Zarathustra selbst in den Gathas I. 30, seinen
grossen Gedanken dahin aus:
3. "Von Anbeginn gibt es ein Zwillingspaar, zwei Geister, jeder von eigener Thätigkeit; sie
sind das Gute und das Böse in Gedanken, Wort und That. Wählt unter beiden, seid gut, nicht
bös!"
5. "Von diesen beiden Geistern wählt einen, entweder den lügnerischen, das Schlimmste
vollbringenden, oder den wahren heiligsten Geist. Wer Jenen wählt, erwählt das härteste Loos, wer
diesen, verehrt den Ahuramazda gläubig und in der Wahrheit durch seine Thaten."
Da auch nach der Religion oder vielmehr nach der religiösen Reformation des Zarathustra die
Götter und mit ihnen die Menschen wesentlich Kämpfer und Streiter waren, behielten die alten Licht-
und Wolkengottheiten zwar die Bewaffnung bei, aber der Gegenstand und das Ziel des Kampfes und des
Sieges wurde ein anderer und höherer indem nun von den Göttern in den Gestalten der Schlange (des
Blitzes und des Ahriman), des Drachen, des Löwen und anderer mythischen Thiere das sittlich Böse und
Unwahre oder die Lüge bezwungen und getödtet werden. Solche sittliche Kämpfe der Götter und der
Menschen, besonders der Könige, gegen die ahrimanischen, typhonischen und teuflischen Thiere finden
sich vielfach auf den Mauern von Persepolis, zu Ninive und andern Orten, sowie auf vielen
aufgefundenen persischen und assyrischen Denkmälern, namentlich aber auf den durch das ganze frühere
römische Reich verbreiteten und erhaltenen Mithradenkmälern. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass
solche Götter- und Menschenkämpfe mit den symbolischen Thieren des Bösen gleichfalls auf den
assyrisch-babylonischen Wand- und Fussteppichen, auf den Gewändern der Könige und der Priester bei
den Assyriern, Medern und Persern abgebildet, gestickt gewesen seien. Der Lohn der menschlichen
Kämpfer des Zoroaster, der Lichtstreiter, konnte nicht der Himmel des deutschen Odhin und des
indischen Indra, ein Zech- und Kampfesplatz, ein Königshof sein, sondern musste ein rein ethischer
und geistiger werden und wurde indem dem Reinen und Guten der Eingang in das ewige Licht und Leben,
die lichtvolle Unsterblichkeit ver-
Zarathustra selbst in den Gâthâs I. 30, seinen
grossen Gedanken dahin aus:
3. „Von Anbeginn gibt es ein Zwillingspaar, zwei Geister, jeder von eigener Thätigkeit; sie
sind das Gute und das Böse in Gedanken, Wort und That. Wählt unter beiden, seid gut, nicht
bös!“
5. „Von diesen beiden Geistern wählt einen, entweder den lügnerischen, das Schlimmste
vollbringenden, oder den wahren heiligsten Geist. Wer Jenen wählt, erwählt das härteste Loos, wer
diesen, verehrt den Ahuramazda gläubig und in der Wahrheit durch seine Thaten.“
Da auch nach der Religion oder vielmehr nach der religiösen Reformation des Zarathustra die
Götter und mit ihnen die Menschen wesentlich Kämpfer und Streiter waren, behielten die alten Licht-
und Wolkengottheiten zwar die Bewaffnung bei, aber der Gegenstand und das Ziel des Kampfes und des
Sieges wurde ein anderer und höherer indem nun von den Göttern in den Gestalten der Schlange (des
Blitzes und des Ahriman), des Drachen, des Löwen und anderer mythischen Thiere das sittlich Böse und
Unwahre oder die Lüge bezwungen und getödtet werden. Solche sittliche Kämpfe der Götter und der
Menschen, besonders der Könige, gegen die ahrimanischen, typhonischen und teuflischen Thiere finden
sich vielfach auf den Mauern von Persepolis, zu Ninive und andern Orten, sowie auf vielen
aufgefundenen persischen und assyrischen Denkmälern, namentlich aber auf den durch das ganze frühere
römische Reich verbreiteten und erhaltenen Mithradenkmälern. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass
solche Götter- und Menschenkämpfe mit den symbolischen Thieren des Bösen gleichfalls auf den
assyrisch-babylonischen Wand- und Fussteppichen, auf den Gewändern der Könige und der Priester bei
den Assyriern, Medern und Persern abgebildet, gestickt gewesen seien. Der Lohn der menschlichen
Kämpfer des Zoroaster, der Lichtstreiter, konnte nicht der Himmel des deutschen Odhin und des
indischen Indra, ein Zech- und Kampfesplatz, ein Königshof sein, sondern musste ein rein ethischer
