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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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der Menschheit und der Gottheit, wird die endliche Frage gewiss nicht ausbleiben: "Was ist das Ziel, das Ende unseres Bauens und unserer Mühen?" Jetzt ist der milde Geselle an der Pforte der Meisterloge angelangt und aus ihr erhält er auf seine Frage die dumpfe Antwort: "Memento mori; du wirst sterben, dein Ziel ist das Grab!" Dass die höchste Maurerei, die königlichste Kunst nicht die Kunst des Lebens, sondern die Kunst des Leidens und Sterbens sei, erfährt in seinem Sarkophage der Maurermeister und wohl ihm, wenn er diese schwere Meisterschaft sich errungen und leiden und sterben gelernt hat. Die Maurerei in ihrer tiefsten Bedeutung ist also die Lehre vom Tode, die Kunst des Duldens und Sterbens und Hiram ist hierin unser Lehrer, unser Vorbild. Das menschliche Leben wird von der Maurerei, wie in vielen Religionen des Alterthums, wie besonders in den Mysterien von Samothrace, von Aegypten, von Eleusis und selbst in der christlichen Religion, als eine erhabene Tragödie betrachtet und die Meisteraufnahme soll die symbolische Darstellung derselben sein. Die Meisteraufnahme ist die Gedächtnissfeier des Leidens und Sterbens des treuen Meisters Hiram. Gleich Hiram soll der Maurer in treuer Erfüllung seiner Pflichten und in unverbrüchlicher Bewahrung der ihm anvertrauten Geheimnisse sterben und sich die Meisterschaft, den Lohn durch das Opfer seines Lebens verdienen. Der Mauermeister ist allein der Geselle, welcher für seine Pflicht stirbt, welcher durch ein rechtes Leben in den Tod eingeht, welcher gleich einem siegreichen Helden die Schrecken des Todes überwunden hat. Der Maurergeselle lebte und baute, um den Tod nicht zu fürchten, um ruhig in das Grab steigen zu dürfen; der Tod des Maurergesellen ist seine schönste That, sein ruhmreicher Sieg. Auf dem Grabe des recht gestorbenen, des in die Meisterschaft eingegangenen Maurergesellen bleibt das Winkelmass, die gute That, das Licht zurück, und wenn die zurückgebliebenen BBr. jemals das Grab, den Leichnam des erschlagenen Meisters suchen und finden sollen, müssen sie es an dem davon ausgehenden Lichte entdecken. Vergessen die Maurer daher niemals das Winkelmass, die Tugend, das Licht, damit es als leuchtendes und schützendes Denk-

der Menschheit und der Gottheit, wird die endliche Frage gewiss nicht ausbleiben: „Was ist das Ziel, das Ende unseres Bauens und unserer Mühen?“ Jetzt ist der milde Geselle an der Pforte der Meisterloge angelangt und aus ihr erhält er auf seine Frage die dumpfe Antwort: „Memento mori; du wirst sterben, dein Ziel ist das Grab!“ Dass die höchste Maurerei, die königlichste Kunst nicht die Kunst des Lebens, sondern die Kunst des Leidens und Sterbens sei, erfährt in seinem Sarkophage der Maurermeister und wohl ihm, wenn er diese schwere Meisterschaft sich errungen und leiden und sterben gelernt hat. Die Maurerei in ihrer tiefsten Bedeutung ist also die Lehre vom Tode, die Kunst des Duldens und Sterbens und Hiram ist hierin unser Lehrer, unser Vorbild. Das menschliche Leben wird von der Maurerei, wie in vielen Religionen des Alterthums, wie besonders in den Mysterien von Samothrace, von Aegypten, von Eleusis und selbst in der christlichen Religion, als eine erhabene Tragödie betrachtet und die Meisteraufnahme soll die symbolische Darstellung derselben sein. Die Meisteraufnahme ist die Gedächtnissfeier des Leidens und Sterbens des treuen Meisters Hiram. Gleich Hiram soll der Maurer in treuer Erfüllung seiner Pflichten und in unverbrüchlicher Bewahrung der ihm anvertrauten Geheimnisse sterben und sich die Meisterschaft, den Lohn durch das Opfer seines Lebens verdienen. Der Mauermeister ist allein der Geselle, welcher für seine Pflicht stirbt, welcher durch ein rechtes Leben in den Tod eingeht, welcher gleich einem siegreichen Helden die Schrecken des Todes überwunden hat. Der Maurergeselle lebte und baute, um den Tod nicht zu fürchten, um ruhig in das Grab steigen zu dürfen; der Tod des Maurergesellen ist seine schönste That, sein ruhmreicher Sieg. Auf dem Grabe des recht gestorbenen, des in die Meisterschaft eingegangenen Maurergesellen bleibt das Winkelmass, die gute That, das Licht zurück, und wenn die zurückgebliebenen BBr. jemals das Grab, den Leichnam des erschlagenen Meisters suchen und finden sollen, müssen sie es an dem davon ausgehenden Lichte entdecken. Vergessen die Maurer daher niemals das Winkelmass, die Tugend, das Licht, damit es als leuchtendes und schützendes Denk-

