Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.in der Sage des Dädalos, der mit dem phönicischen Minos auf Creta in Verbindung gebracht wird und den Griechen der Erfinder fast aller Handwerke und Werkzeuge ist, ausgedrückt, dass auf Creta bei den Phöniciern schon in alter Zeit Technik und Kunst geblüht, und die Phönicier den Hellenen die Anfänge technischer Fertigkeit gebracht haben. Denselben Sinn legt Dunker den griechischen Sagen von den Telchinen und den Daktylen zu Lemnos bei; die Phönicier haben den Bergbau und die Bearbeitung der Metalle in Griechenland und besonders auf den Inseln Creta, Lemnos, Samothrace und Thasos eingeführt. Auch Weber, die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung § 35, ist der Ansicht, dass ein früher Verkehr zwischen Griechenland (Pelasgern) und Asien und Aegypten bestanden haben müsse wegen der Aehnlichkeit ihrer Bildung und religiösen Einrichtungen. Deshalb wird auch von den Griechen dem phönicischen Kadmos, dem Gründer der Burg Kadmeia zu Theben in Böotien, die Erfindung des Gebrauches eherner Waffen und der Buchstaben, welche letztere daher die Kadmeischen genannt werden, zugeschrieben. Selbst in der griechischen Baukunst, in dem griechischen Baustyle zeigten sich die durch die Phönicier zugeführten assyrisch-babylonischen Stickereien und Webereien wirksam und demselben ist die Ornamentation des sogen. Stickereistyles, besonders auch die Arabeske nachgeahmt. 1) Ferner ist die ionische Säulenvolute nur aus dem ähnlichen siebenblätterigen Blatte des assyrisch-babylonischen Lebensbaumes als eines Säulenschmuckes hervorgegangen. Semper, der Styl I. S. 383, sagt in dieser Hinsicht: "Das ionische Volutenkapitäl, welches auf allgemein bekannten Darstellungen assyrischer Bauwerke vorkommt und in vollkommenster Durchbildung sich an einem Elfenbeinbruchstücke unter den assyrischen Reliquien des britischen Museums zeigt, hat meiner Ueberzeugung nach seinen Ursprung aus dem Volutenkelche des (assyrischen) heiligen Baumes." 2) - Ein anderer Theil der technischen 1) Semper, Styl I. S. 348. 2) Hiermit stimmt ganz
zusammen Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 291 ff.
in der Sage des Dädalos, der mit dem phönicischen Minos auf Creta in Verbindung gebracht wird und den Griechen der Erfinder fast aller Handwerke und Werkzeuge ist, ausgedrückt, dass auf Creta bei den Phöniciern schon in alter Zeit Technik und Kunst geblüht, und die Phönicier den Hellenen die Anfänge technischer Fertigkeit gebracht haben. Denselben Sinn legt Dunker den griechischen Sagen von den Telchinen und den Daktylen zu Lemnos bei; die Phönicier haben den Bergbau und die Bearbeitung der Metalle in Griechenland und besonders auf den Inseln Creta, Lemnos, Samothrace und Thasos eingeführt. Auch Weber, die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung § 35, ist der Ansicht, dass ein früher Verkehr zwischen Griechenland (Pelasgern) und Asien und Aegypten bestanden haben müsse wegen der Aehnlichkeit ihrer Bildung und religiösen Einrichtungen. Deshalb wird auch von den Griechen dem phönicischen Kadmos, dem Gründer der Burg Kadmeia zu Theben in Böotien, die Erfindung des Gebrauches eherner Waffen und der Buchstaben, welche letztere daher die Kadmeischen genannt werden, zugeschrieben. Selbst in der griechischen Baukunst, in dem griechischen Baustyle zeigten sich die durch die Phönicier zugeführten assyrisch-babylonischen Stickereien und Webereien wirksam und demselben ist die Ornamentation des sogen. Stickereistyles, besonders auch die Arabeske nachgeahmt. 1) Ferner ist die ionische Säulenvolute nur aus dem ähnlichen siebenblätterigen Blatte des assyrisch-babylonischen Lebensbaumes als eines Säulenschmuckes hervorgegangen. Semper, der Styl I. S. 383, sagt in dieser Hinsicht: „Das ionische Volutenkapitäl, welches auf allgemein bekannten Darstellungen assyrischer Bauwerke vorkommt und in vollkommenster Durchbildung sich an einem Elfenbeinbruchstücke unter den assyrischen Reliquien des britischen Museums zeigt, hat meiner Ueberzeugung nach seinen Ursprung aus dem Volutenkelche des (assyrischen) heiligen Baumes.“ 2) – Ein anderer Theil der technischen 1) Semper, Styl I. S. 348. 2) Hiermit stimmt ganz
zusammen Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 291 ff.
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in der Sage des Dädalos, der mit dem phönicischen Minos auf Creta in Verbindung gebracht wird und den Griechen der Erfinder fast aller Handwerke und Werkzeuge ist, ausgedrückt, dass auf Creta bei den Phöniciern schon in alter Zeit Technik und Kunst geblüht, und die Phönicier den Hellenen die Anfänge technischer Fertigkeit gebracht haben. Denselben Sinn legt Dunker den griechischen Sagen von den Telchinen und den Daktylen zu Lemnos bei; die Phönicier haben den Bergbau und die Bearbeitung der Metalle in Griechenland und besonders auf den Inseln Creta, Lemnos, Samothrace und Thasos eingeführt. Auch Weber, die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung § 35, ist der Ansicht, dass ein früher Verkehr zwischen Griechenland (Pelasgern) und Asien und Aegypten bestanden haben müsse wegen der Aehnlichkeit ihrer Bildung und religiösen Einrichtungen. Deshalb wird auch von den Griechen dem phönicischen Kadmos, dem Gründer der Burg Kadmeia zu Theben in Böotien, die Erfindung des Gebrauches eherner Waffen und der Buchstaben, welche letztere daher die Kadmeischen genannt werden, zugeschrieben. Selbst in der griechischen Baukunst, in dem griechischen Baustyle zeigten sich die durch die Phönicier zugeführten assyrisch-babylonischen Stickereien und Webereien wirksam und demselben ist die Ornamentation des sogen. Stickereistyles, besonders auch die Arabeske nachgeahmt. 1) Ferner ist die ionische Säulenvolute nur aus dem ähnlichen siebenblätterigen Blatte des assyrisch-babylonischen Lebensbaumes als eines Säulenschmuckes hervorgegangen. Semper, der Styl I. S. 383, sagt in dieser Hinsicht: „Das ionische Volutenkapitäl, welches auf allgemein bekannten Darstellungen assyrischer Bauwerke vorkommt und in vollkommenster Durchbildung sich an einem Elfenbeinbruchstücke unter den assyrischen Reliquien des britischen Museums zeigt, hat meiner Ueberzeugung nach seinen Ursprung aus dem Volutenkelche des (assyrischen) heiligen Baumes.“ 2) – Ein anderer Theil der technischen
1) Semper, Styl I. S. 348.
2) Hiermit stimmt ganz zusammen Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 291 ff.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/45>, abgerufen am 16.02.2025. |