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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Wie Lampe, frei von Windwehen, nicht sich reget, dess Gleichniss ist
der Vertiefte, der festsinnig, vertieft in Selbstvertiefung sich.
Da, wo, gehemmt, des Geist's Denken durch der Vertiefung Uebung ruht,
wo allein durch sieh selbst sein Selbst schauend in sich, der Mensch sich freut,
endlose Wonne, fühlbare dem Geist nur, übersinnliche
kennet, und stätig ausdauernd, niemals von ew'ger Wahrheit wankt,
wo, dies erreichend, nicht anders er achtet diesem vorzuziehn,
und wo Unglück nicht, auch schweres, erschüttert mehr den Sterbenden,
diese, des Schmerzgefühls Lösung, wisse, Vertiefung wird genannt.
In Vertiefung der Mensch muss so vertiefen, sinnentfremdet, sich,
tilgend jeder Begier Streben, von Eigenwillens Sucht erzeugt,
der Sinne Innbegriff bändgend mit dem Gemüthe ganz und gar.
So strebend nach und nach ruh' er , im Geist gewinnend Stätigkeit
auf sich selbst das Gemüth heftend, und irgend etwas denkend nicht;
wohin, wohin herumirret das unstät leicht bewegliche,
von da, von da zurückführ' er es in des Innern Selbst Gewalt.
Den Vertieften, Stillsinnigen der Wonnen höchste dann besucht,
Dem Irdischkeit die Ruh nicht stört, den reinen, gottgewordenen.
Der sich der Vertiefung Widmende soll in einer menschenfernen reinen Gegend einen auf einen nicht zu hohen und nicht zu niedrigen, mit Thierfellen und Opfergras (Kusa, poa cynosuroides nach Wilson) bedeckten Sitz haben, Hals und Nacken unbewegt, den Körper im Gleichgewicht halten, den Odem hoch in das Haupt zurückziehen, und gleichmässig durch die Nasenlöcher aus- und einhauchen, nirgends umherblickend, seine Augen gegen die Mitte der Augenbrauen und die Spitze der Nase richten, und den geheimnissvollen, dreibuchstabigen Namen der Gottheit, Om!, aussprechen. Der Anhänger der Yogalehre, der in Gott Vertiefte und bei Gott Angekommene hasst Niemand, ist aller Geschöpfe Freund und auf das Wohl Aller bedacht; Keiner, der gerecht gehandelt hat, sei er auch nicht von vollendeter Weisheit, geht verloren. Die Bhagavad-Gita singt: "Denn alles Thun von Schuld umhüllt, wie Feuers Lodern ist von Rauch." 1)

1) Aehnlich heisst es in den Sprüchen Salomo's 20, 9: "Wer ist, der sagen kann: Mein Herz ist rein, Ich bin von Sünden frei?" - Das Buch Hiob 14, 4 ruft: "Wer will einen Reinen finden bei Unreinen? Niemand."

Wie Lampe, frei von Windwehen, nicht sich reget, dess Gleichniss ist
der Vertiefte, der festsinnig, vertieft in Selbstvertiefung sich.
Da, wo, gehemmt, des Geist’s Denken durch der Vertiefung Uebung ruht,
wo allein durch sieh selbst sein Selbst schauend in sich, der Mensch sich freut,
endlose Wonne, fühlbare dem Geist nur, übersinnliche
kennet, und stätig ausdauernd, niemals von ew’ger Wahrheit wankt,
wo, dies erreichend, nicht anders er achtet diesem vorzuziehn,
und wo Unglück nicht, auch schweres, erschüttert mehr den Sterbenden,
diese, des Schmerzgefühls Lösung, wisse, Vertiefung wird genannt.
In Vertiefung der Mensch muss so vertiefen, sinnentfremdet, sich,
tilgend jeder Begier Streben, von Eigenwillens Sucht erzeugt,
der Sinne Innbegriff bändgend mit dem Gemüthe ganz und gar.
So strebend nach und nach ruh’ er , im Geist gewinnend Stätigkeit
auf sich selbst das Gemüth heftend, und irgend etwas denkend nicht;
wohin, wohin herumirret das unstät leicht bewegliche,
von da, von da zurückführ’ er es in des Innern Selbst Gewalt.
Den Vertieften, Stillsinnigen der Wonnen höchste dann besucht,
Dem Irdischkeit die Ruh nicht stört, den reinen, gottgewordenen.
Der sich der Vertiefung Widmende soll in einer menschenfernen reinen Gegend einen auf einen nicht zu hohen und nicht zu niedrigen, mit Thierfellen und Opfergras (Kusa, poa cynosuroides nach Wilson) bedeckten Sitz haben, Hals und Nacken unbewegt, den Körper im Gleichgewicht halten, den Odem hoch in das Haupt zurückziehen, und gleichmässig durch die Nasenlöcher aus- und einhauchen, nirgends umherblickend, seine Augen gegen die Mitte der Augenbrauen und die Spitze der Nase richten, und den geheimnissvollen, dreibuchstabigen Namen der Gottheit, Om!, aussprechen. Der Anhänger der Yogalehre, der in Gott Vertiefte und bei Gott Angekommene hasst Niemand, ist aller Geschöpfe Freund und auf das Wohl Aller bedacht; Keiner, der gerecht gehandelt hat, sei er auch nicht von vollendeter Weisheit, geht verloren. Die Bhagavad-Gítá singt: „Denn alles Thun von Schuld umhüllt, wie Feuers Lodern ist von Rauch.“ 1)