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 Vorbild. Das menschliche Leben wird von der Maurerei, wie in vielen Religionen des Alterthums, wie
 besonders in den Mysterien von Samothrace, von Aegypten, von Eleusis und selbst in der christlichen
 Religion, als eine erhabene Tragödie betrachtet und die Meisteraufnahme soll die symbolische
 Darstellung derselben sein. Die Meisteraufnahme ist die Gedächtnissfeier des Leidens und Sterbens
 des treuen Meisters Hiram. Gleich Hiram soll der Maurer in treuer Erfüllung seiner Pflichten und in
 unverbrüchlicher Bewahrung der ihm anvertrauten Geheimnisse sterben und sich die Meisterschaft, den
 Lohn durch das Opfer seines Lebens verdienen. Der Mauermeister ist allein der Geselle, welcher für
 seine Pflicht stirbt, welcher durch ein rechtes Leben in den Tod eingeht, welcher gleich einem
 siegreichen Helden die Schrecken des Todes überwunden hat. Der Maurergeselle lebte und baute, um den
 Tod nicht zu fürchten, um ruhig in das Grab steigen zu dürfen; der Tod des Maurergesellen ist seine
 schönste That, sein ruhmreicher Sieg. Auf dem Grabe des recht gestorbenen, des in die Meisterschaft
 eingegangenen Maurergesellen bleibt das Winkelmass, die gute That, das Licht zurück, und wenn die
 zurückgebliebenen BBr. jemals das Grab, den Leichnam des erschlagenen Meisters suchen und finden
 sollen, müssen sie es an dem davon ausgehenden Lichte entdecken. Vergessen die Maurer daher niemals
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[328/0344] der Menschheit und der Gottheit, wird die endliche Frage gewiss nicht ausbleiben: „Was ist das Ziel, das Ende unseres Bauens und unserer Mühen?“ Jetzt ist der milde Geselle an der Pforte der Meisterloge angelangt und aus ihr erhält er auf seine Frage die dumpfe Antwort: „Memento mori; du wirst sterben, dein Ziel ist das Grab!“ Dass die höchste Maurerei, die königlichste Kunst nicht die Kunst des Lebens, sondern die Kunst des Leidens und Sterbens sei, erfährt in seinem Sarkophage der Maurermeister und wohl ihm, wenn er diese schwere Meisterschaft sich errungen und leiden und sterben gelernt hat. Die Maurerei in ihrer tiefsten Bedeutung ist also die Lehre vom Tode, die Kunst des Duldens und Sterbens und Hiram ist hierin unser Lehrer, unser Vorbild. Das menschliche Leben wird von der Maurerei, wie in vielen Religionen des Alterthums, wie besonders in den Mysterien von Samothrace, von Aegypten, von Eleusis und selbst in der christlichen Religion, als eine erhabene Tragödie betrachtet und die Meisteraufnahme soll die symbolische Darstellung derselben sein. Die Meisteraufnahme ist die Gedächtnissfeier des Leidens und Sterbens des treuen Meisters Hiram. Gleich Hiram soll der Maurer in treuer Erfüllung seiner Pflichten und in unverbrüchlicher Bewahrung der ihm anvertrauten Geheimnisse sterben und sich die Meisterschaft, den Lohn durch das Opfer seines Lebens verdienen. Der Mauermeister ist allein der Geselle, welcher für seine Pflicht stirbt, welcher durch ein rechtes Leben in den Tod eingeht, welcher gleich einem siegreichen Helden die Schrecken des Todes überwunden hat. Der Maurergeselle lebte und baute, um den Tod nicht zu fürchten, um ruhig in das Grab steigen zu dürfen; der Tod des Maurergesellen ist seine schönste That, sein ruhmreicher Sieg. Auf dem Grabe des recht gestorbenen, des in die Meisterschaft eingegangenen Maurergesellen bleibt das Winkelmass, die gute That, das Licht zurück, und wenn die zurückgebliebenen BBr. jemals das Grab, den Leichnam des erschlagenen Meisters suchen und finden sollen, müssen sie es an dem davon ausgehenden Lichte entdecken. Vergessen die Maurer daher niemals das Winkelmass, die Tugend, das Licht, damit es als leuchtendes und schützendes Denk-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/344>, abgerufen am 23.11.2024.