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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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persischen Königs zu Ekbatana und zu dem grossen Palaste zu Persepolis ägyptische Künstler, Techniker verwandt worden sein sollen, obwohl sich an beiden Palästen sonst Nichts von ägyptischer Architektur finde: der von David dem Salomo überlieferte Plan des Tempels sei kein anderer als derjenige der Stiftshütte gewesen, der nur insoferne eine Abänderung erlitten, als statt des Zeltes nun ein Haus gebauet werden sollte. Braun, Geschichte der Kunsti I. S. 403 ff., glaubt den salomonischen Tempelbau, besonders auch seine Vergoldung und seinen Vorhang mit den Cherubin oder Wunderthieren aus assyrisch-persischen Formen, sollte wohl geschichtlicher heissen assyrisch-phönicischen, erklären zu können.1)

Der eigentliche Tempel Salomos war ein längliches Viereck und hatte eine Länge von 60 Ellen, eine Breite von 20 Ellen und eine Höhe von vermuthlich gleichfalls 20 Ellen; mit diesen Massen würde sich der salomonische Tempel einfach als die verdoppelte oder in allen Theilen um einmal vergrösserte Stiftshütte darstellen. Einige, wie z. B. Kopp und Schnaase, ertheilen dem ganzen salomonischen Tempel wegen der Stelle im I. Buche der Könige 6, 2 eine Höhe von 30 Ellen, was aber wegen des alsdann über dem Allerheiligsten, wenn dasselbe wirklich mit dem Heiligen gleich hoch und nicht etwa nach Br. Stieglitz und Grüneisen, sowie Braun (I. S. 405) 10 Ellen niedriger als dasselbe gewesen, entstehenden, völlig unbegreiflichen, leeren und überflüssigen Raumes von 10 Ellen nicht gebilligt werden kann.2) In der erwähnten Basler Bibel wird das Verhältniss des Allerheiligsten zu dem Heiligen, welchen beiden die Höhe von 30 Ellen ertheilt wird, also gedacht: "Die Scheidewand, die zwischen dem Heiligen und Allerheiligsten stand, war 10 Ellen niedriger als die übrigen Wände, und nach 1. Könige 6, 20 nur 20 Ellen hoch und war aus eine Elle dicken, cedernen aneinander gefügten Balken verfertigt, welche Balken durch starke dicke goldene Stangen oder Riegel (l. Könige 6, 21), die mitten durch die Balken gingen, von einem Ende zum an-

1) Vergl. auch Baehr, S. 108.
2) Vergl, Baehr, S. 28 ff.

persischen Königs zu Ekbatana und zu dem grossen Palaste zu Persepolis ägyptische Künstler, Techniker verwandt worden sein sollen, obwohl sich an beiden Palästen sonst Nichts von ägyptischer Architektur finde: der von David dem Salomo überlieferte Plan des Tempels sei kein anderer als derjenige der Stiftshütte gewesen, der nur insoferne eine Abänderung erlitten, als statt des Zeltes nun ein Haus gebauet werden sollte. Braun, Geschichte der Kunsti I. S. 403 ff., glaubt den salomonischen Tempelbau, besonders auch seine Vergoldung und seinen Vorhang mit den Cherubin oder Wunderthieren aus assyrisch-persischen Formen, sollte wohl geschichtlicher heissen assyrisch-phönicischen, erklären zu können.1)

Der eigentliche Tempel Salomos war ein längliches Viereck und hatte eine Länge von 60 Ellen, eine Breite von 20 Ellen und eine Höhe von vermuthlich gleichfalls 20 Ellen; mit diesen Massen würde sich der salomonische Tempel einfach als die verdoppelte oder in allen Theilen um einmal vergrösserte Stiftshütte darstellen. Einige, wie z. B. Kopp und Schnaase, ertheilen dem ganzen salomonischen Tempel wegen der Stelle im I. Buche der Könige 6, 2 eine Höhe von 30 Ellen, was aber wegen des alsdann über dem Allerheiligsten, wenn dasselbe wirklich mit dem Heiligen gleich hoch und nicht etwa nach Br. Stieglitz und Grüneisen, sowie Braun (I. S. 405) 10 Ellen niedriger als dasselbe gewesen, entstehenden, völlig unbegreiflichen, leeren und überflüssigen Raumes von 10 Ellen nicht gebilligt werden kann.2) In der erwähnten Basler Bibel wird das Verhältniss des Allerheiligsten zu dem Heiligen, welchen beiden die Höhe von 30 Ellen ertheilt wird, also gedacht: „Die Scheidewand, die zwischen dem Heiligen und Allerheiligsten stand, war 10 Ellen niedriger als die übrigen Wände, und nach 1. Könige 6, 20 nur 20 Ellen hoch und war aus eine Elle dicken, cedernen aneinander gefügten Balken verfertigt, welche Balken durch starke dicke goldene Stangen oder Riegel (l. Könige 6, 21), die mitten durch die Balken gingen, von einem Ende zum an-

