Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

131. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra ein Tausend Schwerter, zweischneidig, wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daevas. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mitbra ein Tausend Keulen von Erz wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daeva's.

132. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra der schöne wohlbeschlagene Keil mit hundert Warzen, mit hundert Schneiden, männerniederschmetternd, am mächtigen goldenen Griff mit Erz begossen, die prächtigste der Waffen, die siegreichste der Waffen; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel des Daeva's.

133. Nach dem Schlagen der Daeva's, nach dem Niederschlagen der mithratrügenden Menschen fährt hervor Mithra der weitflurige durch Arezahi-Cavahi, durch Fradadhafsu, Vidadhafsu, durch Vourubaresti und Vourugaresti, durch das Karsvare's Qaniratha das glänzende.

134. Vor ihm zittert fürwahr Auro-Mainyu der todvolle, vor ihm zittert fürwahr Aesma der schlechtgeistige, leibverderbende; vor ihm zittert fürwahr Busyacta die langhändige; vor ihm zittern fürwahr alle geistigen Daeva's und die Frevler aus Varena.

Die Mithrageweihten empfingen daher nach vorausgegangenen schweren Prüfungen und nach einer Reinigung oder Taufe durch Wasser, welche letztere wieder ganz im Geiste der religiösen Ansichten des Zarathustra begründet ist, in dem ersten Grade den Namen Streiter, milites Mithrae, indem sie ohne Zweifel ein Schwert und wohl auch weisse Kriegshandschuhe, vielleicht sogar Spornen und andere ritterliche Kleidungsstücke erhielten. Auch wurde dem Aufzunehmenden eine Krone dargereicht und von ihm mit den Worten abgelehnt: "Mithra ist meine Krone." Die Angabe von Creuzer, a. a. O., I. S. 754, dass der Aufzunehmende die Krone mit diesen Worten aufgehoben habe, ist daher unrichtig und ungenau. 1) Durch die schweren Prüfungen sollten nach Tertullian die Krieger des Mithra gestählt werden, und man darf hinzufügen, dass nach demselben Plane auch Gott seine Auserwählten durch Leiden und Unglück stähle. Es ist sehr, wahrscheinlich, dass Mithra, der Gott der Götter und der König der Könige, als Sol invictus, als unbesiegbare Sonne, welche sterbend stets die Nacht und den Winter überwindet und dessen Fest man daher nach dem Vorbilde der Perser (und ihres

1) Windischmann, a. a. O., S. 69 Anm. 1.

131. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra ein Tausend Schwerter, zweischneidig, wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daêvas. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mitbra ein Tausend Keulen von Erz wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daêva’s.

132. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra der schöne wohlbeschlagene Keil mit hundert Warzen, mit hundert Schneiden, männerniederschmetternd, am mächtigen goldenen Griff mit Erz begossen, die prächtigste der Waffen, die siegreichste der Waffen; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel des Daêva’s.

133. Nach dem Schlagen der Daêva’s, nach dem Niederschlagen der mithratrügenden Menschen fährt hervor Mithra der weitflurige durch Arezahi-Cavahi, durch Fradadhafsu, Vidadhafsu, durch Vourubaresti und Vourugaresti, durch das Karsvare’s Qaniratha das glänzende.

134. Vor ihm zittert fürwahr Auro-Mainyu der todvolle, vor ihm zittert fürwahr Aêsma der schlechtgeistige, leibverderbende; vor ihm zittert fürwahr Busyâcta die langhändige; vor ihm zittern fürwahr alle geistigen Daêva’s und die Frevler aus Varena.

Die Mithrageweihten empfingen daher nach vorausgegangenen schweren Prüfungen und nach einer Reinigung oder Taufe durch Wasser, welche letztere wieder ganz im Geiste der religiösen Ansichten des Zarathustra begründet ist, in dem ersten Grade den Namen Streiter, milites Mithrae, indem sie ohne Zweifel ein Schwert und wohl auch weisse Kriegshandschuhe, vielleicht sogar Spornen und andere ritterliche Kleidungsstücke erhielten. Auch wurde dem Aufzunehmenden eine Krone dargereicht und von ihm mit den Worten abgelehnt: „Mithra ist meine Krone.“ Die Angabe von Creuzer, a. a. O., I. S. 754, dass der Aufzunehmende die Krone mit diesen Worten aufgehoben habe, ist daher unrichtig und ungenau. 1) Durch die schweren Prüfungen sollten nach Tertullian die Krieger des Mithra gestählt werden, und man darf hinzufügen, dass nach demselben Plane auch Gott seine Auserwählten durch Leiden und Unglück stähle. Es ist sehr, wahrscheinlich, dass Mithra, der Gott der Götter und der König der Könige, als Sol invictus, als unbesiegbare Sonne, welche sterbend stets die Nacht und den Winter überwindet und dessen Fest man daher nach dem Vorbilde der Perser (und ihres

