Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.keineswegs die Dogmatik oder Glaubenslehre der heutigen Freimaurer darzustellen und zu schreiben beabsichtigt wird, sondern die Absicht eine rein geschichtliche, autiquarische oder archeolische ist, es der stolzen Gegenwart überlassend, ob sie gleich dem Alterthume bei den Symbolen Etwas fühlen und denken wolle. Immerhin ist es für den Menschen und Geschichtsforscher nicht ohne Interesse, zu wissen und zu denken, welcher Geist dereinst die todte und modernde Mumie belebt habe. Auch erscheint es gewiss dem Geduldigsten unerträglich, noch immer von drei kleinen oder grossen Lichtern sprechen zu hören, wo man oft vergeblich nach einem einzigen Lichte sucht und weder Ein grosses noch kleines Licht zu finden vermag. Die Geschichtsforschung, welche sich heute in der Maurerei so breit macht und leider das grosse Wort führt, verdient kaum den Namen derselben, weil sie jedes ächt historischen Sinnes bar und ledig ist. Das grosse, hohle und winzige Stichwort der Zeit ist, dass die jetzige Freimaurerei zuletzt auf den mittelalterlichen Brüderschaften und Zünften der Steinmetzen und Bauleute beruhe und historisch durchaus nicht weiter hinaufreiche, während jene Brüderschaften und Zünfte keineswegs der erste Anfang, sondern blos eine neue abschliessende Entwicklungsstufe mit einer grossen Vorgeschichte sind, durch welche Vorgeschichte sie mit den Römern und Griechen und mit dem gesammten Alterthume in Verbindung und Zusammenhang treten. In dem alten Testamente finden sich viele Stellen worin den Juden untersagt wird, nach der urasiatischen und besonders syrischen, assyrischen und babylonischen Weise den Bel, Baal (verwandt mit dem griechischen Zeus, dem deutschen Thorr und dem indischen Indra), die Sonne, den Mond und die Sterne anzubeten. Im II. Buche der Könige 23, 5 wird vom König Josua z. B. erzählt: "Und er that ab die Camarim (Götzenpriester), welche die Könige in Juda gestiftet hatten, da man räucherte auf den Höhen, in den Städten Juda und um Jerusalem her: auch die, welche dem Baal, der Sonne und dem Mond und den Gestirnen und allem Heer des Himmels räucherten." - Im V. Buche Mosis 4, 19 heist es: "Und dass du nicht deine Augen gen Himmel aufhebest, und sehest keineswegs die Dogmatik oder Glaubenslehre der heutigen Freimaurer darzustellen und zu schreiben beabsichtigt wird, sondern die Absicht eine rein geschichtliche, autiquarische oder archeolische ist, es der stolzen Gegenwart überlassend, ob sie gleich dem Alterthume bei den Symbolen Etwas fühlen und denken wolle. Immerhin ist es für den Menschen und Geschichtsforscher nicht ohne Interesse, zu wissen und zu denken, welcher Geist dereinst die todte und modernde Mumie belebt habe. Auch erscheint es gewiss dem Geduldigsten unerträglich, noch immer von drei kleinen oder grossen Lichtern sprechen zu hören, wo man oft vergeblich nach einem einzigen Lichte sucht und weder Ein grosses noch kleines Licht zu finden vermag. Die Geschichtsforschung, welche sich heute in der Maurerei so breit macht und leider das grosse Wort führt, verdient kaum den Namen derselben, weil sie jedes ächt historischen Sinnes bar und ledig ist. Das grosse, hohle und winzige Stichwort der Zeit ist, dass die jetzige Freimaurerei zuletzt auf den mittelalterlichen Brüderschaften und Zünften der Steinmetzen und Bauleute beruhe und historisch durchaus nicht weiter hinaufreiche, während jene Brüderschaften und Zünfte keineswegs der erste Anfang, sondern blos eine neue abschliessende Entwicklungsstufe mit einer grossen Vorgeschichte sind, durch welche Vorgeschichte sie mit den Römern und Griechen und mit dem gesammten Alterthume in Verbindung und Zusammenhang treten. In dem alten Testamente finden sich viele Stellen worin den Juden untersagt wird, nach der urasiatischen und besonders syrischen, assyrischen und babylonischen Weise den Bel, Baal (verwandt mit dem griechischen Zeus, dem deutschen Thôrr und dem indischen Indra), die Sonne, den Mond und die Sterne anzubeten. Im II. Buche der Könige 23, 5 wird vom König Josua z. B. erzählt: „Und er that ab die Camarim (Götzenpriester), welche die Könige in Juda gestiftet hatten, da man räucherte auf den Höhen, in den Städten Juda und um Jerusalem her: auch die, welche dem Baal, der Sonne und dem Mond und den Gestirnen und allem Heer des Himmels räucherten.