Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.haupt als ein Bild des Universums angeselion wurde. 1) Nach der Angabe der Priesterregel sollten die Glocken dem in dem Allerheiligsten weilenden Gotte den Eintritt des hohen Priesters verkündigen, damit dieser nicht sterbe, 2) welche naive Deutung nur aus der völligen Unwissenheit des eigentlichen Sinnes des Symbols hervorgegangen sein kann. Noch verdient hier angeführt zu werden, dass auch die römischen Kaiser seit dem Kaiser Aurelian die Vertreter des Mithra in der Weltherrschaft desselben auf Erden sein wollten. Aus dem Glaubenssystem des Zarathustra und aus den zur Zeit des Auftretens des Christenthums im weiten römischen Reiche herrschenden mithrischen Ansichten und Mysterien ist sodann mit vielen andern Ansichten und Gebräuchen 3) die Vorstellung in das Christenthum übergangen, dass die Christen und die ganze christliche Kirche (ecclesia pugnans) Streiter, Degen Gottes seien, wie Christus selbst gleich Mithra ein solcher siegreicher Streiter und lebender oder reiner Degen Gottes genannt wird. 4) Wie im Vendidad Farg. XIX, 52, Mithra gepriesen wird: "Ich preise den Mithra, der ein grosses Gebiet hat, den Glänzendsten der Siegreichen, den Siegreichsten der Siegreichen," ähnlich wird auch Christus gepriesen. Es lässt sich nicht verkennen, dass die christliche Taufe und Confirmation, welche in den ersten Zeiten des Christenthums, als nur Erwachsene zu Christen aufgenommen wurden, zusammenfielen , ihrem Sinne und ihren Gebräuchen nach sehr viele Aehnlichkeit und Verwandtschaft mit der Einweihung in die Mithrasmysterien zum Lichtstreiter, miles Mithrae, habe, wesshalb auch öfters die irrige und ganz unhistorische Ansicht ausgesprochen worden ist, dass die Mithramysterien Einzelnes aus dem Christenthum und den christlichen Gebräuchen entlehnt haben. 5) Der christliche Gebrauch, die jungen Christen zur Weihnachts- oder zur Osterzeit besonders in die Kirche aufzunehmen, sie gleichsam wehrhaft zu machen und zu Strei- 1) Lasaulx, Studien des
classischen Alterthums, S. 305. 2) Exod. 28, 31 - 35, 39, 22 - 26. 3) Windischmann a. a. O., S. 72; Alpina für
1860, S. 178. 4) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Degen. 5) Creuzer,
Symbolik I. S. 753, Anm.
haupt als ein Bild des Universums angeselion wurde. 1) Nach der Angabe der Priesterregel sollten die Glocken dem in dem Allerheiligsten weilenden Gotte den Eintritt des hohen Priesters verkündigen, damit dieser nicht sterbe, 2) welche naive Deutung nur aus der völligen Unwissenheit des eigentlichen Sinnes des Symbols hervorgegangen sein kann. Noch verdient hier angeführt zu werden, dass auch die römischen Kaiser seit dem Kaiser Aurelian die Vertreter des Mithra in der Weltherrschaft desselben auf Erden sein wollten. Aus dem Glaubenssystem des Zarathustra und aus den zur Zeit des Auftretens des Christenthums im weiten römischen Reiche herrschenden mithrischen Ansichten und Mysterien ist sodann mit vielen andern Ansichten und Gebräuchen 3) die Vorstellung in das Christenthum übergangen, dass die Christen und die ganze christliche Kirche (ecclesia pugnans) Streiter, Degen Gottes seien, wie Christus selbst gleich Mithra ein solcher siegreicher Streiter und lebender oder reiner Degen Gottes genannt wird. 4) Wie im Vendidad Farg. XIX, 52, Mithra gepriesen wird: „Ich preise den Mithra, der ein grosses Gebiet hat, den