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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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dass, nachdem Johannes Christus im Jordan getauft hatte, auch Christus zu taufen angefangen habe, was die Unzufriedenheit der Jünger Johannes erregte. "Sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war, jenseits des Jordan, von dem du zeugtest, siehe, der tauft und Jedermann kommt zu ihm. Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann Nichts nehmen, es werde ihm denn von dem Himmel gegeben: Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber stehet und höret ihm zu und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbe meine Freude ist nun erfüllet. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." - Welche rührende und ausserordentliche Bescheidenheit, welche wahre maurerische Seelengrösse beurkundet hier nicht Johannes? Aus tief fühlendem Herzen erschallt daher mein erstes Hoch Johannes dem Täufer, der Bescheidenheit; sie muss und wird stets wachsen!

Die Bescheidenheit Johannes war um so grösser und wahrer, als sie mit Todesmuth, mit Freiheit verbunden war. Johannes ist nicht blos der Vorläufer, sondern auch der Vorkämpfer des Herrn. Die Gebrechen und Laster, in welche seine Zeit versunken war, tadelte Johannes mit unerschrockenem Muthe und verlangte von Allen bis hinauf zum Fürsten, dass sie Busse thun und sich bessern sollen. Die mahnende Stimme der Wahrheit können die Menschen nicht ertragen; Johannes wurde deshalb von Herodes verhaftet und enthauptet. Lassen Sie uns gleich Johannes ohne Furcht und Wanken vor aller Welt die Wahrheit bekennen und dafür, wenn es sein muss, selbst in den Tod gehen; nur wer den Tod nicht fürchtet, nur wer das Leben waget, ist frei. Das zweite Hoch dem Todesmuthe, der freien Bescheidenheit, der Freiheit!

Mochte auch das Haupt des Johannes fallen, Christus lebte noch; an dem Grabe Johannes wachte das Wort und der Geist Christi und breitete sich siegreich über die ganze Erde aus. In den Worten Johannis: "Er muss wachsen, ich muss abnehmen," lag die prophetische Ahnung und Vorausverkündigung der ganzen christlichen Zeit und Ge-

dass, nachdem Johannes Christus im Jordan getauft hatte, auch Christus zu taufen angefangen habe, was die Unzufriedenheit der Jünger Johannes erregte. „Sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war, jenseits des Jordan, von dem du zeugtest, siehe, der tauft und Jedermann kommt zu ihm. Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann Nichts nehmen, es werde ihm denn von dem Himmel gegeben: Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber stehet und höret ihm zu und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbe meine Freude ist nun erfüllet. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ – Welche rührende und ausserordentliche Bescheidenheit, welche wahre maurerische Seelengrösse beurkundet hier nicht Johannes? Aus tief fühlendem Herzen erschallt daher mein erstes Hoch Johannes dem Täufer, der Bescheidenheit; sie muss und wird stets wachsen!

Die Bescheidenheit Johannes war um so grösser und wahrer, als sie mit Todesmuth, mit Freiheit verbunden war. Johannes ist nicht blos der Vorläufer, sondern auch der Vorkämpfer des Herrn. Die Gebrechen und Laster, in welche seine Zeit versunken war, tadelte Johannes mit unerschrockenem Muthe und verlangte von Allen bis hinauf zum Fürsten, dass sie Busse thun und sich bessern sollen. Die mahnende Stimme der Wahrheit können die Menschen nicht ertragen; Johannes wurde deshalb von Herodes verhaftet und enthauptet. Lassen Sie uns gleich Johannes ohne Furcht und Wanken vor aller Welt die Wahrheit bekennen und dafür, wenn es sein muss, selbst in den Tod gehen; nur wer den Tod nicht fürchtet, nur wer das Leben waget, ist frei. Das zweite Hoch dem Todesmuthe, der freien Bescheidenheit, der Freiheit!

Mochte auch das Haupt des Johannes fallen, Christus lebte noch; an dem Grabe Johannes wachte das Wort und der Geist Christi und breitete sich siegreich über die ganze Erde aus. In den Worten Johannis: „Er muss wachsen, ich muss abnehmen,“ lag die prophetische Ahnung und Vorausverkündigung der ganzen christlichen Zeit und Ge-

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 gegeben: Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm
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 höret ihm zu und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbe meine Freude ist nun
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 verhaftet und enthauptet. Lassen Sie uns gleich Johannes ohne Furcht und Wanken vor aller Welt die
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[648/0664] dass, nachdem Johannes Christus im Jordan getauft hatte, auch Christus zu taufen angefangen habe, was die Unzufriedenheit der Jünger Johannes erregte. „Sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war, jenseits des Jordan, von dem du zeugtest, siehe, der tauft und Jedermann kommt zu ihm. Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann Nichts nehmen, es werde ihm denn von dem Himmel gegeben: Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber stehet und höret ihm zu und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbe meine Freude ist nun erfüllet. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ – Welche rührende und ausserordentliche Bescheidenheit, welche wahre maurerische Seelengrösse beurkundet hier nicht Johannes? Aus tief fühlendem Herzen erschallt daher mein erstes Hoch Johannes dem Täufer, der Bescheidenheit; sie muss und wird stets wachsen! Die Bescheidenheit Johannes war um so grösser und wahrer, als sie mit Todesmuth, mit Freiheit verbunden war. Johannes ist nicht blos der Vorläufer, sondern auch der Vorkämpfer des Herrn. Die Gebrechen und Laster, in welche seine Zeit versunken war, tadelte Johannes mit unerschrockenem Muthe und verlangte von Allen bis hinauf zum Fürsten, dass sie Busse thun und sich bessern sollen. Die mahnende Stimme der Wahrheit können die Menschen nicht ertragen; Johannes wurde deshalb von Herodes verhaftet und enthauptet. Lassen Sie uns gleich Johannes ohne Furcht und Wanken vor aller Welt die Wahrheit bekennen und dafür, wenn es sein muss, selbst in den Tod gehen; nur wer den Tod nicht fürchtet, nur wer das Leben waget, ist frei. Das zweite Hoch dem Todesmuthe, der freien Bescheidenheit, der Freiheit! Mochte auch das Haupt des Johannes fallen, Christus lebte noch; an dem Grabe Johannes wachte das Wort und der Geist Christi und breitete sich siegreich über die ganze Erde aus. In den Worten Johannis: „Er muss wachsen, ich muss abnehmen,“ lag die prophetische Ahnung und Vorausverkündigung der ganzen christlichen Zeit und Ge-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/664>, abgerufen am 25.11.2024.