“ – Im V. Buche Mosis 4, 19 heist es: „Und dass du nicht deine Augen gen Himmel aufhebest, und sehest <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="234"/> keineswegs die Dogmatik oder Glaubenslehre der heutigen Freimaurer darzustellen und zu schreiben beabsichtigt wird, sondern die Absicht eine rein geschichtliche, autiquarische oder archeolische ist, es der stolzen Gegenwart überlassend, ob sie gleich dem Alterthume bei den Symbolen Etwas fühlen und denken wolle. Immerhin ist es für den Menschen und Geschichtsforscher nicht ohne Interesse, zu wissen und zu denken, welcher Geist dereinst die todte und modernde Mumie belebt habe. Auch erscheint es gewiss dem Geduldigsten unerträglich, noch immer von drei kleinen oder grossen Lichtern sprechen zu hören, wo man oft vergeblich nach einem einzigen Lichte sucht und weder Ein grosses noch kleines Licht zu finden vermag. Die Geschichtsforschung, welche sich heute in der Maurerei so breit macht und leider das grosse Wort führt, verdient kaum den Namen derselben, weil sie jedes ächt historischen Sinnes bar und ledig ist. Das grosse, hohle und winzige Stichwort der Zeit ist, dass die jetzige Freimaurerei zuletzt auf den mittelalterlichen Brüderschaften und Zünften der Steinmetzen und Bauleute beruhe und historisch durchaus nicht weiter hinaufreiche, während jene Brüderschaften und Zünfte keineswegs der erste Anfang, sondern blos eine neue abschliessende Entwicklungsstufe mit einer grossen Vorgeschichte sind, durch welche Vorgeschichte sie mit den Römern und Griechen und mit dem gesammten Alterthume in Verbindung und Zusammenhang treten.</p> <p> In dem alten Testamente finden sich viele Stellen worin den Juden untersagt wird, nach der urasiatischen und besonders syrischen, assyrischen und babylonischen Weise den Bel, Baal (verwandt mit dem griechischen Zeus, dem deutschen Thôrr und dem indischen Indra), die Sonne, den Mond und die Sterne anzubeten. Im II. Buche der Könige 23, 5 wird vom König Josua z. B. erzählt: „Und er that ab die Camarim (Götzenpriester), welche die Könige in Juda gestiftet hatten, da man räucherte auf den Höhen, in den Städten Juda und um Jerusalem her: auch die, welche dem Baal, der Sonne und dem Mond und den Gestirnen und allem Heer des Himmels räucherten.“ – Im V. Buche Mosis 4, 19 heist es: „Und dass du nicht deine Augen gen Himmel aufhebest, und sehest </p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0250]
keineswegs die Dogmatik oder Glaubenslehre der heutigen Freimaurer darzustellen und zu schreiben beabsichtigt wird, sondern die Absicht eine rein geschichtliche, autiquarische oder archeolische ist, es der stolzen Gegenwart überlassend, ob sie gleich dem Alterthume bei den Symbolen Etwas fühlen und denken wolle. Immerhin ist es für den Menschen und Geschichtsforscher nicht ohne Interesse, zu wissen und zu denken, welcher Geist dereinst die todte und modernde Mumie belebt habe. Auch erscheint es gewiss dem Geduldigsten unerträglich, noch immer von drei kleinen oder grossen Lichtern sprechen zu hören, wo man oft vergeblich nach einem einzigen Lichte sucht und weder Ein grosses noch kleines Licht zu finden vermag. Die Geschichtsforschung, welche sich heute in der Maurerei so breit macht und leider das grosse Wort führt, verdient kaum den Namen derselben, weil sie jedes ächt historischen Sinnes bar und ledig ist. Das grosse, hohle und winzige Stichwort der Zeit ist, dass die jetzige Freimaurerei zuletzt auf den mittelalterlichen Brüderschaften und Zünften der Steinmetzen und Bauleute beruhe und historisch durchaus nicht weiter hinaufreiche, während jene Brüderschaften und Zünfte keineswegs der erste Anfang, sondern blos eine neue abschliessende Entwicklungsstufe mit einer grossen Vorgeschichte sind, durch welche Vorgeschichte sie mit den Römern und Griechen und mit dem gesammten Alterthume in Verbindung und Zusammenhang treten.
In dem alten Testamente finden sich viele Stellen worin den Juden untersagt wird, nach der urasiatischen und besonders syrischen, assyrischen und babylonischen Weise den Bel, Baal (verwandt mit dem griechischen Zeus, dem deutschen Thôrr und dem indischen Indra), die Sonne, den Mond und die Sterne anzubeten. Im II. Buche der Könige 23, 5 wird vom König Josua z. B. erzählt: „Und er that ab die Camarim (Götzenpriester), welche die Könige in Juda gestiftet hatten, da man räucherte auf den Höhen, in den Städten Juda und um Jerusalem her: auch die, welche dem Baal, der Sonne und dem Mond und den Gestirnen und allem Heer des Himmels räucherten.“ – Im V. Buche Mosis 4, 19 heist es: „Und dass du nicht deine Augen gen Himmel aufhebest, und sehest
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