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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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halten Bruderschaft. Sonn und Mond die stehen ewig, erstere ist ganz unbeweglich: also wirst Du auch nun sein, ewig bleiben Bruder mein. Die Maurerarbeit ist von Stein und Kalk; kein Feuer sie verzehren kann: drum bleibet unsere Bruderschaft ein vestes Ding; durch Schnee und Eis bin ich gereist!"1)

Die Beamten erscheinen aber blos in ihrem Vergleiche mit den tiefer und den ausser den Aemtern stehenden Brüdern als höher Berechtigte, als Leitende und Führer; im Vergleiche zu dem Ganzen, zu dem herrschenden Gesammtwillen sind auch sie eigentlich nur dienende Brüder und ihre Amtsleistungen Dienstleistungen, gerade wie die Staatsbeamten auch Staatsdiener und die Staatsämter Staatsdienste, - goth. andbahtjan, amhd. ambahten, altn. norw. embätta servire, dienen und amt minister, ministerium heissen. Ja die ganze Baukorporation, Baubrüderschaft war nur ein untergeordneter Nebentheil des grossen und ällumfassenden ägyptischen und christlichen Priestergebäudes, wie dieses wohl ebenmässig bei den Druiden der

1) Einen ganz ähnlichen Gruss hatten noch im Jahr 1810 die Maurergesellen zu Dresden, den Krause, a. a. O., S. 256 mittheilt. Bei dem darauf folgenden Examen wurden die Massstäbe über das Kreuz gelegt, was auch in England vorkommt. In diesem Examen wurde auch gefragt, woran man den Maurer erkenne, und darauf geantwortet: "An der Ehrbarkeit!" Merkwürdig ist übrigens, dass auch der Hosenbandorden nach Krause, II. 2. S.481, ein rothes Buch mit zwei kreuzweise gelegten Federn (cross-pens) hatte, welches der Vater von Chr. Wren, Registrator des Hosenbandordens, bewahrte. Diesem Orden soll die Feier und die ganze Einrichtung des sogenannten maurerischen Grossfestes nachgebildet sein. Bei der Aufnahme in die westphälische Vehme musste der Schwur über zwei kreuzweis übereinander gelegten Schwertern abgelegt werden, wie es noch heute Sitte ist, bei der Aufnahme in die deutschen Studentenverbindungen das Gelübde auf zwei kreuzweise übereinander liegenden Schlägern abzulegen. Die Mitglieder der Vehme erhielten bei der Aufnahme auch ein Nothwort neben dem Griffe, dem Zeichen mit dein Grusse und der Loosung. Vergl. Winzer, a. a. O., S. 159. Das allgemeine Zeichen, gleichsam das allgemeine Wappen der Steinmetzen und der Freimaurer ist ein ausgespannter Zirkel und ein kreuzweise darüber gelegtes WinVelmass und findet sich nach Fallou, S. 231, und Winzer, S. 130, schon auf dem Grabmale des Meisters Hugo Libergier, der 1229 die Kirche St. Nicaise zu Rheims erbaute und dort begraben liegt.

halten Bruderschaft. Sonn und Mond die stehen ewig, erstere ist ganz unbeweglich: also wirst Du auch nun sein, ewig bleiben Bruder mein. Die Maurerarbeit ist von Stein und Kalk; kein Feuer sie verzehren kann: drum bleibet unsere Bruderschaft ein vestes Ding; durch Schnee und Eis bin ich gereist!“1)

Die Beamten erscheinen aber blos in ihrem Vergleiche mit den tiefer und den ausser den Aemtern stehenden Brüdern als höher Berechtigte, als Leitende und Führer; im Vergleiche zu dem Ganzen, zu dem herrschenden Gesammtwillen sind auch sie eigentlich nur dienende Brüder und ihre Amtsleistungen Dienstleistungen, gerade wie die Staatsbeamten auch Staatsdiener und die Staatsämter Staatsdienste, – goth. andbahtjan, amhd. ambahten, altn. norw. embätta servire, dienen und amt minister, ministerium heissen. Ja die ganze Baukorporation, Baubrüderschaft war nur ein untergeordneter Nebentheil des grossen und ällumfassenden ägyptischen und christlichen Priestergebäudes, wie dieses wohl ebenmässig bei den Druiden der

