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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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menschlichen Geist zu erkennen, - um den Ausgang, das Dasein und daß Ziel des germanischen Christenthums, der wahren und reinen Menschheit zu erfassen, muss man sich erinnern, was die Bibel, was Christus über das Wesen Gottes, der Menschheit und des Menschen lehrt.

Der Bibel zufolge gibt es nur Einen Gott, neben dem kein anderer Gott ist und sein darf, und dieser Gott ist die ewige Liebe und Barmherzigkeit, die unendliche Macht, Herrlichkeit und Güte, die reine Wahrheit, Weisheit und Schönheit, - das Licht, das da war, ist und sein wird, - Er, der Erste und auch der Letzte, der Herr der Heerschaaren, der Herr des Himmels und der Erde, der äussern Schöpfung und der Menschheit, - der Belohner des Guten und der Bestrafer des Bösen. Vor diesem Gotte sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen sollen ihm schwören und sagen - "Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke!" - Abraham, Moses und Christus sind bei den Hebräern die drei grossen Gründer, Erhalter und Umbildner des Glaubens an den Einen allmächtigen und allweisen Gott der Liebe. Abraham lebte vor mehr als fünfthalb Jahrtausenden, etwa vor 47 Jahrhunderten, und Jesus ausgenommen hat kein geschichtlicher Mensch weiter und tiefer auf das geistige Leben der Menschheit eingewirkt, als der Gottesfreund Abraham , welcher den menschen- und kindermörderischen Molochsdienst durch das dafür eingeführte Symbol der blosen Beschneidung abschaffte und in seinem mit ihm und seinem Hause aus Mesopotamien und Palästina ausziehenden Stamm den reinen Gottglauben nach den uralten Ueberlieferungen des menschlichen Geschlechts wieder herstellte. Desshalb sagt auch Christus im Evangelium Johannes VIII. 56 von Abraham: "Abraham, euer Vater, hat gefrohlocket, dass er meinen Tag sehen sollte. Und er hat ihn gesehen und sich gefreuet." - Moses schuf den Stamm Abrahams in ein Volk und in einen Staat um, indem er die Hebräer aus der ägyptischen Knechtschaft führte und das abrahamische Gottesbewusstsein, das Gesetz der sittlichen Freiheit als das förmliche Gesetz des neuen Staates aussprach. Von Abraham gehet der Geist, von Moses der Staat der Hebräer aus; das Gesetz aber des mosaischen Staates

menschlichen Geist zu erkennen, – um den Ausgang, das Dasein und daß Ziel des germanischen Christenthums, der wahren und reinen Menschheit zu erfassen, muss man sich erinnern, was die Bibel, was Christus über das Wesen Gottes, der Menschheit und des Menschen lehrt.

Der Bibel zufolge gibt es nur Einen Gott, neben dem kein anderer Gott ist und sein darf, und dieser Gott ist die ewige Liebe und Barmherzigkeit, die unendliche Macht, Herrlichkeit und Güte, die reine Wahrheit, Weisheit und Schönheit, – das Licht, das da war, ist und sein wird, – Er, der Erste und auch der Letzte, der Herr der Heerschaaren, der Herr des Himmels und der Erde, der äussern Schöpfung und der Menschheit, – der Belohner des Guten und der Bestrafer des Bösen. Vor diesem Gotte sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen sollen ihm schwören und sagen – „Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke!“ – Abraham, Moses und Christus sind bei den Hebräern die drei grossen Gründer, Erhalter und Umbildner des Glaubens an den Einen allmächtigen und allweisen Gott der Liebe. Abraham lebte vor mehr als fünfthalb Jahrtausenden, etwa vor 47 Jahrhunderten, und Jesus ausgenommen hat kein geschichtlicher Mensch weiter und tiefer auf das geistige Leben der Menschheit eingewirkt, als der Gottesfreund Abraham , welcher den menschen- und kindermörderischen Molochsdienst durch das dafür eingeführte Symbol der blosen Beschneidung abschaffte und in seinem mit ihm und seinem Hause aus Mesopotamien und Palästina ausziehenden Stamm den reinen Gottglauben nach den uralten Ueberlieferungen des menschlichen Geschlechts wieder herstellte. Desshalb sagt auch Christus im Evangelium Johannes VIII. 56 von Abraham: „Abraham, euer Vater, hat gefrohlocket, dass er meinen Tag sehen sollte. Und er hat ihn gesehen und sich gefreuet.“ – Moses schuf den Stamm Abrahams in ein Volk und in einen Staat um, indem er die Hebräer aus der ägyptischen Knechtschaft führte und das abrahamische Gottesbewusstsein, das Gesetz der sittlichen Freiheit als das förmliche Gesetz des neuen Staates aussprach. Von Abraham gehet der Geist, von Moses der Staat der Hebräer aus; das Gesetz aber des mosaischen Staates

