Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

sollen, nur die Lehrlingsaufnahme wäre die alte ächte, der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft und in den Benedictinerorden nachgebildete Aufnahme in die maurerisehe Brüderschaft (S. 243), dagegen das Ritual des Meistergrades mit demjenigen des Gesellengrades ein von den Engländern in politischer Absicht seit 1650 gemachter königlicher Zusatz, - die Kinder der Wittwe sollen nur die Anhänger der Königswittwe und die Wiederherstellung des salomonischen Tempels mit dem gesuchten verlorenen Meisterworte die Wiederherstellung des Königthums unter dem alten Kronprinzen sein (S. 273 1)). Krause, welchem hierin Fallou nur nachgefolgt ist, führt doch selbst an, dass schon in mittelalterlichen päpstlichen Bullen die Baukünstler mit den Erbauern des salomonischen Tempels verglichen werden, welche dem einzigen Gotte neue Tempel erbauten und das Christenthum ausbreiten halfen. Gewisse Grade hatten wohl auch einzelne Gilden, wie Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 40 oben, von den Cirkelern zu Lübeck im Jahre 1379 anführt, dass dieselben sich in Herren, die gewählten und gewesenen Vorsteher und in Brüder und Gesellen getheilt haben. Winzer, a. a. O., S. 93, glaubt, dass, abweichend von den deutschen Einrichtungen in England in den Bruderbund auch die Lehrlinge zugelassen worden seien, so dass also im Bruderbunde drei Grade gewesen sein mussten, indem kaum die Lehrlinge, Gesellen und Meister sich werden gleichgestanden und alle dieselbe Weihe werden empfangen haben. Diese Bauleute sind mehr als Handwerker, denn ihr Werk ist ein grosser, vielleicht Jahrzehnde und Jahrhunderte erfordernder Bau, - und auch keine Zünfter, denn ihnen liegt unendlich fern die Stadt oder des Städtchens kleine Welt, sie bauen ein ewiges Gotteshaus. Der Baumeister und Baukünstler kann auch vielleicht einen Handwerker bei dem Baue gebrauchen, aber dieser bleibt, was er ist, und wird nicht zum Bauenden, zum Meister; ebenso kann der Baukünstler, können die Baubrüder sich einzünften lassen, politische Zünfter werden, wenngleich das Zünfteln mit dem Bauen nicht zusammenhängt. Die

1) Vergl. Krause, I. 1. S. 155 Anm. 41 und S. 200 Anm. 90.

sollen, nur die Lehrlingsaufnahme wäre die alte ächte, der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft und in den Benedictinerorden nachgebildete Aufnahme in die maurerisehe Brüderschaft (S. 243), dagegen das Ritual des Meistergrades mit demjenigen des Gesellengrades ein von den Engländern in politischer Absicht seit 1650 gemachter königlicher Zusatz, – die Kinder der Wittwe sollen nur die Anhänger der Königswittwe und die Wiederherstellung des salomonischen Tempels mit dem gesuchten verlorenen Meisterworte die Wiederherstellung des Königthums unter dem alten Kronprinzen sein (S. 273 1)). Krause, welchem hierin Fallou nur nachgefolgt ist, führt doch selbst an, dass schon in mittelalterlichen päpstlichen Bullen die Baukünstler mit den Erbauern des salomonischen Tempels verglichen werden, welche dem einzigen Gotte neue Tempel erbauten und das Christenthum ausbreiten halfen. Gewisse Grade hatten wohl auch einzelne Gilden, wie Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 40 oben, von den Cirkelern zu Lübeck im Jahre 1379 anführt, dass dieselben sich in Herren, die gewählten und gewesenen Vorsteher und in Brüder und Gesellen getheilt haben. Winzer, a. a. O., S. 93, glaubt, dass, abweichend von den deutschen Einrichtungen in England in den Bruderbund auch die Lehrlinge zugelassen worden seien, so dass also im Bruderbunde drei Grade gewesen sein mussten, indem kaum die Lehrlinge, Gesellen und Meister sich werden gleichgestanden und alle dieselbe Weihe werden empfangen haben. Diese Bauleute sind mehr als Handwerker, denn ihr Werk ist ein grosser, vielleicht Jahrzehnde und Jahrhunderte erfordernder Bau, – und auch keine Zünfter, denn ihnen liegt unendlich fern die Stadt oder des Städtchens kleine Welt, sie bauen ein ewiges Gotteshaus. Der Baumeister und Baukünstler kann auch vielleicht einen Handwerker bei dem Baue gebrauchen, aber dieser bleibt, was er ist, und wird nicht zum Bauenden, zum Meister; ebenso kann der Baukünstler, können die Baubrüder sich einzünften lassen, politische Zünfter werden, wenngleich das Zünfteln mit dem Bauen nicht zusammenhängt. Die

