Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

den Semiten und den Chamiten, also der ganzen ältesten Menschheit der Glaube an den dreieinigen Gott als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gemeinsam gewesen sei.

Das heilige Wort erweitert sich allmälig und zuletzt zur heiligen Sprache und zur heiligen Schrift oder vielmehr zu einem heiligen Buche, indem die Ursprache und Urschrift die ersten schriftlichen Aufzeichnungen als heiliges Denkmal verehrt und bewahrt werden und zwar durch den Priesterstand, weil die Priester in der Urwelt die einzigen Pfleger und Träger des Wissens und der Bildung, die einzig Wissenden und Gebildeten sind.

Aufgezeichnet oder in das heilige Buch aufgenommen zu werden pflegt nicht allein die religiöse und staatliche Gesetzgebung, sondern auch das gesammte Wissen und der Glauben über Gott, die Welt und den Menschen, so dass das heilige Buch wesentlich das Buch des Gesetzes und des Wissens, das Buch der Bücher ist. Unterrichtet werden, heisst demnach in der alten Welt, das heilige Wort, die heilige Sprache und die heilige Schrift erlernen und erhalten, und dieses Erlernen und Erhalten ist die eigentliche Einweihung in die Mysterien, in das Priesterwissen des Alterthums. Auch der eingeweihte Maurer ist blos derjenige, welcher der Maurer heiliges Wort, Sprache und Schrift besitzt.

Das älteste unter den heiligsten Büchern der Chinesen heisst Yking, was so viel ist als das Buch der Einheit, oder, wie Andere es erklären, das Buch von den Umwandlungen. Es war in diesem Buche symbolisch die Lehre von der absoluten Einheit aller Dinge und von allen aus dieser Einheit erst hervorgehenden Differenzen und Gegensätzen, die Lehre von der Einheit und Zweiheit, von dem Positiven und Negativen vorgetragen. Der Grundtext dieses alten heiligen Buches lautet nach Remusat's wörtlicher Uebersetzung: "Das grosse Urprinzip hat die zwei Gleichungen und Grundverschiedenheiten des Daseins erzeugt und hervorgebracht; die zwei Grundregeln oder Gegensätze aber, nämlich Yn und Yang, oder Ruhe und Bewegung (das Ja und das Nein, wie man es auch nennen könnte) haben die vier Bilder oder Symbole hervorge-

den Semiten und den Chamiten, also der ganzen ältesten Menschheit der Glaube an den dreieinigen Gott als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gemeinsam gewesen sei.

Das heilige Wort erweitert sich allmälig und zuletzt zur heiligen Sprache und zur heiligen Schrift oder vielmehr zu einem heiligen Buche, indem die Ursprache und Urschrift die ersten schriftlichen Aufzeichnungen als heiliges Denkmal verehrt und bewahrt werden und zwar durch den Priesterstand, weil die Priester in der Urwelt die einzigen Pfleger und Träger des Wissens und der Bildung, die einzig Wissenden und Gebildeten sind.

Aufgezeichnet oder in das heilige Buch aufgenommen zu werden pflegt nicht allein die religiöse und staatliche Gesetzgebung, sondern auch das gesammte Wissen und der Glauben über Gott, die Welt und den Menschen, so dass das heilige Buch wesentlich das Buch des Gesetzes und des Wissens, das Buch der Bücher ist. Unterrichtet werden, heisst demnach in der alten Welt, das heilige Wort, die heilige Sprache und die heilige Schrift erlernen und erhalten, und dieses Erlernen und Erhalten ist die eigentliche Einweihung in die Mysterien, in das Priesterwissen des Alterthums. Auch der eingeweihte Maurer ist blos derjenige, welcher der Maurer heiliges Wort, Sprache und Schrift besitzt.

