelalter herab bis auf die Gegenwart sich im Redegebrauche erhalten haben; die Mönche des 8. und 9. Jahrh. zählten zu diesen Weltwundern auch das Absterben und Aufblähen des Pflanzenreiches und erblickten darin ein Bild der Auferstehung.<note place="foot" n="2)">Welker, a. a. O., II. S. 514.<lb/></note> Auch darf wohl hierher gezogen werden das Siebengestirn, wie schon der jüdische Prophet Amos aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts v. Chr. 5, 8 unzweifelhaft nach chaldäischem Vorgange von dem Ewigen rühmt:</p>
        <cit rendition="#c">
          <quote>
            <p>
 &#x201E;Der geschaffen hat Siebengestirn und Orion<lb/>
und umwandelt in Morgenlicht den Todesschatten,<lb/>
und den Tag verdunkelt in Nacht:<lb/>
Er ruft die Gewässer des Meeres, und giesset sie über der Erde Fläche,<lb/>
Ewiger ist sein Name.&#x201C; </p>
          </quote>
        </cit>
        <p>
     Eine Frist von sechs Wochen, eine sog. sächsische Frist, ist eigentlich eine solche von drei Mal vierzehn Tagen.<note place="foot" n="3)">Grimm, Rechtsalterthümer, S. 821; Waitz, Verfassungsgeschichte, I. S..57; Kraner, a. a. O., S. 236 ad. cap. 18.<lb/></note> Opferbare Thiere, &#x2013; Thiere, welche geopfert (offerri)
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0488] dem Ravensburger Weisthum der Probst alle sieben Jahre besetzen; in einem Mährchen bei Panzer, Beiträge I. Seite 193, schlägt ein Held mit einer, Haselgerte dem Drachen sieben Köpfe ab; den Sarg nennen die Dichter das Haus von sieben Füssen; nach der Nibelungenklage 1200 wird von den Landleuten ein grosses, gemeinsames Grab gegraben, sieben Speerschäfte weit und sieben Speerschäfte tief; die angelsächsischen Könige hatten sieben Stammväter, welche Brüder und sämmtlich Söhne des Wodan oder der Freyja waren; bei der Krönung des Kaisers Maximilian II. zu Frankfurt a. M. im Jahr 1562 war dessen Sitz sieben Stufen höher als die übrigen Sitze, wie überhaupt die Ehrensitze sieben Stufen zu haben pflegten; bei den päbstlichen feierlichen Mahlen nahm der Pabst einen solchen Ehrensitz ein. 1) Ebenso gehören hierher die bekannten sieben Wunder der Welt (septern miracula mundi), obwohl dieselben schon dem Alterthume angehören, aber durch das ganze Mittelalter herab bis auf die Gegenwart sich im Redegebrauche erhalten haben; die Mönche des 8. und 9. Jahrh. zählten zu diesen Weltwundern auch das Absterben und Aufblähen des Pflanzenreiches und erblickten darin ein Bild der Auferstehung. 2) Auch darf wohl hierher gezogen werden das Siebengestirn, wie schon der jüdische Prophet Amos aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts v. Chr. 5, 8 unzweifelhaft nach chaldäischem Vorgange von dem Ewigen rühmt: „Der geschaffen hat Siebengestirn und Orion und umwandelt in Morgenlicht den Todesschatten, und den Tag verdunkelt in Nacht: Er ruft die Gewässer des Meeres, und giesset sie über der Erde Fläche, Ewiger ist sein Name.“ Eine Frist von sechs Wochen, eine sog. sächsische Frist, ist eigentlich eine solche von drei Mal vierzehn Tagen. 3) Opferbare Thiere, – Thiere, welche geopfert (offerri) 1) Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 154. 2) Welker, a. a. O., II. S. 514. 3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 821; Waitz, Verfassungsgeschichte, I. S..57; Kraner, a. a. O., S. 236 ad. cap. 18.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/488
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/488>, abgerufen am 22.11.2024.