und geistiger werden und wurde indem dem Reinen und Guten der Eingang in das ewige Licht und Leben,
die lichtvolle Unsterblichkeit ver-
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Zarathustra selbst in den Gâthâs I. 30, seinen
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Götter und mit ihnen die Menschen wesentlich Kämpfer und Streiter waren, behielten die alten Licht-
und Wolkengottheiten zwar die Bewaffnung bei, aber der Gegenstand und das Ziel des Kampfes und des
Sieges wurde ein anderer und höherer indem nun von den Göttern in den Gestalten der Schlange (des
Blitzes und des Ahriman), des Drachen, des Löwen und anderer mythischen Thiere das sittlich Böse und
Unwahre oder die Lüge bezwungen und getödtet werden. Solche sittliche Kämpfe der Götter und der
Menschen, besonders der Könige, gegen die ahrimanischen, typhonischen und teuflischen Thiere finden
sich vielfach auf den Mauern von Persepolis, zu Ninive und andern Orten, sowie auf vielen
aufgefundenen persischen und assyrischen Denkmälern, namentlich aber auf den durch das ganze frühere
römische Reich verbreiteten und erhaltenen Mithradenkmälern. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass
solche Götter- und Menschenkämpfe mit den symbolischen Thieren des Bösen gleichfalls auf den
assyrisch-babylonischen Wand- und Fussteppichen, auf den Gewändern der Könige und der Priester bei
den Assyriern, Medern und Persern abgebildet, gestickt gewesen seien. Der Lohn der menschlichen
Kämpfer des Zoroaster, der Lichtstreiter, konnte nicht der Himmel des deutschen Odhin und des
indischen Indra, ein Zech- und Kampfesplatz, ein Königshof sein, sondern musste ein rein ethischer
und geistiger werden und wurde indem dem Reinen und Guten der Eingang in das ewige Licht und Leben,
die lichtvolle Unsterblichkeit ver-
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[40/0056]
Zarathustra selbst in den Gâthâs I. 30, seinen grossen Gedanken dahin aus:
3. „Von Anbeginn gibt es ein Zwillingspaar, zwei Geister, jeder von eigener Thätigkeit; sie sind das Gute und das Böse in Gedanken, Wort und That. Wählt unter beiden, seid gut, nicht bös!“
5. „Von diesen beiden Geistern wählt einen, entweder den lügnerischen, das Schlimmste vollbringenden, oder den wahren heiligsten Geist. Wer Jenen wählt, erwählt das härteste Loos, wer diesen, verehrt den Ahuramazda gläubig und in der Wahrheit durch seine Thaten.“
Da auch nach der Religion oder vielmehr nach der religiösen Reformation des Zarathustra die Götter und mit ihnen die Menschen wesentlich Kämpfer und Streiter waren, behielten die alten Licht- und Wolkengottheiten zwar die Bewaffnung bei, aber der Gegenstand und das Ziel des Kampfes und des Sieges wurde ein anderer und höherer indem nun von den Göttern in den Gestalten der Schlange (des Blitzes und des Ahriman), des Drachen, des Löwen und anderer mythischen Thiere das sittlich Böse und Unwahre oder die Lüge bezwungen und getödtet werden. Solche sittliche Kämpfe der Götter und der Menschen, besonders der Könige, gegen die ahrimanischen, typhonischen und teuflischen Thiere finden sich vielfach auf den Mauern von Persepolis, zu Ninive und andern Orten, sowie auf vielen aufgefundenen persischen und assyrischen Denkmälern, namentlich aber auf den durch das ganze frühere römische Reich verbreiteten und erhaltenen Mithradenkmälern. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass solche Götter- und Menschenkämpfe mit den symbolischen Thieren des Bösen gleichfalls auf den assyrisch-babylonischen Wand- und Fussteppichen, auf den Gewändern der Könige und der Priester bei den Assyriern, Medern und Persern abgebildet, gestickt gewesen seien. Der Lohn der menschlichen Kämpfer des Zoroaster, der Lichtstreiter, konnte nicht der Himmel des deutschen Odhin und des indischen Indra, ein Zech- und Kampfesplatz, ein Königshof sein, sondern musste ein rein ethischer und geistiger werden und wurde indem dem Reinen und Guten der Eingang in das ewige Licht und Leben, die lichtvolle Unsterblichkeit ver-
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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