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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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jener brahmanischen Religionssekte, welche als ihre vier Grade die vier Stadien des brahmanischen Lebens anerkennt und bei welcher jene Männer die grösste Verehrung geniessen, die in dem vierten oder letzten Stadium sich befinden und Sannjasin genannt werden.1) Zu den letztern gehören auch die Tridandis, so genannt von den drei Stäben, oder Gerten, welche sie als Zeichen ihrer Enthaltsamkeit tragen, wie der Stab überhaupt bei den indischen Büssern das Symbol der Selbstbeherrschung ist. Die Erkennungszeichen, die Geheimnisse der einzelnen Grade sind nothwendig ein Willkührliches und Aeusserliches, aber sie werden zum Innerlichen und Werthvollen, sobald sie in den betreffenden Grad eingeführt und die damit verbundenen Verdienste und Rechte und Pflichten ertheilt haben, ähnlich wie die verschiedenen Orden und Ehrenzeichen und die Stufen derselben; Rama ist hier die siebte lncarnation Vischnu's, in welcher er als gewaltiger Held dem Wechselreiche der Priester und Krieger ein Ende machte, Ceylon eroberte u. s. w.2) und in der ihn das Ramajana verherrlicht; der Einzuweihende wird sonach durch die Einweihungsformel dem besonderen Dienste Vischnu's geweiht, wie die maurerischen Einweihungsformeln von dem gemeinsamen Gedanken durchdrungen und erfüllt sind, den Eingeweihten dem symbolischen salomonischen Tempelbaue, dem Baue der Gottheit in der Menschheit als einen thätigen Mitbauenden sowohl, als einen brauchbaren Baustein zu weihen und zu bilden, - und wie in der christlichen Kirche bei der Taufe, Firmung und Confirmation oder auch Communion der Christ durch den Namen Christi dem Dienste Gottes und seines menschgewordenen Sohnes zugeführt wird. Wie verschieden und mannigfach auch die Einweihungsformeln und Namen sind, das letzte und wahre Ziel aller Weihen ist doch zuletzt dasselbe, Gott. Den höchsten und letzten Grad in den Weihen erreichen und nehmen Diejenigen ein, welche der Erde und ihren täuschenden Genüssen und Reizen entsagt haben und nur

1) Rosenkranz, a. a. O., S. 160, Anm. 26.
2) Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythologie, S. 1544 und Taf. XCIII, Fig. 3, Taf. CXXII.

jener brahmanischen Religionssekte, welche als ihre vier Grade die vier Stadien des brahmanischen Lebens anerkennt und bei welcher jene Männer die grösste Verehrung geniessen, die in dem vierten oder letzten Stadium sich befinden und Sannjâsin genannt werden.1) Zu den letztern gehören auch die Tridandis, so genannt von den drei Stäben, oder Gerten, welche sie als Zeichen ihrer Enthaltsamkeit tragen, wie der Stab überhaupt bei den indischen Büssern das Symbol der Selbstbeherrschung ist. Die Erkennungszeichen, die Geheimnisse der einzelnen Grade sind nothwendig ein Willkührliches und Aeusserliches, aber sie werden zum Innerlichen und Werthvollen, sobald sie in den betreffenden Grad eingeführt und die damit verbundenen Verdienste und Rechte und Pflichten ertheilt haben, ähnlich wie die verschiedenen Orden und Ehrenzeichen und die Stufen derselben; Râma ist hier die siebte lncarnation Vischnu’s, in welcher er als gewaltiger Held dem Wechselreiche der Priester und Krieger ein Ende machte, Ceylon eroberte u. s. w.2) und in der ihn das Ramajana verherrlicht; der Einzuweihende wird sonach durch die Einweihungsformel dem besonderen Dienste Vischnu’s geweiht, wie die maurerischen Einweihungsformeln von dem gemeinsamen Gedanken durchdrungen und erfüllt sind, den Eingeweihten dem symbolischen salomonischen Tempelbaue, dem Baue der Gottheit in der Menschheit als einen thätigen Mitbauenden sowohl, als einen brauchbaren Baustein zu weihen und zu bilden, – und wie in der christlichen Kirche bei der Taufe, Firmung und Confirmation oder auch Communion der Christ durch den Namen Christi dem Dienste Gottes und seines menschgewordenen Sohnes zugeführt wird. Wie verschieden und mannigfach auch die Einweihungsformeln und Namen sind, das letzte und wahre Ziel aller Weihen ist doch zuletzt dasselbe, Gott. Den höchsten und letzten Grad in den Weihen erreichen und nehmen Diejenigen ein, welche der Erde und ihren täuschenden Genüssen und Reizen entsagt haben und nur

1) Rosenkranz, a. a. O., S. 160, Anm. 26.
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[194/0214] jener brahmanischen Religionssekte, welche als ihre vier Grade die vier Stadien des brahmanischen Lebens anerkennt und bei welcher jene Männer die grösste Verehrung geniessen, die in dem vierten oder letzten Stadium sich befinden und Sannjâsin genannt werden. 1) Zu den letztern gehören auch die Tridandis, so genannt von den drei Stäben, oder Gerten, welche sie als Zeichen ihrer Enthaltsamkeit tragen, wie der Stab überhaupt bei den indischen Büssern das Symbol der Selbstbeherrschung ist. Die Erkennungszeichen, die Geheimnisse der einzelnen Grade sind nothwendig ein Willkührliches und Aeusserliches, aber sie werden zum Innerlichen und Werthvollen, sobald sie in den betreffenden Grad eingeführt und die damit verbundenen Verdienste und Rechte und Pflichten ertheilt haben, ähnlich wie die verschiedenen Orden und Ehrenzeichen und die Stufen derselben; Râma ist hier die siebte lncarnation Vischnu’s, in welcher er als gewaltiger Held dem Wechselreiche der Priester und Krieger ein Ende machte, Ceylon eroberte u. s. w. 2) und in der ihn das Ramajana verherrlicht; der Einzuweihende wird sonach durch die Einweihungsformel dem besonderen Dienste Vischnu’s geweiht, wie die maurerischen Einweihungsformeln von dem gemeinsamen Gedanken durchdrungen und erfüllt sind, den Eingeweihten dem symbolischen salomonischen Tempelbaue, dem Baue der Gottheit in der Menschheit als einen thätigen Mitbauenden sowohl, als einen brauchbaren Baustein zu weihen und zu bilden, – und wie in der christlichen Kirche bei der Taufe, Firmung und Confirmation oder auch Communion der Christ durch den Namen Christi dem Dienste Gottes und seines menschgewordenen Sohnes zugeführt wird. Wie verschieden und mannigfach auch die Einweihungsformeln und Namen sind, das letzte und wahre Ziel aller Weihen ist doch zuletzt dasselbe, Gott. Den höchsten und letzten Grad in den Weihen erreichen und nehmen Diejenigen ein, welche der Erde und ihren täuschenden Genüssen und Reizen entsagt haben und nur 1) Rosenkranz, a. a. O., S. 160, Anm. 26. 2) Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythologie, S. 1544 und Taf. XCIII, Fig. 3, Taf. CXXII.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/214>, abgerufen am 26.11.2024.