1) Vergl. Krause, I. 1. S. 155 Anm. 41 und S. 200 Anm. 90.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0341" n="321"/>
sollen, nur die Lehrlingsaufnahme wäre die alte ächte, der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft und in den Benedictinerorden nachgebildete Aufnahme in die maurerisehe Brüderschaft (S. 243), dagegen das Ritual des Meistergrades mit demjenigen des Gesellengrades ein von den Engländern in politischer Absicht seit 1650 gemachter königlicher Zusatz, &#x2013; die Kinder der Wittwe sollen nur die Anhänger der Königswittwe und die Wiederherstellung des salomonischen Tempels mit dem gesuchten verlorenen Meisterworte die Wiederherstellung des Königthums unter dem alten Kronprinzen sein (S. 273 <note place="foot" n="1)">Vergl. Krause, I. 1. S. 155 Anm. 41 und S. 200 Anm. 90.<lb/></note>). Krause, welchem hierin Fallou nur nachgefolgt ist, führt doch selbst an, dass schon in mittelalterlichen päpstlichen Bullen die Baukünstler mit den Erbauern des salomonischen Tempels verglichen werden, <hi rendition="#g">welche dem einzigen Gotte neue Tempel erbauten</hi> und das Christenthum ausbreiten halfen. Gewisse Grade hatten wohl auch einzelne Gilden, wie Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 40 oben, von den Cirkelern zu Lübeck im Jahre 1379 anführt, dass dieselben sich in Herren, die gewählten und gewesenen Vorsteher und in Brüder und Gesellen getheilt haben. Winzer, a. a. O., S. 93, glaubt, dass, abweichend von den deutschen Einrichtungen in England in den Bruderbund auch die Lehrlinge zugelassen worden seien, so dass also im Bruderbunde drei Grade gewesen sein mussten, indem kaum die Lehrlinge, Gesellen und Meister sich werden gleichgestanden und alle dieselbe Weihe werden empfangen haben. Diese Bauleute sind mehr als <hi rendition="#g">Handwerker</hi>, denn ihr Werk ist ein grosser, vielleicht Jahrzehnde und Jahrhunderte erfordernder <hi rendition="#g">Bau</hi>, &#x2013; und auch keine Zünfter, denn ihnen liegt unendlich fern die Stadt oder des Städtchens kleine Welt, sie bauen ein ewiges Gotteshaus. Der Baumeister und Baukünstler kann auch vielleicht einen Handwerker bei dem Baue gebrauchen, aber dieser bleibt, was er ist, und wird nicht zum Bauenden, zum Meister; ebenso kann der Baukünstler, können die Baubrüder sich einzünften lassen, politische Zünfter werden, wenngleich das Zünfteln mit dem Bauen nicht zusammenhängt. Die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0341] sollen, nur die Lehrlingsaufnahme wäre die alte ächte, der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft und in den Benedictinerorden nachgebildete Aufnahme in die maurerisehe Brüderschaft (S. 243), dagegen das Ritual des Meistergrades mit demjenigen des Gesellengrades ein von den Engländern in politischer Absicht seit 1650 gemachter königlicher Zusatz, – die Kinder der Wittwe sollen nur die Anhänger der Königswittwe und die Wiederherstellung des salomonischen Tempels mit dem gesuchten verlorenen Meisterworte die Wiederherstellung des Königthums unter dem alten Kronprinzen sein (S. 273 1)). Krause, welchem hierin Fallou nur nachgefolgt ist, führt doch selbst an, dass schon in mittelalterlichen päpstlichen Bullen die Baukünstler mit den Erbauern des salomonischen Tempels verglichen werden, welche dem einzigen Gotte neue Tempel erbauten und das Christenthum ausbreiten halfen. Gewisse Grade hatten wohl auch einzelne Gilden, wie Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 40 oben, von den Cirkelern zu Lübeck im Jahre 1379 anführt, dass dieselben sich in Herren, die gewählten und gewesenen Vorsteher und in Brüder und Gesellen getheilt haben. Winzer, a. a. O., S. 93, glaubt, dass, abweichend von den deutschen Einrichtungen in England in den Bruderbund auch die Lehrlinge zugelassen worden seien, so dass also im Bruderbunde drei Grade gewesen sein mussten, indem kaum die Lehrlinge, Gesellen und Meister sich werden gleichgestanden und alle dieselbe Weihe werden empfangen haben. Diese Bauleute sind mehr als Handwerker, denn ihr Werk ist ein grosser, vielleicht Jahrzehnde und Jahrhunderte erfordernder Bau, – und auch keine Zünfter, denn ihnen liegt unendlich fern die Stadt oder des Städtchens kleine Welt, sie bauen ein ewiges Gotteshaus. Der Baumeister und Baukünstler kann auch vielleicht einen Handwerker bei dem Baue gebrauchen, aber dieser bleibt, was er ist, und wird nicht zum Bauenden, zum Meister; ebenso kann der Baukünstler, können die Baubrüder sich einzünften lassen, politische Zünfter werden, wenngleich das Zünfteln mit dem Bauen nicht zusammenhängt. Die 1) Vergl. Krause, I. 1. S. 155 Anm. 41 und S. 200 Anm. 90.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/341
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/341>, abgerufen am 14.05.2024.