1) Windischmann, a. a. O., S. 69 Anm. 1.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0060" n="44"/><lb/>
        <cit rendition="#et">
          <quote>
            <p> 131. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra ein Tausend Schwerter,
 zweischneidig, wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der
 Daêvas. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mitbra ein Tausend Keulen von Erz
 wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daêva&#x2019;s.</p>
            <p> 132. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra der schöne wohlbeschlagene Keil mit
 hundert Warzen, mit hundert Schneiden, männerniederschmetternd, am mächtigen goldenen Griff mit Erz
 begossen, die prächtigste der Waffen, die siegreichste der Waffen; geisterstark fahren sie hin,
 geisterstark fallen sie auf den Schädel des Daêva&#x2019;s.</p>
            <p> 133. Nach dem Schlagen der Daêva&#x2019;s, nach dem Niederschlagen der mithratrügenden Menschen fährt
 hervor Mithra der weitflurige durch Arezahi-Cavahi, durch Fradadhafsu, Vidadhafsu, durch
 Vourubaresti und Vourugaresti, durch das Karsvare&#x2019;s Qaniratha das glänzende.</p>
            <p> 134. Vor ihm zittert fürwahr Auro-Mainyu der todvolle, vor ihm zittert fürwahr Aêsma der
 schlechtgeistige, leibverderbende; vor ihm zittert fürwahr Busyâcta die langhändige; vor ihm zittern
 fürwahr alle geistigen Daêva&#x2019;s und die Frevler aus Varena.</p>
          </quote>
        </cit>
        <p> Die Mithrageweihten empfingen daher nach vorausgegangenen schweren Prüfungen und nach einer
 Reinigung oder Taufe durch Wasser, welche letztere wieder ganz im Geiste der religiösen Ansichten
 des Zarathustra begründet ist, in dem ersten Grade den Namen Streiter, milites Mithrae, indem sie
 ohne Zweifel ein Schwert und wohl auch weisse Kriegshandschuhe, vielleicht sogar Spornen und andere
 ritterliche Kleidungsstücke erhielten. Auch wurde dem Aufzunehmenden eine Krone dargereicht und von
 ihm mit den Worten abgelehnt: &#x201E;Mithra ist meine Krone.&#x201C; Die Angabe von Creuzer, a. a. O., I. S. 754,
 dass der Aufzunehmende die Krone mit diesen Worten aufgehoben habe, ist daher unrichtig und ungenau.
 <note place="foot" n="1)">Windischmann, a. a. O., S. 69 Anm. 1. </note> Durch die schweren Prüfungen
 sollten nach Tertullian die Krieger des Mithra gestählt werden, und man darf hinzufügen, dass nach
 demselben Plane auch Gott seine Auserwählten durch Leiden und Unglück stähle. Es ist sehr,
 wahrscheinlich, dass Mithra, der Gott der Götter und der König der Könige, als Sol invictus, als
 unbesiegbare Sonne, welche sterbend stets die Nacht und den Winter überwindet und dessen Fest man
 daher nach dem Vorbilde der Perser (und ihres
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0060] 131. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra ein Tausend Schwerter, zweischneidig, wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daêvas. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mitbra ein Tausend Keulen von Erz wohlgemacht; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel der Daêva’s. 132. Es steht als Schutz des Wagens des weitflurigen Mithra der schöne wohlbeschlagene Keil mit hundert Warzen, mit hundert Schneiden, männerniederschmetternd, am mächtigen goldenen Griff mit Erz begossen, die prächtigste der Waffen, die siegreichste der Waffen; geisterstark fahren sie hin, geisterstark fallen sie auf den Schädel des Daêva’s. 133. Nach dem Schlagen der Daêva’s, nach dem Niederschlagen der mithratrügenden Menschen fährt hervor Mithra der weitflurige durch Arezahi-Cavahi, durch Fradadhafsu, Vidadhafsu, durch Vourubaresti und Vourugaresti, durch das Karsvare’s Qaniratha das glänzende. 134. Vor ihm zittert fürwahr Auro-Mainyu der todvolle, vor ihm zittert fürwahr Aêsma der schlechtgeistige, leibverderbende; vor ihm zittert fürwahr Busyâcta die langhändige; vor ihm zittern fürwahr alle geistigen Daêva’s und die Frevler aus Varena. Die Mithrageweihten empfingen daher nach vorausgegangenen schweren Prüfungen und nach einer Reinigung oder Taufe durch Wasser, welche letztere wieder ganz im Geiste der religiösen Ansichten des Zarathustra begründet ist, in dem ersten Grade den Namen Streiter, milites Mithrae, indem sie ohne Zweifel ein Schwert und wohl auch weisse Kriegshandschuhe, vielleicht sogar Spornen und andere ritterliche Kleidungsstücke erhielten. Auch wurde dem Aufzunehmenden eine Krone dargereicht und von ihm mit den Worten abgelehnt: „Mithra ist meine Krone.“ Die Angabe von Creuzer, a. a. O., I. S. 754, dass der Aufzunehmende die Krone mit diesen Worten aufgehoben habe, ist daher unrichtig und ungenau. 1) Durch die schweren Prüfungen sollten nach Tertullian die Krieger des Mithra gestählt werden, und man darf hinzufügen, dass nach demselben Plane auch Gott seine Auserwählten durch Leiden und Unglück stähle. Es ist sehr, wahrscheinlich, dass Mithra, der Gott der Götter und der König der Könige, als Sol invictus, als unbesiegbare Sonne, welche sterbend stets die Nacht und den Winter überwindet und dessen Fest man daher nach dem Vorbilde der Perser (und ihres 1) Windischmann, a. a. O., S. 69 Anm. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/60
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/60>, abgerufen am 21.05.2024.