Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.sehr thätigen Werbe- oder Keilsysteme bezüglich der neu ankommenden Studirenden, um dieselben für ihre Verbindung zu gewinnen. Zum Mitgliede dieser Landsmannschaften' wurde der Fuchs durch ein Bad gemacht, welches er in einem öffentlichen Bade nehmen musste und wohin er in einem feierlichen Stuadentenzuge gebracht wurde. Dass hierbei die eleusinischen Weihegebräuche und Bäder und überhaupt die dem ganzen Alterthum eigenen Ansichten über die Reinigungen und Sühnungen durch Wasser eingewirkt haben, ist unnöthig besonders hervorgehoben zu worden; auffallend aber ist die Uebereinstimmung der Aufnahme in die atheniensischen Studentenverbindungen mit der ähnlichen Aufnahme in den englischen Ritterorden vom Bade, mit den Gesellentaufen und mit der Johanneischen Flusstaufe, welcher sich selbst Christus unterzogen hatte. Es scheint, dass man bei dieser Art Fuchstaufe dem Eingeweihten, wenigstens wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hatte, noch ein besonderes Abzeichen gab, eine Art Mantel oder Ueberwurf, gleichsam den spätern Rittermantel. Dieser Brauch der Studentenweihe beschränkte sich jedoch nicht auf die Sophistenschule zu Athen, sondern war auch in den Rechtsschulen zu Constantinopel und Berytus üblich und unter den Rhetoren zuKarthago scheint er stürmische Vertreter gehabt zu haben. Vergeblich suchte schon der Kaiser Justinian und fast zwei Jahrhunderte nach ihm im J. 706 eine Kirchenversammlung diesem mit vielen Excessen verbundenen Studentenmissbrauche zu steuern.1) Da das wissenschaftliche Studiren, die wissenschaftlichen Anstalten in Griechenland mit Pythagoras aufgekommen sind, könnten diese griechischen Studentenweihen des 4. Jahrhunderts und der darauf folgenden Zeiten auch ein Nachklang der pythagoräischen Schuleinrichtungen sein. Auch in den Mithrasdienst wurden die nach strengen Prüfungen für würdig Befundenen durch eine Wassertaufe eigentlich aufgenommen. Die Kindertaufe kommt schon bei den Parsen und Indern vor; der Parse brachte sein Kind dem Priester, der sich mit ihm vor den Feueraltar stellte und es dann mit Wasser 1) Schade, S. 319.
sehr thätigen Werbe- oder Keilsysteme bezüglich der neu ankommenden Studirenden, um dieselben für ihre Verbindung zu gewinnen. Zum Mitgliede dieser Landsmannschaften’ wurde der Fuchs durch ein Bad gemacht, welches er in einem öffentlichen Bade nehmen musste und wohin er in einem feierlichen Stuadentenzuge gebracht wurde. Dass hierbei die eleusinischen Weihegebräuche und Bäder und überhaupt die dem ganzen Alterthum eigenen Ansichten über die Reinigungen und Sühnungen durch Wasser eingewirkt haben, ist unnöthig besonders hervorgehoben zu worden; auffallend aber ist die Uebereinstimmung der Aufnahme in die atheniensischen Studentenverbindungen mit der ähnlichen Aufnahme in den englischen Ritterorden vom Bade, mit den Gesellentaufen und mit der Johanneischen Flusstaufe, welcher sich selbst Christus unterzogen hatte. Es scheint, dass man bei dieser Art Fuchstaufe dem Eingeweihten, wenigstens wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hatte, noch ein besonderes Abzeichen gab, eine Art Mantel oder Ueberwurf, gleichsam den spätern Rittermantel. Dieser Brauch der Studentenweihe beschränkte sich jedoch nicht auf die Sophistenschule zu Athen, sondern war auch in den Rechtsschulen zu Constantinopel und Berytus üblich und unter den Rhetoren zuKarthago scheint er stürmische Vertreter gehabt zu haben. Vergeblich suchte schon der Kaiser Justinian und fast zwei Jahrhunderte nach ihm im J. 706 eine Kirchenversammlung diesem mit vielen Excessen verbundenen Studentenmissbrauche zu steuern.1) Da das wissenschaftliche Studiren, die wissenschaftlichen Anstalten in Griechenland mit Pythagoras aufgekommen sind, könnten diese griechischen Studentenweihen des 4. Jahrhunderts und der darauf folgenden Zeiten auch ein Nachklang der pythagoräischen Schuleinrichtungen sein. Auch in den Mithrasdienst wurden die nach strengen Prüfungen für würdig Befundenen durch eine Wassertaufe eigentlich aufgenommen. Die Kindertaufe kommt schon bei den Parsen und Indern vor; der Parse brachte sein Kind dem Priester, der sich mit ihm vor den Feueraltar stellte und es dann mit Wasser 1) Schade, S. 319.
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sehr thätigen Werbe- oder Keilsysteme bezüglich der neu ankommenden Studirenden, um dieselben für ihre Verbindung zu gewinnen. Zum Mitgliede dieser Landsmannschaften’ wurde der Fuchs durch ein Bad gemacht, welches er in einem öffentlichen Bade nehmen musste und wohin er in einem feierlichen Stuadentenzuge gebracht wurde. Dass hierbei die eleusinischen Weihegebräuche und Bäder und überhaupt die dem ganzen Alterthum eigenen Ansichten über die Reinigungen und Sühnungen durch Wasser eingewirkt haben, ist unnöthig besonders hervorgehoben zu worden; auffallend aber ist die Uebereinstimmung der Aufnahme in die atheniensischen Studentenverbindungen mit der ähnlichen Aufnahme in den englischen Ritterorden vom Bade, mit den Gesellentaufen und mit der Johanneischen Flusstaufe, welcher sich selbst Christus unterzogen hatte. Es scheint, dass man bei dieser Art Fuchstaufe dem Eingeweihten, wenigstens wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hatte, noch ein besonderes Abzeichen gab, eine Art Mantel oder Ueberwurf, gleichsam den spätern Rittermantel. Dieser Brauch der Studentenweihe beschränkte sich jedoch nicht auf die Sophistenschule zu Athen, sondern war auch in den Rechtsschulen zu Constantinopel und Berytus üblich und unter den Rhetoren zuKarthago scheint er stürmische Vertreter gehabt zu haben. Vergeblich suchte schon der Kaiser Justinian und fast zwei Jahrhunderte nach ihm im J. 706 eine Kirchenversammlung diesem mit vielen Excessen verbundenen Studentenmissbrauche zu steuern. 1) Da das wissenschaftliche Studiren, die wissenschaftlichen Anstalten in Griechenland mit Pythagoras aufgekommen sind, könnten diese griechischen Studentenweihen des 4. Jahrhunderts und der darauf folgenden Zeiten auch ein Nachklang der pythagoräischen Schuleinrichtungen sein. Auch in den Mithrasdienst wurden die nach strengen Prüfungen für würdig Befundenen durch eine Wassertaufe eigentlich aufgenommen. Die Kindertaufe kommt schon bei den Parsen und Indern vor; der Parse brachte sein Kind dem Priester, der sich mit ihm vor den Feueraltar stellte und es dann mit Wasser
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/507>, abgerufen am 16.07.2024. |