Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.und die Menschen in Gott und in dem Himmel sein solten. Das treffendste Bild dieses göttlich-menschlichen und menschlich-göttlichen Seins ist der bunte Regenbogen; er scheinet in sieben Farben und Strahlen und ist doch nur der Eine Lichtstrahl; das irdische Leben ist die zur Vielheit auseinander gegangene Einheit und der Himmel die die Vielheit wieder aufhebende und einigende Einheit; auf Erden waiden die Schafe und im Himmel die Eine Heerde, und Gott ist der Eine Hirte der Schafe und der Einen Heerde, - der Beherrscher des irdischen und himmlischen Jerusalems, der irdischen Trümmer und der himmlischen Siegesfahne, des schwarzen und des weissen Lammes. 2. Die Sinesen haben sieben mythische Könige, Gesetzgeber und Lehrer.1) Nach Ritter, Erdkunde von Asien, I. S. 199, war China vor dem Kaiser Schi-Hoangti in sieben Provinzen getheilt. Schon in grauer Vorzeit und wenigstens 1100 - 2390 Jahre vor Christus hatte China ein sehr geordnetes Staatsleben mit vermuthlich sieben und nicht blos sechs Ministerien an der Spitze.2) Bei den Sinesen auf Java wird die Frau im siebten Monate ihrer Schwangerschaft in sieben Arten von Blumenwassern gebadet. An dem bei denselben Sinesen vierzehn Tage nach ihrem Neujahre oder am 12. Februar gefeierten Feste der Freude (Tjap-Go-meh) müssen nach altem Regierungsgesetze alle verheiratheten Frauen im Mondschein spazieren gehen und dürfen nicht eher wieder heimkehren, als bis sie über sieben Brücken gegangen sind.3) Einige, und namentlich Ideler, behaupten, dass die siebentägige Woche mit dem siebten Tage, als der Verehrung Gottes geweiht, bei den Sinesen (und selbst bei den Peruanern) uralt sei; wenigstens soll im Schu-king folgende Nachricht enthalten sein: "Am siebten (Wochen-) Tage, der grosse Tag genannt, liessen die alten Könige von China die Thüren der Häuser schliessen; es durfte an diesem Tage kein Handel getrieben und kein Gericht gehalten werden." - Nach 1) Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 232 ff. 2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Band IX. S. 247, und Bd. VII. S. 145 ff. 3) Obige Zeitschrift IX. S. 815 und 819.
und die Menschen in Gott und in dem Himmel sein solten. Das treffendste Bild dieses göttlich-menschlichen und menschlich-göttlichen Seins ist der bunte Regenbogen; er scheinet in sieben Farben und Strahlen und ist doch nur der Eine Lichtstrahl; das irdische Leben ist die zur Vielheit auseinander gegangene Einheit und der Himmel die die Vielheit wieder aufhebende und einigende Einheit; auf Erden waiden die Schafe und im Himmel die Eine Heerde, und Gott ist der Eine Hirte der Schafe und der Einen Heerde, – der Beherrscher des irdischen und himmlischen Jerusalems, der irdischen Trümmer und der himmlischen Siegesfahne, des schwarzen und des weissen Lammes. 2. Die Sinesen haben sieben mythische Könige, Gesetzgeber und Lehrer.1) Nach Ritter, Erdkunde von Asien, I. S. 199, war China vor dem Kaiser Schi-Hoangti in sieben Provinzen getheilt. Schon in grauer Vorzeit und wenigstens 1100 – 2390 Jahre vor Christus hatte China ein sehr geordnetes Staatsleben mit vermuthlich sieben und nicht blos sechs Ministerien an der Spitze.2) Bei den Sinesen auf Java wird die Frau im siebten Monate ihrer Schwangerschaft in sieben Arten von Blumenwassern gebadet. An dem bei denselben Sinesen vierzehn Tage nach ihrem Neujahre oder am 12. Februar gefeierten Feste der Freude (Tjap-Go-meh) müssen nach altem Regierungsgesetze alle verheiratheten Frauen im Mondschein spazieren gehen und dürfen nicht eher wieder heimkehren, als bis sie über sieben Brücken gegangen sind.3) Einige, und namentlich Ideler, behaupten, dass die siebentägige Woche mit dem siebten Tage, als der Verehrung Gottes geweiht, bei den Sinesen (und selbst bei den Peruanern) uralt sei; wenigstens soll im Schu-king folgende Nachricht enthalten sein: „Am siebten (Wochen-) Tage, der grosse Tag genannt, liessen die alten Könige von China die Thüren der Häuser schliessen; es durfte an diesem Tage kein Handel getrieben und kein Gericht gehalten werden.“ – Nach 1) Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 232 ff. 2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Band IX. S. 247, und Bd. VII. S. 145 ff. 3) Obige Zeitschrift IX. S. 815 und 819.