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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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weltlichen Grade, - der verschiedenen geistlichen und Ritterorden. Bei den heutigen Parsen wird noch in ähnlicher Art durch den Kosti oder den heiligen Gürtel im siebenten oder zehnten Jahre in den heiligen Verband aufgenommen. Auch in Iran trug man die heilige Schnur, jedoch scheint dieselbe dort nicht wie in Indien für die verschiedenen Stände verschieden gewesen zu sein. Vorzüglich aber war man in den ägyptischen Mysterien darauf bedacht, die Aufnahme in dieselben als eine neue Geburt zum Lichte, als eine Lichtwerdung und Lichterlangung darzustellen. Unzweifelhaft ägyptischen Ursprungs und aus den ägyptischen Mysterien an die griechischen Orphiker und die Priester der eleusinischen Geheimnisse, an die Pythagoräer, an die Essäer und Therapeuten, an die geistlichen und weltlichen Orden des Mittelalters, zumal auch an den im Jahr 1118 zu Jerusalem gestifteten Orden der Tempelherren übergegangen ist die Sitte, der symbolische Gebrauch, dass die neu aufgenommenen, die Neugebornen, die Neulinge oder Neophyten einerseits eine neue Kleidung und zwar eine weisse, bei den Aegyptern, Pythagoräern, Essäern und Therapeuten, sowie bei den Tempelherren eine weisse leinene Kleidung, einen weissen leinenen Mantel, und anderseits einen neuen Namen erhalten. Indem man den Neuaufgenommenen eine ganz neue Kleidung und sogar einen ganz neuen Namen ertheilte, sollten sie ihr bisheriges unvollkommenes Leben in aller Hinsicht hinter sich werfen, jede äussere Erinnerung daran vertilgen und mit der neuen Kleidung und dem neuen Namen auch einen neuen innern Menschen, ein neues reines Herz und einen neuen lichten Geist erwerben. Es ist wirklich ein erhabener Gedanke, ein grosses Bestreben, eine Umgeburt und Neugeburt des Menschen dadurch schaffen und erreichen zu wollen, dass man ihn, den alten unvollkommenen und mit Irrthümern und Fehlern behafteten Mensehen symbolisch beerdigt und einen andern, bessern, reinern und vollkommeneren Menschen in neuer lichtvoller Kleidung und mit neuem Namen aus dem Grabe erwecken und hervorgehen lassen will. Die neue Ordenskleidung und der neue Ordensname, welche dem Neophyten gegeben wird, soll für ihn nach ihrer wahren und tiefern Bedeutung

weltlichen Grade, – der verschiedenen geistlichen und Ritterorden. Bei den heutigen Parsen wird noch in ähnlicher Art durch den Kosti oder den heiligen Gürtel im siebenten oder zehnten Jahre in den heiligen Verband aufgenommen. Auch in Iran trug man die heilige Schnur, jedoch scheint dieselbe dort nicht wie in Indien für die verschiedenen Stände verschieden gewesen zu sein. Vorzüglich aber war man in den ägyptischen Mysterien darauf bedacht, die Aufnahme in dieselben als eine neue Geburt zum Lichte, als eine Lichtwerdung und Lichterlangung darzustellen. Unzweifelhaft ägyptischen Ursprungs und aus den ägyptischen Mysterien an die griechischen Orphiker und die Priester der eleusinischen Geheimnisse, an die Pythagoräer, an die Essäer und Therapeuten, an die geistlichen und weltlichen Orden des Mittelalters, zumal auch an den im Jahr 1118 zu Jerusalem gestifteten Orden der Tempelherren übergegangen ist die Sitte, der symbolische Gebrauch, dass die neu aufgenommenen, die Neugebornen, die Neulinge oder Neophyten einerseits eine neue Kleidung und zwar eine weisse, bei den Aegyptern, Pythagoräern, Essäern und Therapeuten, sowie bei den Tempelherren eine weisse leinene Kleidung, einen weissen leinenen Mantel, und anderseits einen neuen Namen erhalten. Indem man den Neuaufgenommenen eine ganz neue Kleidung und sogar einen ganz neuen Namen ertheilte, sollten sie ihr bisheriges unvollkommenes Leben in aller Hinsicht hinter sich werfen, jede äussere Erinnerung daran vertilgen und mit der neuen Kleidung und dem neuen Namen auch einen neuen innern Menschen, ein neues reines Herz und einen neuen lichten Geist erwerben. Es ist wirklich ein erhabener Gedanke, ein grosses Bestreben, eine Umgeburt und Neugeburt des Menschen dadurch schaffen und erreichen zu wollen, dass man ihn, den alten unvollkommenen und mit Irrthümern und Fehlern behafteten Mensehen symbolisch beerdigt und einen andern, bessern, reinern und vollkommeneren Menschen in neuer lichtvoller Kleidung und mit neuem Namen aus dem Grabe erwecken und hervorgehen lassen will. Die neue Ordenskleidung und der neue Ordensname, welche dem Neophyten gegeben wird, soll für ihn nach ihrer wahren und tiefern Bedeutung

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[121/0141] weltlichen Grade, – der verschiedenen geistlichen und Ritterorden. Bei den heutigen Parsen wird noch in ähnlicher Art durch den Kosti oder den heiligen Gürtel im siebenten oder zehnten Jahre in den heiligen Verband aufgenommen. Auch in Iran trug man die heilige Schnur, jedoch scheint dieselbe dort nicht wie in Indien für die verschiedenen Stände verschieden gewesen zu sein. Vorzüglich aber war man in den ägyptischen Mysterien darauf bedacht, die Aufnahme in dieselben als eine neue Geburt zum Lichte, als eine Lichtwerdung und Lichterlangung darzustellen. Unzweifelhaft ägyptischen Ursprungs und aus den ägyptischen Mysterien an die griechischen Orphiker und die Priester der eleusinischen Geheimnisse, an die Pythagoräer, an die Essäer und Therapeuten, an die geistlichen und weltlichen Orden des Mittelalters, zumal auch an den im Jahr 1118 zu Jerusalem gestifteten Orden der Tempelherren übergegangen ist die Sitte, der symbolische Gebrauch, dass die neu aufgenommenen, die Neugebornen, die Neulinge oder Neophyten einerseits eine neue Kleidung und zwar eine weisse, bei den Aegyptern, Pythagoräern, Essäern und Therapeuten, sowie bei den Tempelherren eine weisse leinene Kleidung, einen weissen leinenen Mantel, und anderseits einen neuen Namen erhalten. Indem man den Neuaufgenommenen eine ganz neue Kleidung und sogar einen ganz neuen Namen ertheilte, sollten sie ihr bisheriges unvollkommenes Leben in aller Hinsicht hinter sich werfen, jede äussere Erinnerung daran vertilgen und mit der neuen Kleidung und dem neuen Namen auch einen neuen innern Menschen, ein neues reines Herz und einen neuen lichten Geist erwerben. Es ist wirklich ein erhabener Gedanke, ein grosses Bestreben, eine Umgeburt und Neugeburt des Menschen dadurch schaffen und erreichen zu wollen, dass man ihn, den alten unvollkommenen und mit Irrthümern und Fehlern behafteten Mensehen symbolisch beerdigt und einen andern, bessern, reinern und vollkommeneren Menschen in neuer lichtvoller Kleidung und mit neuem Namen aus dem Grabe erwecken und hervorgehen lassen will. Die neue Ordenskleidung und der neue Ordensname, welche dem Neophyten gegeben wird, soll für ihn nach ihrer wahren und tiefern Bedeutung

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/141>, abgerufen am 22.12.2024.