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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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mal Seiendes zu sein aufhöre, Sein nicht in Nichtsein übergehen könne. Auch die Materie, der Stoff vergeht ebenso wenig und wechselt - blos die Formen seines Daseins, ohne an sich auch nur den geringsten Theil zu verlieren. Was wir Vergehen, Sterben nennen, ist daher im Grunde kein Vergehen, sondern nur ein Umwandeln in eine andere und neue Gestalt. Der Tod des Menschen hat nichts Furchtbares und Trostloses, denn er ist nur eine Neugestaltung des Menschen, der Hinübergang in ein besseres und schöneres Leben. Der Tod ist nur der Uebergang aus dem irdischen zu dem ewigen Leben, ist nur ein Lebenswechsel, nur die Fortsetzung des Lebens oder die Pforte, der Verbindungsweg zwischen zwei verschiedenen Weisen des Daseins der Seele. In der indischen Trimurti steht daher der Zerstörer Civa dem Schöpfer Brahma ganz gleich oder vielmehr Brahma ist selbst Civa, indem er durch den Tod und die Auflösung das neue Leben schafft. Uebrigens muss der Mensch in Demuth sich bescheiden, Gott zu begreifen und zu wissen; er soll an ihn glauben. Deshalb ist in dem Schastah des indischen Brahma das Grübeln und Forschen über die göttlichen Dinge mit folgenden Worten ausdrücklich untersagt: "Forsche nicht nach über das Wesen und die Natur des Ewigen, noch über die Gesetze, wornach er regiert, beides ist eitel und, strafbar. Genug, dass du Tag für Tag und Nacht für Nacht seine Weisheit, seine Macht und Güte an seinen Werken schauest - das sei dir Heil!" Ein szufitischer Dichter bemerkte in einem im Jahr 1339 verfassten Gedichte:

Wem Gott nicht selbst sich selber offenbart hat,
Dem Logik nie die Räthsel je erklärt hat.
Wenn Philosoph im Forschen schier sich abmüht,
Als höchste Frucht die Möglichkeit er einsieht.
Was möglich ist, das hält er dann für wirklich,
Was wirklich ist, das dünkt ihm dann unmöglich.
Jetzt läuft getäuscht er um sich selbst im Kreis her,
Jetzt wird in eigner Schlusskett er Gefangener -
Da sein Verstand vom Sein ihn weit entfernt hält,
Sein Fuss, in Schlusskett' festgestrickt, zur Erd' fällt. -
Wer was Gott ist bespeculirt, der sündigt,
Wer was Cott gibt bespeculirt, der huldigt.

mal Seiendes zu sein aufhöre, Sein nicht in Nichtsein übergehen könne. Auch die Materie, der Stoff vergeht ebenso wenig und wechselt – blos die Formen seines Daseins, ohne an sich auch nur den geringsten Theil zu verlieren. Was wir Vergehen, Sterben nennen, ist daher im Grunde kein Vergehen, sondern nur ein Umwandeln in eine andere und neue Gestalt. Der Tod des Menschen hat nichts Furchtbares und Trostloses, denn er ist nur eine Neugestaltung des Menschen, der Hinübergang in ein besseres und schöneres Leben. Der Tod ist nur der Uebergang aus dem irdischen zu dem ewigen Leben, ist nur ein Lebenswechsel, nur die Fortsetzung des Lebens oder die Pforte, der Verbindungsweg zwischen zwei verschiedenen Weisen des Daseins der Seele. In der indischen Trimurti steht daher der Zerstörer Çiva dem Schöpfer Brahma ganz gleich oder vielmehr Brahma ist selbst Çiva, indem er durch den Tod und die Auflösung das neue Leben schafft. Uebrigens muss der Mensch in Demuth sich bescheiden, Gott zu begreifen und zu wissen; er soll an ihn glauben. Deshalb ist in dem Schastah des indischen Brahma das Grübeln und Forschen über die göttlichen Dinge mit folgenden Worten ausdrücklich untersagt: „Forsche nicht nach über das Wesen und die Natur des Ewigen, noch über die Gesetze, wornach er regiert, beides ist eitel und, strafbar. Genug, dass du Tag für Tag und Nacht für Nacht seine Weisheit, seine Macht und Güte an seinen Werken schauest – das sei dir Heil!“ Ein szufitischer Dichter bemerkte in einem im Jahr 1339 verfassten Gedichte:

Wem Gott nicht selbst sich selber offenbart hat,
Dem Logik nie die Räthsel je erklärt hat.
Wenn Philosoph im Forschen schier sich abmüht,
Als höchste Frucht die Möglichkeit er einsieht.
Was möglich ist, das hält er dann für wirklich,
Was wirklich ist, das dünkt ihm dann unmöglich.
Jetzt läuft getäuscht er um sich selbst im Kreis her,
Jetzt wird in eigner Schlusskett er Gefangener –
Da sein Verstand vom Sein ihn weit entfernt hält,
Sein Fuss, in Schlusskett’ festgestrickt, zur Erd’ fällt. –
Wer was Gott ist bespeculirt, der sündigt,
Wer was Cott gibt bespeculirt, der huldigt.

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[345/0365] mal Seiendes zu sein aufhöre, Sein nicht in Nichtsein übergehen könne. Auch die Materie, der Stoff vergeht ebenso wenig und wechselt – blos die Formen seines Daseins, ohne an sich auch nur den geringsten Theil zu verlieren. Was wir Vergehen, Sterben nennen, ist daher im Grunde kein Vergehen, sondern nur ein Umwandeln in eine andere und neue Gestalt. Der Tod des Menschen hat nichts Furchtbares und Trostloses, denn er ist nur eine Neugestaltung des Menschen, der Hinübergang in ein besseres und schöneres Leben. Der Tod ist nur der Uebergang aus dem irdischen zu dem ewigen Leben, ist nur ein Lebenswechsel, nur die Fortsetzung des Lebens oder die Pforte, der Verbindungsweg zwischen zwei verschiedenen Weisen des Daseins der Seele. In der indischen Trimurti steht daher der Zerstörer Çiva dem Schöpfer Brahma ganz gleich oder vielmehr Brahma ist selbst Çiva, indem er durch den Tod und die Auflösung das neue Leben schafft. Uebrigens muss der Mensch in Demuth sich bescheiden, Gott zu begreifen und zu wissen; er soll an ihn glauben. Deshalb ist in dem Schastah des indischen Brahma das Grübeln und Forschen über die göttlichen Dinge mit folgenden Worten ausdrücklich untersagt: „Forsche nicht nach über das Wesen und die Natur des Ewigen, noch über die Gesetze, wornach er regiert, beides ist eitel und, strafbar. Genug, dass du Tag für Tag und Nacht für Nacht seine Weisheit, seine Macht und Güte an seinen Werken schauest – das sei dir Heil!“ Ein szufitischer Dichter bemerkte in einem im Jahr 1339 verfassten Gedichte: Wem Gott nicht selbst sich selber offenbart hat, Dem Logik nie die Räthsel je erklärt hat. Wenn Philosoph im Forschen schier sich abmüht, Als höchste Frucht die Möglichkeit er einsieht. Was möglich ist, das hält er dann für wirklich, Was wirklich ist, das dünkt ihm dann unmöglich. Jetzt läuft getäuscht er um sich selbst im Kreis her, Jetzt wird in eigner Schlusskett er Gefangener – Da sein Verstand vom Sein ihn weit entfernt hält, Sein Fuss, in Schlusskett’ festgestrickt, zur Erd’ fällt. – Wer was Gott ist bespeculirt, der sündigt, Wer was Cott gibt bespeculirt, der huldigt.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/365>, abgerufen am 23.11.2024.