Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

ten" Heere zugeschrieben,1) welches letztere auffallend mit den sieben deutschen Heerschilden zusammenstimmt. Vor dem Lingam als dem Symbole des Weltschöpfers und des allerzeugenden Gottes zünden die Brahmanen sieben Lampen an, welche den siebenarmigen Leuchtern der Juden gleichen sollen, die man zu Rom am Siegesbogen des Titus erblickt2) und welche auch in den jüdischen Katakomben oder Begräbnissstätten zu Rom häufig angetroffen werden.3) - Die indischen Pagoden haben immer vier Thore, jedes nach einer Weltgegend gerichtet, und über jedem derselben erhebt sich ein Pyramidalbau mit sieben Absätzen.4) Dem Brihaspati, d. i. dem Herrn des Gebetes, Brahma, wird ein siebenfacher Mund beigelegt5) und ein siebenzackiger Strahl oder Blitz. Der königliche Oberrichter in Indien darf zu seinem Gerichte nicht mehr als sieben Beisitzer haben.6) - Bei den indischen Hochzeitsgebräuchen ist der wesentlichste oder derjenige, durch welchen die Ehe eingegangen wird, der der sieben Schritte, indem mit sieben Schritten die Braut in die Ehe treten soll und mit dem siebten Schritte Frau wird. Der Bräutigam führt nämlich die Braut nach einander durch sieben Kreise und spricht: "Möge dich Wischnu leiten einen Schritt, um Nahrung zu erhalten; möge dich Wischnu leiten zwei, um Stärke zu erhalten, drei zu den feierlichen Uebungen der Religion, vier Schritte zum Glück, fünf Schritte zum Zuchtvieh, sechs Schritte zum Reichthum, sieben Schritte zu dem opfernden Priester. Wenn du sieben Schritte vollendet, sei mein Gefährte." Der Freund des Bräutigams (der Brautführer) geht sodann zur Stelle, wo der siebente Schritt vollendet wurde, und giesst Wasser über die Brautleute aus.7) - Bei dem indischen, sich bis nach Kamboga und Siam, Barma in Hinterindien ausdeh-

1) Lassen, a. a. O., I. S, 693 Anm. 1.
2) Müller, Glauben der alten Hindus, S. 319.
3) Rose, rsp. Spenser Northcote, die römischen Katakomben, Köln 1860, S. 17 und 18.
4) Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.
5) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, I. S. 79.
6) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 230 a.
7) Wiener Jahrbücher, a. a. O., S. 309.

ten“ Heere zugeschrieben,1) welches letztere auffallend mit den sieben deutschen Heerschilden zusammenstimmt. Vor dem Lingam als dem Symbole des Weltschöpfers und des allerzeugenden Gottes zünden die Brahmanen sieben Lampen an, welche den siebenarmigen Leuchtern der Juden gleichen sollen, die man zu Rom am Siegesbogen des Titus erblickt2) und welche auch in den jüdischen Katakomben oder Begräbnissstätten zu Rom häufig angetroffen werden.3) – Die indischen Pagoden haben immer vier Thore, jedes nach einer Weltgegend gerichtet, und über jedem derselben erhebt sich ein Pyramidalbau mit sieben Absätzen.4) Dem Brihaspati, d. i. dem Herrn des Gebetes, Brahma, wird ein siebenfacher Mund beigelegt5) und ein siebenzackiger Strahl oder Blitz. Der königliche Oberrichter in Indien darf zu seinem Gerichte nicht mehr als sieben Beisitzer haben.6) – Bei den indischen Hochzeitsgebräuchen ist der wesentlichste oder derjenige, durch welchen die Ehe eingegangen wird, der der sieben Schritte, indem mit sieben Schritten die Braut in die Ehe treten soll und mit dem siebten Schritte Frau wird. Der Bräutigam führt nämlich die Braut nach einander durch sieben Kreise und spricht: „Möge dich Wischnu leiten einen Schritt, um Nahrung zu erhalten; möge dich Wischnu leiten zwei, um Stärke zu erhalten, drei zu den feierlichen Uebungen der Religion, vier Schritte zum Glück, fünf Schritte zum Zuchtvieh, sechs Schritte zum Reichthum, sieben Schritte zu dem opfernden Priester. Wenn du sieben Schritte vollendet, sei mein Gefährte.“ Der Freund des Bräutigams (der Brautführer) geht sodann zur Stelle, wo der siebente Schritt vollendet wurde, und giesst Wasser über die Brautleute aus.7) – Bei dem indischen, sich bis nach Kamboga und Siam, Barma in Hinterindien ausdeh-

