Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

XXIII.
Das Symbol der Fessel.

Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: "Wie wurdet ihr vorbereitet, Bruder-" der Aufzunehmende:

"Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der Folge für einen Bruder erkannte."

Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: "Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei den Essenern eingeführt war, und


XXIII.
Das Symbol der Fessel.

Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: „Wie wurdet ihr vorbereitet, Bruder-“ der Aufzunehmende:

„Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der Folge für einen Bruder erkannte.“

Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: „Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei den Essenern eingeführt war, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0347" n="331"/><lb/>
        <head>XXIII.<lb/>
Das Symbol der Fessel.</head><lb/>
        <p>Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in
 der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug
 auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches
 Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass
 auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden
 seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: &#x201E;Wie wurdet ihr vorbereitet,
 Bruder-&#x201C; der Aufzunehmende:</p>
        <cit rendition="#et">
          <quote> &#x201E;Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls
 beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge
 geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der
 Folge für einen Bruder erkannte.&#x201C; </quote>
        </cit>
        <p> Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer
 Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in
 vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen
 lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische
 Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die
 Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: &#x201E;Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder
 einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der
 sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei
 den Essenern eingeführt war, und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0347] XXIII. Das Symbol der Fessel. Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: „Wie wurdet ihr vorbereitet, Bruder-“ der Aufzunehmende: „Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der Folge für einen Bruder erkannte.“ Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: „Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei den Essenern eingeführt war, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/347
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/347>, abgerufen am 22.11.2024.