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 und auch der Letzte, der Herr der Heerschaaren, der Herr des Himmels und der Erde, der äussern
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 sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen sollen ihm schwören und sagen &#x2013; &#x201E;Nur im Herrn ist
 Gerechtigkeit und Stärke!&#x201C; &#x2013; Abraham, Moses und Christus sind bei den Hebräern die drei grossen
 Gründer, Erhalter und Umbildner des Glaubens an den Einen allmächtigen und allweisen Gott der Liebe.
 Abraham lebte vor mehr als fünfthalb Jahrtausenden, etwa vor 47 Jahrhunderten, und Jesus ausgenommen
 hat kein geschichtlicher Mensch weiter und tiefer auf das geistige Leben der Menschheit eingewirkt,
 als der Gottesfreund Abraham , welcher den menschen- und kindermörderischen Molochsdienst durch das
 dafür eingeführte Symbol der blosen Beschneidung abschaffte und in seinem mit ihm und seinem Hause
 aus Mesopotamien und Palästina ausziehenden Stamm den reinen Gottglauben nach den uralten
 Ueberlieferungen des menschlichen Geschlechts wieder herstellte. Desshalb sagt auch Christus im
 Evangelium Johannes VIII. 56 von Abraham: &#x201E;Abraham, euer Vater, hat gefrohlocket, dass er meinen Tag
 sehen sollte. Und er hat ihn gesehen und sich gefreuet.&#x201C; &#x2013; Moses schuf den Stamm Abrahams in ein
 Volk und in einen Staat um, indem er die Hebräer aus der ägyptischen Knechtschaft führte und das
 abrahamische Gottesbewusstsein, das Gesetz der sittlichen Freiheit als das förmliche Gesetz des
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[283/0299] menschlichen Geist zu erkennen, – um den Ausgang, das Dasein und daß Ziel des germanischen Christenthums, der wahren und reinen Menschheit zu erfassen, muss man sich erinnern, was die Bibel, was Christus über das Wesen Gottes, der Menschheit und des Menschen lehrt. Der Bibel zufolge gibt es nur Einen Gott, neben dem kein anderer Gott ist und sein darf, und dieser Gott ist die ewige Liebe und Barmherzigkeit, die unendliche Macht, Herrlichkeit und Güte, die reine Wahrheit, Weisheit und Schönheit, – das Licht, das da war, ist und sein wird, – Er, der Erste und auch der Letzte, der Herr der Heerschaaren, der Herr des Himmels und der Erde, der äussern Schöpfung und der Menschheit, – der Belohner des Guten und der Bestrafer des Bösen. Vor diesem Gotte sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen sollen ihm schwören und sagen – „Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke!“ – Abraham, Moses und Christus sind bei den Hebräern die drei grossen Gründer, Erhalter und Umbildner des Glaubens an den Einen allmächtigen und allweisen Gott der Liebe. Abraham lebte vor mehr als fünfthalb Jahrtausenden, etwa vor 47 Jahrhunderten, und Jesus ausgenommen hat kein geschichtlicher Mensch weiter und tiefer auf das geistige Leben der Menschheit eingewirkt, als der Gottesfreund Abraham , welcher den menschen- und kindermörderischen Molochsdienst durch das dafür eingeführte Symbol der blosen Beschneidung abschaffte und in seinem mit ihm und seinem Hause aus Mesopotamien und Palästina ausziehenden Stamm den reinen Gottglauben nach den uralten Ueberlieferungen des menschlichen Geschlechts wieder herstellte. Desshalb sagt auch Christus im Evangelium Johannes VIII. 56 von Abraham: „Abraham, euer Vater, hat gefrohlocket, dass er meinen Tag sehen sollte. Und er hat ihn gesehen und sich gefreuet.“ – Moses schuf den Stamm Abrahams in ein Volk und in einen Staat um, indem er die Hebräer aus der ägyptischen Knechtschaft führte und das abrahamische Gottesbewusstsein, das Gesetz der sittlichen Freiheit als das förmliche Gesetz des neuen Staates aussprach. Von Abraham gehet der Geist, von Moses der Staat der Hebräer aus; das Gesetz aber des mosaischen Staates

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/299>, abgerufen am 19.05.2024.