Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.den Wachsamkeit seien, dass sie bei Tage und bei Nacht den Menschen beschützen und bewachen. Bei den Germanen war der Hahn dem glückbringenden oder dem Wunschgotte Odhin geweiht und das Hahnengesehrei galt für ein glückbringendes Zeichen, womit auch das Sprüchwort zusammenhängt, dass die Morgenstunde Gold, d. i. das Sonnengold im Munde habe. Da die Ostara die Göttin des Jahresmorgens, des Frühlings war und zu ihren Attributen deshalb vielleicht gleichfalls der Hahn gehörte, sind z. B. in Hessen bis auf den heutigen Tag mit dem Osterfeste auch Wettspiele oder Wettkämpfe um Hahnen verbunden.1) Dass die Hunde bei den Baktern, den Indern, Germanen, Aegyptern, Griechen und Römern das Todtenreich bewachen oder die Seelen der Verstorbenen dahin geleiten, ist dem gleichen Vorstellungskreise eines Urhirtenvolkes entsprungen. In den Vedas gehen zwei vieraugige und buntscheckige Hunde, Sarameyau, als Boten des Yama zu den Sterblichen, um diese zu geleiten.2) Nach dem Vendidad, Farg. VIII, 38 ff., sollen die durch das Darübertragen von Leichnamen verunreinigten Wege dadurch wieder gereinigt werden, dass ein vieräugiger und buntscheckiger Hund 3, 6 oder auch 9 Mal den Weg geführt wird. Auch bei den Griechen waren Hunde ein Reinigungsopfer, besonders gegen die Anfechtungen der Hekate, und der Hund ist das uralte Opferthier der Hekate, zumal der schwarze.3) Bei den Makedoniern wurden Hunde zur Lustration des Heeres gebraucht, welches zwischen den zu beiden Seiten des Weges gelegten Stücken des Opfers hindurch marschirte.4) In dem ägyptischen Todtenbuche, Taf. I, sitzt vor dem Todtenrichter Osiris unmittelbar der Höllenhund, das Vorbild des griechischen Kerberos, welcher Kerberos zugleich nur der indische buntscheckige (Hund), cabala ist.5) Der Name des Kerberos kommt zwar bei Homer noch nicht vor, jedoch nennt 1) Mühlhause, Urreligion, S. 167 ff. 2) Spiegel, Avesta, I. S. 143, Anm. 1. 3) Welker, a. a. O., II. S. 415 und 416. 4) Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 327. 5) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. CXV.
den Wachsamkeit seien, dass sie bei Tage und bei Nacht den Menschen beschützen und bewachen. Bei den Germanen war der Hahn dem glückbringenden oder dem Wunschgotte Odhin geweiht und das Hahnengesehrei galt für ein glückbringendes Zeichen, womit auch das Sprüchwort zusammenhängt, dass die Morgenstunde Gold, d. i. das Sonnengold im Munde habe. Da die Ostara die Göttin des Jahresmorgens, des Frühlings war und zu ihren Attributen deshalb vielleicht gleichfalls der Hahn gehörte, sind z. B. in Hessen bis auf den heutigen Tag mit dem Osterfeste auch Wettspiele oder Wettkämpfe um Hahnen verbunden.1) Dass die Hunde bei den Baktern, den Indern, Germanen, Aegyptern, Griechen und Römern das Todtenreich bewachen oder die Seelen der Verstorbenen dahin geleiten, ist dem gleichen Vorstellungskreise eines Urhirtenvolkes entsprungen. In den Vedas gehen zwei vieraugige und buntscheckige Hunde, Sârameyau, als Boten des Yama zu den Sterblichen, um diese zu geleiten.2) Nach dem Vendidad, Farg. VIII, 38 ff., sollen die durch das Darübertragen von Leichnamen verunreinigten Wege dadurch wieder gereinigt werden, dass ein vieräugiger und buntscheckiger Hund 3, 6 oder auch 9 Mal den Weg geführt wird. Auch bei den Griechen waren Hunde ein Reinigungsopfer, besonders gegen die Anfechtungen der Hekate, und der Hund ist das uralte Opferthier der Hekate, zumal der schwarze.3) Bei den Makedoniern wurden Hunde zur Lustration des Heeres gebraucht, welches zwischen den zu beiden Seiten des Weges gelegten Stücken des Opfers hindurch marschirte.4) In dem ägyptischen Todtenbuche, Taf. I, sitzt vor dem Todtenrichter Osiris unmittelbar der Höllenhund, das Vorbild des griechischen Kerberos, welcher Kerberos zugleich nur der indische buntscheckige (Hund), cabala ist.5) Der Name des Kerberos kommt zwar bei Homer noch nicht vor, jedoch nennt 1) Mühlhause, Urreligion, S. 167 ff. 2) Spiegel, Avesta, I. S. 143, Anm. 1. 3) Welker, a. a. O., II. S. 415 und 416. 4) Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 327. 5) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. CXV.
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den Wachsamkeit seien, dass sie bei Tage und bei Nacht den Menschen beschützen und bewachen. Bei den Germanen war der Hahn dem glückbringenden oder dem Wunschgotte Odhin geweiht und das Hahnengesehrei galt für ein glückbringendes Zeichen, womit auch das Sprüchwort zusammenhängt, dass die Morgenstunde Gold, d. i. das Sonnengold im Munde habe. Da die Ostara die Göttin des Jahresmorgens, des Frühlings war und zu ihren Attributen deshalb vielleicht gleichfalls der Hahn gehörte, sind z. B. in Hessen bis auf den heutigen Tag mit dem Osterfeste auch Wettspiele oder Wettkämpfe um Hahnen verbunden. 1) Dass die Hunde bei den Baktern, den Indern, Germanen, Aegyptern, Griechen und Römern das Todtenreich bewachen oder die Seelen der Verstorbenen dahin geleiten, ist dem gleichen Vorstellungskreise eines Urhirtenvolkes entsprungen. In den Vedas gehen zwei vieraugige und buntscheckige Hunde, Sârameyau, als Boten des Yama zu den Sterblichen, um diese zu geleiten. 2) Nach dem Vendidad, Farg. VIII, 38 ff., sollen die durch das Darübertragen von Leichnamen verunreinigten Wege dadurch wieder gereinigt werden, dass ein vieräugiger und buntscheckiger Hund 3, 6 oder auch 9 Mal den Weg geführt wird. Auch bei den Griechen waren Hunde ein Reinigungsopfer, besonders gegen die Anfechtungen der Hekate, und der Hund ist das uralte Opferthier der Hekate, zumal der schwarze. 3) Bei den Makedoniern wurden Hunde zur Lustration des Heeres gebraucht, welches zwischen den zu beiden Seiten des Weges gelegten Stücken des Opfers hindurch marschirte. 4) In dem ägyptischen Todtenbuche, Taf. I, sitzt vor dem Todtenrichter Osiris unmittelbar der Höllenhund, das Vorbild des griechischen Kerberos, welcher Kerberos zugleich nur der indische buntscheckige (Hund), cabala ist. 5) Der Name des Kerberos kommt zwar bei Homer noch nicht vor, jedoch nennt
1) Mühlhause, Urreligion, S. 167 ff.
2) Spiegel, Avesta, I. S. 143, Anm. 1.
3) Welker, a. a. O., II. S. 415 und 416.
4) Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 327.
5) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. CXV.
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