Das älteste unter den heiligsten Büchern der Chinesen heisst Yking, was so viel ist als das Buch der Einheit, oder, wie Andere es erklären, das Buch von den Umwandlungen. Es war in diesem Buche symbolisch die Lehre von der absoluten Einheit aller Dinge und von allen aus dieser Einheit erst hervorgehenden Differenzen und Gegensätzen, die Lehre von der Einheit und Zweiheit, von dem Positiven und Negativen vorgetragen. Der Grundtext dieses alten heiligen Buches lautet nach Remusat’s wörtlicher Uebersetzung: „Das grosse Urprinzip hat die zwei Gleichungen und Grundverschiedenheiten des Daseins erzeugt und hervorgebracht; die zwei Grundregeln oder Gegensätze aber, nämlich Yn und Yang, oder Ruhe und Bewegung (das Ja und das Nein, wie man es auch nennen könnte) haben die vier Bilder oder Symbole hervorge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0333" n="317"/>
den Semiten und den Chamiten, also der ganzen ältesten Menschheit der Glaube an den dreieinigen Gott
 als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gemeinsam gewesen
 sei.</p>
        <p> Das heilige Wort erweitert sich allmälig und zuletzt zur heiligen Sprache und zur heiligen
 Schrift oder vielmehr zu einem heiligen Buche, indem die Ursprache und Urschrift die ersten
 schriftlichen Aufzeichnungen als heiliges Denkmal verehrt und bewahrt werden und zwar durch den
 Priesterstand, weil die Priester in der Urwelt die einzigen Pfleger und Träger des Wissens und der
 Bildung, die einzig Wissenden und Gebildeten sind.</p>
        <p> Aufgezeichnet oder in das heilige Buch aufgenommen zu werden pflegt nicht allein die religiöse
 und staatliche Gesetzgebung, sondern auch das gesammte Wissen und der Glauben über Gott, die Welt
 und den Menschen, so dass das heilige Buch wesentlich das Buch des Gesetzes und des Wissens, das
 Buch der Bücher ist. Unterrichtet werden, heisst demnach in der alten Welt, das heilige Wort, die
 heilige Sprache und die heilige Schrift erlernen und erhalten, und dieses Erlernen und Erhalten ist
 die eigentliche Einweihung in die Mysterien, in das Priesterwissen des Alterthums. Auch der
 eingeweihte Maurer ist blos derjenige, welcher der Maurer heiliges Wort, Sprache und Schrift
 besitzt.</p>
        <p> Das älteste unter den heiligsten Büchern der Chinesen heisst Yking, was so viel ist als das Buch
 der Einheit, oder, wie Andere es erklären, das Buch von den Umwandlungen. Es war in diesem Buche
 symbolisch die Lehre von der absoluten Einheit aller Dinge und von allen aus dieser Einheit erst
 hervorgehenden Differenzen und Gegensätzen, die Lehre von der Einheit und Zweiheit, von dem
 Positiven und Negativen vorgetragen. Der Grundtext dieses alten heiligen Buches lautet nach
 Remusat&#x2019;s wörtlicher Uebersetzung: &#x201E;Das grosse Urprinzip hat die zwei Gleichungen und
 Grundverschiedenheiten des Daseins erzeugt und hervorgebracht; die zwei Grundregeln oder Gegensätze
 aber, nämlich Yn und Yang, oder Ruhe und Bewegung (das Ja und das Nein, wie man es auch nennen
 könnte) haben die vier Bilder oder Symbole hervorge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0333] den Semiten und den Chamiten, also der ganzen ältesten Menschheit der Glaube an den dreieinigen Gott als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gemeinsam gewesen sei. Das heilige Wort erweitert sich allmälig und zuletzt zur heiligen Sprache und zur heiligen Schrift oder vielmehr zu einem heiligen Buche, indem die Ursprache und Urschrift die ersten schriftlichen Aufzeichnungen als heiliges Denkmal verehrt und bewahrt werden und zwar durch den Priesterstand, weil die Priester in der Urwelt die einzigen Pfleger und Träger des Wissens und der Bildung, die einzig Wissenden und Gebildeten sind. Aufgezeichnet oder in das heilige Buch aufgenommen zu werden pflegt nicht allein die religiöse und staatliche Gesetzgebung, sondern auch das gesammte Wissen und der Glauben über Gott, die Welt und den Menschen, so dass das heilige Buch wesentlich das Buch des Gesetzes und des Wissens, das Buch der Bücher ist. Unterrichtet werden, heisst demnach in der alten Welt, das heilige Wort, die heilige Sprache und die heilige Schrift erlernen und erhalten, und dieses Erlernen und Erhalten ist die eigentliche Einweihung in die Mysterien, in das Priesterwissen des Alterthums. Auch der eingeweihte Maurer ist blos derjenige, welcher der Maurer heiliges Wort, Sprache und Schrift besitzt. Das älteste unter den heiligsten Büchern der Chinesen heisst Yking, was so viel ist als das Buch der Einheit, oder, wie Andere es erklären, das Buch von den Umwandlungen. Es war in diesem Buche symbolisch die Lehre von der absoluten Einheit aller Dinge und von allen aus dieser Einheit erst hervorgehenden Differenzen und Gegensätzen, die Lehre von der Einheit und Zweiheit, von dem Positiven und Negativen vorgetragen. Der Grundtext dieses alten heiligen Buches lautet nach Remusat’s wörtlicher Uebersetzung: „Das grosse Urprinzip hat die zwei Gleichungen und Grundverschiedenheiten des Daseins erzeugt und hervorgebracht; die zwei Grundregeln oder Gegensätze aber, nämlich Yn und Yang, oder Ruhe und Bewegung (das Ja und das Nein, wie man es auch nennen könnte) haben die vier Bilder oder Symbole hervorge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/333
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/333>, abgerufen am 19.05.2024.