1) Vergl. auch Baehr, S. 108.
2) Vergl, Baehr, S. 28 ff.
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persischen Königs zu Ekbatana und zu dem grossen Palaste zu Persepolis ägyptische Künstler, Techniker verwandt worden sein sollen, obwohl sich an beiden Palästen sonst Nichts von ägyptischer Architektur finde: der von David dem Salomo überlieferte Plan des Tempels sei kein anderer als derjenige der Stiftshütte gewesen, der nur insoferne eine Abänderung erlitten, als statt des Zeltes nun ein Haus gebauet werden sollte. Braun, Geschichte der Kunsti I. S. 403 ff., glaubt den salomonischen Tempelbau, besonders auch seine Vergoldung und seinen Vorhang mit den Cherubin oder Wunderthieren aus assyrisch-persischen Formen, sollte wohl geschichtlicher heissen assyrisch-phönicischen, erklären zu können.<note place="foot" n="1)">Vergl. auch Baehr, S. 108.<lb/></note></p>
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[133/0153] persischen Königs zu Ekbatana und zu dem grossen Palaste zu Persepolis ägyptische Künstler, Techniker verwandt worden sein sollen, obwohl sich an beiden Palästen sonst Nichts von ägyptischer Architektur finde: der von David dem Salomo überlieferte Plan des Tempels sei kein anderer als derjenige der Stiftshütte gewesen, der nur insoferne eine Abänderung erlitten, als statt des Zeltes nun ein Haus gebauet werden sollte. Braun, Geschichte der Kunsti I. S. 403 ff., glaubt den salomonischen Tempelbau, besonders auch seine Vergoldung und seinen Vorhang mit den Cherubin oder Wunderthieren aus assyrisch-persischen Formen, sollte wohl geschichtlicher heissen assyrisch-phönicischen, erklären zu können. 1) Der eigentliche Tempel Salomos war ein längliches Viereck und hatte eine Länge von 60 Ellen, eine Breite von 20 Ellen und eine Höhe von vermuthlich gleichfalls 20 Ellen; mit diesen Massen würde sich der salomonische Tempel einfach als die verdoppelte oder in allen Theilen um einmal vergrösserte Stiftshütte darstellen. Einige, wie z. B. Kopp und Schnaase, ertheilen dem ganzen salomonischen Tempel wegen der Stelle im I. Buche der Könige 6, 2 eine Höhe von 30 Ellen, was aber wegen des alsdann über dem Allerheiligsten, wenn dasselbe wirklich mit dem Heiligen gleich hoch und nicht etwa nach Br. Stieglitz und Grüneisen, sowie Braun (I. S. 405) 10 Ellen niedriger als dasselbe gewesen, entstehenden, völlig unbegreiflichen, leeren und überflüssigen Raumes von 10 Ellen nicht gebilligt werden kann. 2) In der erwähnten Basler Bibel wird das Verhältniss des Allerheiligsten zu dem Heiligen, welchen beiden die Höhe von 30 Ellen ertheilt wird, also gedacht: „Die Scheidewand, die zwischen dem Heiligen und Allerheiligsten stand, war 10 Ellen niedriger als die übrigen Wände, und nach 1. Könige 6, 20 nur 20 Ellen hoch und war aus eine Elle dicken, cedernen aneinander gefügten Balken verfertigt, welche Balken durch starke dicke goldene Stangen oder Riegel (l. Könige 6, 21), die mitten durch die Balken gingen, von einem Ende zum an- 1) Vergl. auch Baehr, S. 108. 2) Vergl, Baehr, S. 28 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/153>, abgerufen am 28.04.2024.