1) Aehnlich heisst es in den Sprüchen Salomo’s 20, 9: „Wer ist, der sagen kann: Mein Herz ist rein, Ich bin von Sünden frei?“ – Das Buch Hiob 14, 4 ruft: „Wer will einen Reinen finden bei Unreinen? Niemand.“
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 hoch in das Haupt zurückziehen, und gleichmässig durch die Nasenlöcher aus- und einhauchen, nirgends
 umherblickend, seine Augen gegen die Mitte der Augenbrauen und die Spitze der Nase richten, und den
 geheimnissvollen, dreibuchstabigen Namen der Gottheit, Om!, aussprechen. Der Anhänger der Yogalehre,
 der in Gott Vertiefte und bei Gott Angekommene hasst Niemand, ist aller Geschöpfe Freund und auf das
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[570/0586] Wie Lampe, frei von Windwehen, nicht sich reget, dess Gleichniss ist der Vertiefte, der festsinnig, vertieft in Selbstvertiefung sich. Da, wo, gehemmt, des Geist’s Denken durch der Vertiefung Uebung ruht, wo allein durch sieh selbst sein Selbst schauend in sich, der Mensch sich freut, endlose Wonne, fühlbare dem Geist nur, übersinnliche kennet, und stätig ausdauernd, niemals von ew’ger Wahrheit wankt, wo, dies erreichend, nicht anders er achtet diesem vorzuziehn, und wo Unglück nicht, auch schweres, erschüttert mehr den Sterbenden, diese, des Schmerzgefühls Lösung, wisse, Vertiefung wird genannt. In Vertiefung der Mensch muss so vertiefen, sinnentfremdet, sich, tilgend jeder Begier Streben, von Eigenwillens Sucht erzeugt, der Sinne Innbegriff bändgend mit dem Gemüthe ganz und gar. So strebend nach und nach ruh’ er , im Geist gewinnend Stätigkeit auf sich selbst das Gemüth heftend, und irgend etwas denkend nicht; wohin, wohin herumirret das unstät leicht bewegliche, von da, von da zurückführ’ er es in des Innern Selbst Gewalt. Den Vertieften, Stillsinnigen der Wonnen höchste dann besucht, Dem Irdischkeit die Ruh nicht stört, den reinen, gottgewordenen. Der sich der Vertiefung Widmende soll in einer menschenfernen reinen Gegend einen auf einen nicht zu hohen und nicht zu niedrigen, mit Thierfellen und Opfergras (Kusa, poa cynosuroides nach Wilson) bedeckten Sitz haben, Hals und Nacken unbewegt, den Körper im Gleichgewicht halten, den Odem hoch in das Haupt zurückziehen, und gleichmässig durch die Nasenlöcher aus- und einhauchen, nirgends umherblickend, seine Augen gegen die Mitte der Augenbrauen und die Spitze der Nase richten, und den geheimnissvollen, dreibuchstabigen Namen der Gottheit, Om!, aussprechen. Der Anhänger der Yogalehre, der in Gott Vertiefte und bei Gott Angekommene hasst Niemand, ist aller Geschöpfe Freund und auf das Wohl Aller bedacht; Keiner, der gerecht gehandelt hat, sei er auch nicht von vollendeter Weisheit, geht verloren. Die Bhagavad-Gítá singt: „Denn alles Thun von Schuld umhüllt, wie Feuers Lodern ist von Rauch.“ 1) 1) Aehnlich heisst es in den Sprüchen Salomo’s 20, 9: „Wer ist, der sagen kann: Mein Herz ist rein, Ich bin von Sünden frei?“ – Das Buch Hiob 14, 4 ruft: „Wer will einen Reinen finden bei Unreinen? Niemand.“

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/586>, abgerufen am 22.11.2024.