1) Lassen, a. a. O., I. S, 693 Anm. 1.
2) Müller, Glauben der alten Hindus, S. 319.
3) Rose, rsp. Spenser Northcote, die römischen Katakomben, Köln 1860, S. 17 und 18.
4) Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.
5) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, I. S. 79.
6) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 230 a.
7) Wiener Jahrbücher, a. a. O., S. 309.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0451" n="431"/>
ten&#x201C;</hi> Heere zugeschrieben,<note place="foot" n="1)">Lassen, a. a. O., I. S, 693 Anm. 1.<lb/></note> welches letztere auffallend mit den sieben deutschen Heerschilden zusammenstimmt. Vor dem Lingam als dem Symbole des Weltschöpfers und des allerzeugenden Gottes zünden die Brahmanen sieben Lampen an, welche den siebenarmigen Leuchtern der Juden gleichen sollen, die man zu Rom am Siegesbogen des Titus erblickt<note place="foot" n="2)">Müller, Glauben der alten Hindus, S. 319.<lb/></note> und welche auch in den jüdischen Katakomben oder Begräbnissstätten zu Rom häufig angetroffen werden.<note place="foot" n="3)">Rose, rsp. Spenser Northcote, die römischen Katakomben, Köln 1860, S. 17 und 18.<lb/></note> &#x2013; Die indischen Pagoden haben immer vier Thore, jedes nach einer Weltgegend gerichtet, und über jedem derselben erhebt sich ein Pyramidalbau mit sieben Absätzen.<note place="foot" n="4)">Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.<lb/></note> Dem Brihaspati, d. i. dem Herrn des Gebetes, Brahma, wird ein siebenfacher Mund beigelegt<note place="foot" n="5)">Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, I. S. 79.<lb/></note> und ein siebenzackiger Strahl oder Blitz. Der königliche Oberrichter in Indien darf zu seinem Gerichte nicht mehr als sieben Beisitzer haben.<note place="foot" n="6)">Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 230 a.<lb/></note> &#x2013; Bei den indischen Hochzeitsgebräuchen ist der wesentlichste oder derjenige, durch welchen die Ehe eingegangen wird, der der sieben Schritte, indem mit sieben Schritten die Braut in die Ehe treten soll und mit dem siebten Schritte Frau wird. Der Bräutigam führt nämlich die Braut nach einander durch sieben Kreise und spricht: &#x201E;Möge dich Wischnu leiten einen Schritt, um Nahrung zu erhalten; möge dich Wischnu leiten zwei, um Stärke zu erhalten, drei zu den feierlichen Uebungen der Religion, vier Schritte zum Glück, fünf Schritte zum Zuchtvieh, sechs Schritte zum Reichthum, sieben Schritte zu dem opfernden Priester. Wenn du sieben Schritte vollendet, sei mein Gefährte.&#x201C; Der Freund des Bräutigams (der Brautführer) geht sodann zur Stelle, wo der siebente Schritt vollendet wurde, und giesst Wasser über die Brautleute aus.<note place="foot" n="7)">Wiener Jahrbücher, a. a. O., S. 309.<lb/></note> &#x2013; Bei dem indischen, sich bis nach Kamboga und Siam, Barma in Hinterindien ausdeh-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0451] ten“ Heere zugeschrieben, 1) welches letztere auffallend mit den sieben deutschen Heerschilden zusammenstimmt. Vor dem Lingam als dem Symbole des Weltschöpfers und des allerzeugenden Gottes zünden die Brahmanen sieben Lampen an, welche den siebenarmigen Leuchtern der Juden gleichen sollen, die man zu Rom am Siegesbogen des Titus erblickt 2) und welche auch in den jüdischen Katakomben oder Begräbnissstätten zu Rom häufig angetroffen werden. 3) – Die indischen Pagoden haben immer vier Thore, jedes nach einer Weltgegend gerichtet, und über jedem derselben erhebt sich ein Pyramidalbau mit sieben Absätzen. 4) Dem Brihaspati, d. i. dem Herrn des Gebetes, Brahma, wird ein siebenfacher Mund beigelegt 5) und ein siebenzackiger Strahl oder Blitz. Der königliche Oberrichter in Indien darf zu seinem Gerichte nicht mehr als sieben Beisitzer haben. 6) – Bei den indischen Hochzeitsgebräuchen ist der wesentlichste oder derjenige, durch welchen die Ehe eingegangen wird, der der sieben Schritte, indem mit sieben Schritten die Braut in die Ehe treten soll und mit dem siebten Schritte Frau wird. Der Bräutigam führt nämlich die Braut nach einander durch sieben Kreise und spricht: „Möge dich Wischnu leiten einen Schritt, um Nahrung zu erhalten; möge dich Wischnu leiten zwei, um Stärke zu erhalten, drei zu den feierlichen Uebungen der Religion, vier Schritte zum Glück, fünf Schritte zum Zuchtvieh, sechs Schritte zum Reichthum, sieben Schritte zu dem opfernden Priester. Wenn du sieben Schritte vollendet, sei mein Gefährte.“ Der Freund des Bräutigams (der Brautführer) geht sodann zur Stelle, wo der siebente Schritt vollendet wurde, und giesst Wasser über die Brautleute aus. 7) – Bei dem indischen, sich bis nach Kamboga und Siam, Barma in Hinterindien ausdeh- 1) Lassen, a. a. O., I. S, 693 Anm. 1. 2) Müller, Glauben der alten Hindus, S. 319. 3) Rose, rsp. Spenser Northcote, die römischen Katakomben, Köln 1860, S. 17 und 18. 4) Baehr, der salomonische Tempel, S. 285. 5) Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, I. S. 79. 6) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 230 a. 7) Wiener Jahrbücher, a. a. O., S. 309.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/451
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/451>, abgerufen am 22.11.2024.