Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Deutschen hatten dieselben Vorstellungen und das deutsche Wort Helden stammt nach Hocker, die Stammsagen der Hohenzollern und Welfen, Düsseldorf 1857, S. 9, sehr wahrscheinlich daher, dass sie gegen die Mächte der Unterwelt, der Hel, kämpfen und streiten, also milites Mithrae sind. Die Erdengüttin dachten sich die Deutschen im Winter in der Unterwelt weilend, wie die Griechen den Apollo im Lande der Hyperboreer oder die Proserpina im Reiche des unterirdischen Pluton; mit dem Erwachen des Frühlings wurden ihre Bande durch den Himmels- oder Sonnengott gesprengt und dann das Auferstehungs- und Vermählungsfest gefeiert. Moses und Andere werden Gottes Helden, wie Gottes Degen genannt. 1) In Uebereinstimmung mit dem oben Vorgetragenen bezeichnet im Mittelalter das Recht, den Degen zu tragen, die Wehrhaftmachung, den Eintritt in die männlichen Jahre; in dem Mittelalter fand auch die Feierlichkeit der Schwertleite statt, wobei man den Ritterschlag erhielt. Wenn der junge Mann Student wird, steht ihm das Recht zu, den Degen zu tragen. 2) Ausserdem wurde in den Rechtsverhältnissen das Schwert noch mannichfach als Symbol, namentlich als Symbol der Gerichtsbarkeit, zumal der peinlichen, gebraucht, worüber besonders Grimm, Rechtsalterthümer S. 165 ff., nachzusehen ist. Daher hatten auch die deutschen Könige die Sitte, sich durch den Herzog von Sachsen das Schwert vortragen zu lassen, 3) wie dieses bei einzelnen Fürsten, z. B. in England, auch heute noch bei feierlichen Gelegenheiten geschieht. Als Zeichen der den Bauhütten im Mittelalter verlichenen Gerichtsbarkeit mochte zugleich der Hüttenmeister damals das Schwert halten. 4) Gaedicke, Freimaurerlexikon, sagt unter "Bewaffnung oder Degen" , dass in alten Zeiten jeder Bruder in der Loge mit einem Degen habe bewaffnet sein müssen, zur etwaigen Vertheidigung, im Fall eine Loge angefallen wurde, und als Symbol der männlichen Kraft; jetzt sei der Degen in 1) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter helt. 2) Vergl. Grimm,
deutsches Wörterbuch, unter Degen. 3) Simrok, deutsche Mythologie, S. 322. 4) Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 307 u. II. 2, S. 236
Note.
Deutschen hatten dieselben Vorstellungen und das deutsche Wort Helden stammt nach Hocker, die Stammsagen der Hohenzollern und Welfen, Düsseldorf 1857, S. 9, sehr wahrscheinlich daher, dass sie gegen die Mächte der Unterwelt, der Hel, kämpfen und streiten, also milites Mithrae sind. Die Erdengüttin dachten sich die Deutschen im Winter in der Unterwelt weilend, wie die Griechen den Apollo im Lande der Hyperboreer oder die Proserpina im Reiche des unterirdischen Pluton; mit dem Erwachen des Frühlings wurden ihre Bande durch den Himmels- oder Sonnengott gesprengt und dann das Auferstehungs- und Vermählungsfest gefeiert. Moses und Andere werden Gottes Helden, wie Gottes Degen genannt. 1) In Uebereinstimmung mit dem oben Vorgetragenen bezeichnet im Mittelalter das Recht, den Degen zu tragen, die Wehrhaftmachung, den Eintritt in die männlichen Jahre; in dem Mittelalter fand auch die Feierlichkeit der Schwertleite statt, wobei man den Ritterschlag erhielt. Wenn der junge Mann Student wird, steht ihm das Recht zu, den Degen zu tragen. 2) Ausserdem wurde in den Rechtsverhältnissen das Schwert noch mannichfach als Symbol, namentlich als Symbol der Gerichtsbarkeit, zumal der peinlichen, gebraucht, worüber besonders Grimm, Rechtsalterthümer S. 165 ff., nachzusehen ist. Daher hatten auch die deutschen Könige die Sitte, sich durch den Herzog von Sachsen das Schwert vortragen zu lassen, 3) wie dieses bei einzelnen Fürsten, z. B. in England, auch heute noch bei feierlichen Gelegenheiten geschieht. Als Zeichen der den Bauhütten im Mittelalter verlichenen Gerichtsbarkeit mochte zugleich der Hüttenmeister damals das Schwert halten. 4) Gaedicke, Freimaurerlexikon, sagt unter „Bewaffnung oder Degen“ , dass in alten Zeiten jeder Bruder in der Loge mit einem Degen habe bewaffnet sein müssen, zur etwaigen Vertheidigung, im Fall eine Loge angefallen wurde, und als Symbol der männlichen Kraft; jetzt sei der Degen in 1) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter helt. 2) Vergl. Grimm,
deutsches Wörterbuch, unter Degen. 3) Simrok, deutsche Mythologie, S. 322. 4) Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 307 u. II. 2, S. 236
Note.
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Deutschen hatten dieselben Vorstellungen und das deutsche Wort Helden stammt nach Hocker, die Stammsagen der Hohenzollern und Welfen, Düsseldorf 1857, S. 9, sehr wahrscheinlich daher, dass sie gegen die Mächte der Unterwelt, der Hel, kämpfen und streiten, also milites Mithrae sind. Die Erdengüttin dachten sich die Deutschen im Winter in der Unterwelt weilend, wie die Griechen den Apollo im Lande der Hyperboreer oder die Proserpina im Reiche des unterirdischen Pluton; mit dem Erwachen des Frühlings wurden ihre Bande durch den Himmels- oder Sonnengott gesprengt und dann das Auferstehungs- und Vermählungsfest gefeiert. Moses und Andere werden Gottes Helden, wie Gottes Degen genannt. 1)
In Uebereinstimmung mit dem oben Vorgetragenen bezeichnet im Mittelalter das Recht, den Degen zu tragen, die Wehrhaftmachung, den Eintritt in die männlichen Jahre; in dem Mittelalter fand auch die Feierlichkeit der Schwertleite statt, wobei man den Ritterschlag erhielt. Wenn der junge Mann Student wird, steht ihm das Recht zu, den Degen zu tragen. 2) Ausserdem wurde in den Rechtsverhältnissen das Schwert noch mannichfach als Symbol, namentlich als Symbol der Gerichtsbarkeit, zumal der peinlichen, gebraucht, worüber besonders Grimm, Rechtsalterthümer S. 165 ff., nachzusehen ist. Daher hatten auch die deutschen Könige die Sitte, sich durch den Herzog von Sachsen das Schwert vortragen zu lassen, 3) wie dieses bei einzelnen Fürsten, z. B. in England, auch heute noch bei feierlichen Gelegenheiten geschieht. Als Zeichen der den Bauhütten im Mittelalter verlichenen Gerichtsbarkeit mochte zugleich der Hüttenmeister damals das Schwert halten. 4) Gaedicke, Freimaurerlexikon, sagt unter „Bewaffnung oder Degen“ , dass in alten Zeiten jeder Bruder in der Loge mit einem Degen habe bewaffnet sein müssen, zur etwaigen Vertheidigung, im Fall eine Loge angefallen wurde, und als Symbol der männlichen Kraft; jetzt sei der Degen in
1) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter helt.
2) Vergl. Grimm, deutsches Wörterbuch, unter Degen.
3) Simrok, deutsche Mythologie, S. 322.
4) Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 307 u. II. 2, S. 236 Note.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/70>, abgerufen am 16.02.2025. |