Glänzendsten der Siegreichen, den Siegreichsten der Siegreichen,“ ähnlich wird auch Christus gepriesen. Es lässt sich nicht verkennen, dass die christliche Taufe und Confirmation, welche in den ersten Zeiten des Christenthums, als nur Erwachsene zu Christen aufgenommen wurden, zusammenfielen , ihrem Sinne und ihren Gebräuchen nach sehr viele Aehnlichkeit und Verwandtschaft mit der Einweihung in die Mithrasmysterien zum Lichtstreiter, miles Mithrae, habe, wesshalb auch öfters die irrige und ganz unhistorische Ansicht ausgesprochen worden ist, dass die Mithramysterien Einzelnes aus dem Christenthum und den christlichen Gebräuchen entlehnt haben. 5) Der christliche Gebrauch, die jungen Christen zur Weihnachts- oder zur Osterzeit besonders in die Kirche aufzunehmen, sie gleichsam wehrhaft zu machen und zu Strei- 1) Lasaulx, Studien des
classischen Alterthums, S. 305. 2) Exod. 28, 31 – 35, 39, 22 – 26. 3) Windischmann a. a. O., S. 72; Alpina für
1860, S. 178. 4) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Degen. 5) Creuzer,
Symbolik I. S. 753, Anm.
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haupt als ein Bild des Universums angeselion wurde. 1) Nach der Angabe der Priesterregel sollten die Glocken dem in dem Allerheiligsten weilenden Gotte den Eintritt des hohen Priesters verkündigen, damit dieser nicht sterbe, 2) welche naive Deutung nur aus der völligen Unwissenheit des eigentlichen Sinnes des Symbols hervorgegangen sein kann. Noch verdient hier angeführt zu werden, dass auch die römischen Kaiser seit dem Kaiser Aurelian die Vertreter des Mithra in der Weltherrschaft desselben auf Erden sein wollten.
Aus dem Glaubenssystem des Zarathustra und aus den zur Zeit des Auftretens des Christenthums im weiten römischen Reiche herrschenden mithrischen Ansichten und Mysterien ist sodann mit vielen andern Ansichten und Gebräuchen 3) die Vorstellung in das Christenthum übergangen, dass die Christen und die ganze christliche Kirche (ecclesia pugnans) Streiter, Degen Gottes seien, wie Christus selbst gleich Mithra ein solcher siegreicher Streiter und lebender oder reiner Degen Gottes genannt wird. 4) Wie im Vendidad Farg. XIX, 52, Mithra gepriesen wird: „Ich preise den Mithra, der ein grosses Gebiet hat, den Glänzendsten der Siegreichen, den Siegreichsten der Siegreichen,“ ähnlich wird auch Christus gepriesen. Es lässt sich nicht verkennen, dass die christliche Taufe und Confirmation, welche in den ersten Zeiten des Christenthums, als nur Erwachsene zu Christen aufgenommen wurden, zusammenfielen , ihrem Sinne und ihren Gebräuchen nach sehr viele Aehnlichkeit und Verwandtschaft mit der Einweihung in die Mithrasmysterien zum Lichtstreiter, miles Mithrae, habe, wesshalb auch öfters die irrige und ganz unhistorische Ansicht ausgesprochen worden ist, dass die Mithramysterien Einzelnes aus dem Christenthum und den christlichen Gebräuchen entlehnt haben. 5) Der christliche Gebrauch, die jungen Christen zur Weihnachts- oder zur Osterzeit besonders in die Kirche aufzunehmen, sie gleichsam wehrhaft zu machen und zu Strei-
1) Lasaulx, Studien des classischen Alterthums, S. 305.
2) Exod. 28, 31 – 35, 39, 22 – 26.
3) Windischmann a. a. O., S. 72; Alpina für 1860, S. 178.
4) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Degen.
5) Creuzer, Symbolik I. S. 753, Anm.
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