1) Einen ganz ähnlichen Gruss hatten noch im Jahr 1810 die Maurergesellen zu Dresden, den Krause, a. a. O., S. 256 mittheilt. Bei dem darauf folgenden Examen wurden die Massstäbe über das Kreuz gelegt, was auch in England vorkommt. In diesem Examen wurde auch gefragt, woran man den Maurer erkenne, und darauf geantwortet: „An der Ehrbarkeit!“ Merkwürdig ist übrigens, dass auch der Hosenbandorden nach Krause, II. 2. S.481, ein rothes Buch mit zwei kreuzweise gelegten Federn (cross-pens) hatte, welches der Vater von Chr. Wren, Registrator des Hosenbandordens, bewahrte. Diesem Orden soll die Feier und die ganze Einrichtung des sogenannten maurerischen Grossfestes nachgebildet sein. Bei der Aufnahme in die westphälische Vehme musste der Schwur über zwei kreuzweis übereinander gelegten Schwertern abgelegt werden, wie es noch heute Sitte ist, bei der Aufnahme in die deutschen Studentenverbindungen das Gelübde auf zwei kreuzweise übereinander liegenden Schlägern abzulegen. Die Mitglieder der Vehme erhielten bei der Aufnahme auch ein Nothwort neben dem Griffe, dem Zeichen mit dein Grusse und der Loosung. Vergl. Winzer, a. a. O., S. 159. Das allgemeine Zeichen, gleichsam das allgemeine Wappen der Steinmetzen und der Freimaurer ist ein ausgespannter Zirkel und ein kreuzweise darüber gelegtes WinVelmass und findet sich nach Fallou, S. 231, und Winzer, S. 130, schon auf dem Grabmale des Meisters Hugo Libergier, der 1229 die Kirche St. Nicaise zu Rheims erbaute und dort begraben liegt.
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[242/0262] halten Bruderschaft. Sonn und Mond die stehen ewig, erstere ist ganz unbeweglich: also wirst Du auch nun sein, ewig bleiben Bruder mein. Die Maurerarbeit ist von Stein und Kalk; kein Feuer sie verzehren kann: drum bleibet unsere Bruderschaft ein vestes Ding; durch Schnee und Eis bin ich gereist!“ 1) Die Beamten erscheinen aber blos in ihrem Vergleiche mit den tiefer und den ausser den Aemtern stehenden Brüdern als höher Berechtigte, als Leitende und Führer; im Vergleiche zu dem Ganzen, zu dem herrschenden Gesammtwillen sind auch sie eigentlich nur dienende Brüder und ihre Amtsleistungen Dienstleistungen, gerade wie die Staatsbeamten auch Staatsdiener und die Staatsämter Staatsdienste, – goth. andbahtjan, amhd. ambahten, altn. norw. embätta servire, dienen und amt minister, ministerium heissen. Ja die ganze Baukorporation, Baubrüderschaft war nur ein untergeordneter Nebentheil des grossen und ällumfassenden ägyptischen und christlichen Priestergebäudes, wie dieses wohl ebenmässig bei den Druiden der 1) Einen ganz ähnlichen Gruss hatten noch im Jahr 1810 die Maurergesellen zu Dresden, den Krause, a. a. O., S. 256 mittheilt. Bei dem darauf folgenden Examen wurden die Massstäbe über das Kreuz gelegt, was auch in England vorkommt. In diesem Examen wurde auch gefragt, woran man den Maurer erkenne, und darauf geantwortet: „An der Ehrbarkeit!“ Merkwürdig ist übrigens, dass auch der Hosenbandorden nach Krause, II. 2. S.481, ein rothes Buch mit zwei kreuzweise gelegten Federn (cross-pens) hatte, welches der Vater von Chr. Wren, Registrator des Hosenbandordens, bewahrte. Diesem Orden soll die Feier und die ganze Einrichtung des sogenannten maurerischen Grossfestes nachgebildet sein. Bei der Aufnahme in die westphälische Vehme musste der Schwur über zwei kreuzweis übereinander gelegten Schwertern abgelegt werden, wie es noch heute Sitte ist, bei der Aufnahme in die deutschen Studentenverbindungen das Gelübde auf zwei kreuzweise übereinander liegenden Schlägern abzulegen. Die Mitglieder der Vehme erhielten bei der Aufnahme auch ein Nothwort neben dem Griffe, dem Zeichen mit dein Grusse und der Loosung. Vergl. Winzer, a. a. O., S. 159. Das allgemeine Zeichen, gleichsam das allgemeine Wappen der Steinmetzen und der Freimaurer ist ein ausgespannter Zirkel und ein kreuzweise darüber gelegtes WinVelmass und findet sich nach Fallou, S. 231, und Winzer, S. 130, schon auf dem Grabmale des Meisters Hugo Libergier, der 1229 die Kirche St. Nicaise zu Rheims erbaute und dort begraben liegt.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/262>, abgerufen am 12.05.2024.