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0445" n="425"/> <p> und die Menschen in Gott und in dem Himmel <hi rendition="#g">sein solten</hi>. Das treffendste Bild dieses göttlich-menschlichen und menschlich-göttlichen Seins ist der bunte Regenbogen; er <hi rendition="#g">scheinet</hi> in sieben Farben und Strahlen und ist doch nur der Eine Lichtstrahl; das irdische Leben ist die zur Vielheit auseinander gegangene Einheit und der Himmel die die Vielheit wieder aufhebende und einigende Einheit; auf Erden waiden die Schafe und im Himmel die Eine Heerde, und Gott ist der Eine Hirte der Schafe und der Einen Heerde, – der Beherrscher des irdischen und himmlischen Jerusalems, der irdischen Trümmer und der himmlischen Siegesfahne, des schwarzen und des weissen Lammes.</p> <p> 2. Die <hi rendition="#g">Sinesen</hi> haben sieben mythische Könige, Gesetzgeber und Lehrer.<note place="foot" n="1)">Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 232 ff.<lb/></note> Nach Ritter, Erdkunde von Asien, I. S. 199, war China vor dem Kaiser Schi-Hoangti in sieben Provinzen getheilt. Schon in grauer Vorzeit und wenigstens 1100 – 2390 Jahre vor Christus hatte China ein sehr geordnetes Staatsleben mit vermuthlich sieben und nicht blos sechs Ministerien an der Spitze.<note place="foot" n="2)">Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Band IX. S. 247, und Bd. VII. S. 145 ff.<lb/></note> Bei den Sinesen auf Java wird die Frau im siebten Monate ihrer Schwangerschaft in sieben Arten von Blumenwassern gebadet. An dem bei denselben Sinesen vierzehn Tage nach ihrem Neujahre oder am 12. Februar gefeierten Feste der Freude (Tjap-Go-meh) müssen nach altem Regierungsgesetze alle verheiratheten Frauen im Mondschein spazieren gehen und dürfen nicht eher wieder heimkehren, als bis sie über sieben Brücken gegangen sind.<note place="foot" n="3)">Obige Zeitschrift IX. S. 815 und 819.<lb/></note> Einige, und namentlich Ideler, behaupten, dass die siebentägige Woche mit dem siebten Tage, als der Verehrung Gottes geweiht, bei den Sinesen (und selbst bei den Peruanern) uralt sei; wenigstens soll im Schu-king folgende Nachricht enthalten sein: „Am siebten (Wochen-) Tage, der grosse Tag genannt, liessen die alten Könige von China die Thüren der Häuser schliessen; es durfte an diesem Tage kein Handel getrieben und kein Gericht gehalten werden.“ – Nach </p> </div> </body> </text> </TEI> [425/0445]
und die Menschen in Gott und in dem Himmel sein solten. Das treffendste Bild dieses göttlich-menschlichen und menschlich-göttlichen Seins ist der bunte Regenbogen; er scheinet in sieben Farben und Strahlen und ist doch nur der Eine Lichtstrahl; das irdische Leben ist die zur Vielheit auseinander gegangene Einheit und der Himmel die die Vielheit wieder aufhebende und einigende Einheit; auf Erden waiden die Schafe und im Himmel die Eine Heerde, und Gott ist der Eine Hirte der Schafe und der Einen Heerde, – der Beherrscher des irdischen und himmlischen Jerusalems, der irdischen Trümmer und der himmlischen Siegesfahne, des schwarzen und des weissen Lammes.
2. Die Sinesen haben sieben mythische Könige, Gesetzgeber und Lehrer. 1) Nach Ritter, Erdkunde von Asien, I. S. 199, war China vor dem Kaiser Schi-Hoangti in sieben Provinzen getheilt. Schon in grauer Vorzeit und wenigstens 1100 – 2390 Jahre vor Christus hatte China ein sehr geordnetes Staatsleben mit vermuthlich sieben und nicht blos sechs Ministerien an der Spitze. 2) Bei den Sinesen auf Java wird die Frau im siebten Monate ihrer Schwangerschaft in sieben Arten von Blumenwassern gebadet. An dem bei denselben Sinesen vierzehn Tage nach ihrem Neujahre oder am 12. Februar gefeierten Feste der Freude (Tjap-Go-meh) müssen nach altem Regierungsgesetze alle verheiratheten Frauen im Mondschein spazieren gehen und dürfen nicht eher wieder heimkehren, als bis sie über sieben Brücken gegangen sind. 3) Einige, und namentlich Ideler, behaupten, dass die siebentägige Woche mit dem siebten Tage, als der Verehrung Gottes geweiht, bei den Sinesen (und selbst bei den Peruanern) uralt sei; wenigstens soll im Schu-king folgende Nachricht enthalten sein: „Am siebten (Wochen-) Tage, der grosse Tag genannt, liessen die alten Könige von China die Thüren der Häuser schliessen; es durfte an diesem Tage kein Handel getrieben und kein Gericht gehalten werden.“ – Nach
1) Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 232 ff.
2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Band IX. S. 247, und Bd. VII. S. 145 ff.
3) Obige Zeitschrift IX. S. 815 und 819.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/445 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/445>, abgerufen am 23.07.2024. |