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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Schuhe trägt man in dem Morgenlande nur auf staubigem, unreinem Boden und sie haben dort zugleich den Nebenbegriff des Stolzes; der Mensch aber soll rein und demüthig vor Gott erscheinen, soll alles Irdische und Eitele ablegen, wenn er das Himmlische und Ewige, das reine und ewige Licht suchen und umfassen will. Noch heute ist es den parsischen Priestern daher verboten, an den Feuerorten, in den Tempeln des heiligen Feuers (Dadgah 1)) Schuhe zu tragen; man bedient sich der Sandalen oder Pantoffeln. Die müssen rasch angezogen werden, während man die Schuhe vor der Thüre lässt, indem bekanntlich es den Parsen verboten ist, drei Schritte ohne Fussbekleidung zu gehen.2) Ebenso ziehen die schon berührten Jezidi, die Teufelsanbeter, bei Mosul in dem alten Assyrien die Schuhe aus, wenn sie den innern Raum ihres heiligen Grabes betreten.3) Ferner ziehen noch heute in der Sinaihalbinsel die Beduinen, wie Moses, zum Zeichen der Verehrung, die Sandalen ab.4) Als Moses zu dem flammenden Dornbusche hinzutreten will, ruft ihm die Stimme Gottes zu: Nahe nicht herzu, ziehe deine Schuhe aus von deinen Füssen, denn der Ort, darauf da stehest, ist ein heiliger Boden" (2. Mos. 3, 5). - Derselbe Befehl wird Josua wiederholt, als ihm bei Jericho der Engel Gottes erschien (Josua 5, 15). Von dem Propheten Jesaias heisst es, - er sei drei Jahre barfuss und ohne Schuhe einhergegangen (Jes. 20, 39), wie denn überhaupt die ägyptischen Priester barfuss gingen, wenn sie ihre Dienste im Heiligthum verrichteten. Ebenso gingen barfuss die Priester des Melkarth zu Karthago und Gades. - die Druiden, weshalb dieselben Strabo [fremdsprachliches Material], die barfüssigen nennt,5) - die altersgrauen, wahrsagenden Priesterinnen der Kimbern,6) - Alle, die in den Tempel der Brito-

1) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. LXIV. ff.
2) Röth, Geschichte unserer abendländ. Philosophie, II. S. 496.
3) Meissner, Layard's populärer Bericht, S. 121.
4) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 440.
5) Walther, keltische Alterthümer, S. 113 u. 150.
6) Vergl. namentlich die Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. III. S. 68, woselbst der Anzug zweier solcher ausgegrabenen keltischen Priesterinnen mit weissem Gewande und blossen Füssen, auch mit sieben Haarnadeln bei der einen, mit Abbildungen beschrieben wird.

Schuhe trägt man in dem Morgenlande nur auf staubigem, unreinem Boden und sie haben dort zugleich den Nebenbegriff des Stolzes; der Mensch aber soll rein und demüthig vor Gott erscheinen, soll alles Irdische und Eitele ablegen, wenn er das Himmlische und Ewige, das reine und ewige Licht suchen und umfassen will. Noch heute ist es den parsischen Priestern daher verboten, an den Feuerorten, in den Tempeln des heiligen Feuers (Dâdgâh 1)) Schuhe zu tragen; man bedient sich der Sandalen oder Pantoffeln. Die müssen rasch angezogen werden, während man die Schuhe vor der Thüre lässt, indem bekanntlich es den Parsen verboten ist, drei Schritte ohne Fussbekleidung zu gehen.2) Ebenso ziehen die schon berührten Jezidi, die Teufelsanbeter, bei Mosul in dem alten Assyrien die Schuhe aus, wenn sie den innern Raum ihres heiligen Grabes betreten.3) Ferner ziehen noch heute in der Sinaihalbinsel die Beduinen, wie Moses, zum Zeichen der Verehrung, die Sandalen ab.4) Als Moses zu dem flammenden Dornbusche hinzutreten will, ruft ihm die Stimme Gottes zu: Nahe nicht herzu, ziehe deine Schuhe aus von deinen Füssen, denn der Ort, darauf da stehest, ist ein heiliger Boden“ (2. Mos. 3, 5). – Derselbe Befehl wird Josua wiederholt, als ihm bei Jericho der Engel Gottes erschien (Josua 5, 15). Von dem Propheten Jesaias heisst es, – er sei drei Jahre barfuss und ohne Schuhe einhergegangen (Jes. 20, 39), wie denn überhaupt die ägyptischen Priester barfuss gingen, wenn sie ihre Dienste im Heiligthum verrichteten. Ebenso gingen barfuss die Priester des Melkarth zu Karthago und Gades. – die Druiden, weshalb dieselben Strabo [fremdsprachliches Material], die barfüssigen nennt,5) – die altersgrauen, wahrsagenden Priesterinnen der Kimbern,6) – Alle, die in den Tempel der Brito-

1) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. LXIV. ff.
2) Röth, Geschichte unserer abendländ. Philosophie, II. S. 496.
3) Meissner, Layard’s populärer Bericht, S. 121.
4) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 440.
5) Walther, keltische Alterthümer, S. 113 u. 150.
6) Vergl. namentlich die Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. III. S. 68, woselbst der Anzug zweier solcher ausgegrabenen keltischen Priesterinnen mit weissem Gewande und blossen Füssen, auch mit sieben Haarnadeln bei der einen, mit Abbildungen beschrieben wird.
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 und sie haben dort zugleich den Nebenbegriff des Stolzes; der Mensch aber soll rein und demüthig vor
 Gott erscheinen, soll alles Irdische und Eitele ablegen, wenn er das Himmlische und Ewige, das reine
 und ewige Licht suchen und umfassen will. Noch heute ist es den parsischen Priestern daher verboten,
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[447/0463] Schuhe trägt man in dem Morgenlande nur auf staubigem, unreinem Boden und sie haben dort zugleich den Nebenbegriff des Stolzes; der Mensch aber soll rein und demüthig vor Gott erscheinen, soll alles Irdische und Eitele ablegen, wenn er das Himmlische und Ewige, das reine und ewige Licht suchen und umfassen will. Noch heute ist es den parsischen Priestern daher verboten, an den Feuerorten, in den Tempeln des heiligen Feuers (Dâdgâh 1)) Schuhe zu tragen; man bedient sich der Sandalen oder Pantoffeln. Die müssen rasch angezogen werden, während man die Schuhe vor der Thüre lässt, indem bekanntlich es den Parsen verboten ist, drei Schritte ohne Fussbekleidung zu gehen. 2) Ebenso ziehen die schon berührten Jezidi, die Teufelsanbeter, bei Mosul in dem alten Assyrien die Schuhe aus, wenn sie den innern Raum ihres heiligen Grabes betreten. 3) Ferner ziehen noch heute in der Sinaihalbinsel die Beduinen, wie Moses, zum Zeichen der Verehrung, die Sandalen ab. 4) Als Moses zu dem flammenden Dornbusche hinzutreten will, ruft ihm die Stimme Gottes zu: Nahe nicht herzu, ziehe deine Schuhe aus von deinen Füssen, denn der Ort, darauf da stehest, ist ein heiliger Boden“ (2. Mos. 3, 5). – Derselbe Befehl wird Josua wiederholt, als ihm bei Jericho der Engel Gottes erschien (Josua 5, 15). Von dem Propheten Jesaias heisst es, – er sei drei Jahre barfuss und ohne Schuhe einhergegangen (Jes. 20, 39), wie denn überhaupt die ägyptischen Priester barfuss gingen, wenn sie ihre Dienste im Heiligthum verrichteten. Ebenso gingen barfuss die Priester des Melkarth zu Karthago und Gades. – die Druiden, weshalb dieselben Strabo _ , die barfüssigen nennt, 5) – die altersgrauen, wahrsagenden Priesterinnen der Kimbern, 6) – Alle, die in den Tempel der Brito- 1) Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. LXIV. ff. 2) Röth, Geschichte unserer abendländ. Philosophie, II. S. 496. 3) Meissner, Layard’s populärer Bericht, S. 121. 4) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 440. 5) Walther, keltische Alterthümer, S. 113 u. 150. 6) Vergl. namentlich die Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. III. S. 68, woselbst der Anzug zweier solcher ausgegrabenen keltischen Priesterinnen mit weissem Gewande und blossen Füssen, auch mit sieben Haarnadeln bei der einen, mit Abbildungen beschrieben wird.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/463>, abgerufen am 25.11.2024.