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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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S. 44 ff. verfasst; die Frommen und deren Frömmigkeit, welche das Gedicht berührt, sind die Essäer. Ewald leitet den Namen der Essäer von dem Syrischen, fromm, ab. Für die Geschichte des religiösen Glaubens der Essäer ist das zweite Sibyllengedicht sehr beachtenswerth. Das dritte Sibyllengedicht ist wieder von einem griechisch gebildeten Juden in Aegypten geschrieben. Die dritte Sibylle wird als eine Schwester der Isis geschildert. Das vierte Sibyllengedicht vom J. 138 nach Chr. ist sodann von einem Christen, Judenchristen oder Nazarän verfasst.1) Dieser Sibyllendichter war zufolge Ewald, S. 66, wohl der Erste, welcher die Zeiten aller Weltgeschichte der Erscheinung Christus gemäss eintheilte. Jetzt war die Sibyllendichtung zu den Christen gekommen, um schliesslich bei ihnen zu bleiben, ja in den Dienst der grossen und endlich herrschenden Kirche zu treten.2) Die Judenchristen in Aegypten theilten die Zeit vor der Erscheinung Christi in sieben Zeitalter oder Geschlechter,3) woran sich später schloss, dass nach sieben nachchristlichen Zeitaltern sich endlich die alten messianischen Hoffnungen erfüllen sollten;4) nach einem christlichen sibyllischen Gedichte sollen diese sieben Zeitalter auf Bitten der Jungfrau Maria als eine Frist der Reue bewilligt worden sein. - Bei dem Suchen des vermissten Osiris um die Zeit der Wintersonnenwende wurde eine Kuh sieben Mal um den Tempel geführt, weil die Sonne von der Wintersonnenwende im siebten Monat zur Sommersonnenwende gelangt, gleichsam sieben Stufen zu ersteigen, sieben Schritte zurückzulegen oder sieben Reisen zu machen hat.5) Sieben Tage lang wurde zu Memphis das Fest der Auffindung eines neuen Apis oder das Geburtsfest des heiligen Stiers gefeiert und während dieser sieben Festtage sollten die Krokodille, die Thiere des Seth, unschädlich sein. Die heiligen Weihen oder Mysterien der Aegypter

1) Ewald, S. 63 ff.
2) Ewald, 8. 70 ff.
3) Ewald, S. 66.
4) Ewald, S. 72.
5) Prichard, ägypt. Mythol., S, 59 und S. 84 ff.; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 199; Bachofen, Gräbersymbolik, S. 270 Anm. 2.

S. 44 ff. verfasst; die Frommen und deren Frömmigkeit, welche das Gedicht berührt, sind die Essäer. Ewald leitet den Namen der Essäer von dem Syrischen, fromm, ab. Für die Geschichte des religiösen Glaubens der Essäer ist das zweite Sibyllengedicht sehr beachtenswerth. Das dritte Sibyllengedicht ist wieder von einem griechisch gebildeten Juden in Aegypten geschrieben. Die dritte Sibylle wird als eine Schwester der Isis geschildert. Das vierte Sibyllengedicht vom J. 138 nach Chr. ist sodann von einem Christen, Judenchristen oder Nazarän verfasst.1) Dieser Sibyllendichter war zufolge Ewald, S. 66, wohl der Erste, welcher die Zeiten aller Weltgeschichte der Erscheinung Christus gemäss eintheilte. Jetzt war die Sibyllendichtung zu den Christen gekommen, um schliesslich bei ihnen zu bleiben, ja in den Dienst der grossen und endlich herrschenden Kirche zu treten.2) Die Judenchristen in Aegypten theilten die Zeit vor der Erscheinung Christi in sieben Zeitalter oder Geschlechter,3) woran sich später schloss, dass nach sieben nachchristlichen Zeitaltern sich endlich die alten messianischen Hoffnungen erfüllen sollten;4) nach einem christlichen sibyllischen Gedichte sollen diese sieben Zeitalter auf Bitten der Jungfrau Maria als eine Frist der Reue bewilligt worden sein. – Bei dem Suchen des vermissten Osiris um die Zeit der Wintersonnenwende wurde eine Kuh sieben Mal um den Tempel geführt, weil die Sonne von der Wintersonnenwende im siebten Monat zur Sommersonnenwende gelangt, gleichsam sieben Stufen zu ersteigen, sieben Schritte zurückzulegen oder sieben Reisen zu machen hat.5) Sieben Tage lang wurde zu Memphis das Fest der Auffindung eines neuen Apis oder das Geburtsfest des heiligen Stiers gefeiert und während dieser sieben Festtage sollten die Krokodille, die Thiere des Seth, unschädlich sein. Die heiligen Weihen oder Mysterien der Aegypter

1) Ewald, S. 63 ff.
2) Ewald, 8. 70 ff.
3) Ewald, S. 66.
4) Ewald, S. 72.
5) Prichard, ägypt. Mythol., S, 59 und S. 84 ff.; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 199; Bachofen, Gräbersymbolik, S. 270 Anm. 2.
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[445/0465] S. 44 ff. verfasst; die Frommen und deren Frömmigkeit, welche das Gedicht berührt, sind die Essäer. Ewald leitet den Namen der Essäer von dem Syrischen, fromm, ab. Für die Geschichte des religiösen Glaubens der Essäer ist das zweite Sibyllengedicht sehr beachtenswerth. Das dritte Sibyllengedicht ist wieder von einem griechisch gebildeten Juden in Aegypten geschrieben. Die dritte Sibylle wird als eine Schwester der Isis geschildert. Das vierte Sibyllengedicht vom J. 138 nach Chr. ist sodann von einem Christen, Judenchristen oder Nazarän verfasst. 1) Dieser Sibyllendichter war zufolge Ewald, S. 66, wohl der Erste, welcher die Zeiten aller Weltgeschichte der Erscheinung Christus gemäss eintheilte. Jetzt war die Sibyllendichtung zu den Christen gekommen, um schliesslich bei ihnen zu bleiben, ja in den Dienst der grossen und endlich herrschenden Kirche zu treten. 2) Die Judenchristen in Aegypten theilten die Zeit vor der Erscheinung Christi in sieben Zeitalter oder Geschlechter, 3) woran sich später schloss, dass nach sieben nachchristlichen Zeitaltern sich endlich die alten messianischen Hoffnungen erfüllen sollten; 4) nach einem christlichen sibyllischen Gedichte sollen diese sieben Zeitalter auf Bitten der Jungfrau Maria als eine Frist der Reue bewilligt worden sein. – Bei dem Suchen des vermissten Osiris um die Zeit der Wintersonnenwende wurde eine Kuh sieben Mal um den Tempel geführt, weil die Sonne von der Wintersonnenwende im siebten Monat zur Sommersonnenwende gelangt, gleichsam sieben Stufen zu ersteigen, sieben Schritte zurückzulegen oder sieben Reisen zu machen hat. 5) Sieben Tage lang wurde zu Memphis das Fest der Auffindung eines neuen Apis oder das Geburtsfest des heiligen Stiers gefeiert und während dieser sieben Festtage sollten die Krokodille, die Thiere des Seth, unschädlich sein. Die heiligen Weihen oder Mysterien der Aegypter 1) Ewald, S. 63 ff. 2) Ewald, 8. 70 ff. 3) Ewald, S. 66. 4) Ewald, S. 72. 5) Prichard, ägypt. Mythol., S, 59 und S. 84 ff.; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 199; Bachofen, Gräbersymbolik, S. 270 Anm. 2.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/465>, abgerufen am 25.05.2024.