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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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künftiges Leben. Besser und für das Leben wie für den Tod fröhlicher wurden nach allgemeiner Ueberzeugung die dort Eingeweihten. Eine Zuflucht des Unglücks, ja des Verbrechens, so weit es durch Bekenntniss und Entsündigung versöhnt werden mochte, hielt in Zeiten früherer und späterer Wildheit, samothraciischer Gebrauch menschliches Gefühl aufrecht. - Zufolge Jamblichus in vit. Pyth. cap. 28 soll auch Pythagoras in Samothrace Weisheit gesucht und gefunden haben, welche Nachricht Schelling weder für unwahrscheinlich noch für unrichtig hält. Bunsen, a. a. O., V. S. 325 findet in dem geheimen phönicischen Dienste auf Lemnos und Samothrace die Keime des Osiris- und Dionysos-Mythus. Die alten heiligen Urkunden Phöniciens berichteten, dass der Dienst der Kabiren, d. h. der Dienst der 7 weltschaffenden Kräfte mit dem obersten Gotte, dem Achten, dem Eröffner oder dem bewusst schaffenden Gotte, einst von der Küste Phöniciens nach Aegypiten gebracht worden sei. In die Geheimnisse zu Eleusis in Attika, welche aber weniger wissenschaftlicher als religiös-sittlicher Natur waren, pflegten fast alle gebildeten Griechen zur Zeit der Blüthe derselben sich aufnehmen zu lassen, wie dieses auch viele Männer anderer Nationen, besonders der Römer, z. B. Cicero, thaten.

Die Mysterien im engern und eigentlichen Sinne waren die mit Einweihungen verbundene und nur den schon Eingeweihten zugängliche, also wesentlich geheime Feier des Hauptfestes desjenigen Gottes oder derjenigen Göttin, welche von den Eingeweihten vorzüglich verehrt wurde, z. B. des Osiris und der Isis, der Demeter und des Dionysos oder Jacchos, Bacchos, des maurerischen Hiram oder auch Johannes des Täufers. Ehe man die Weihe erhielt, musste man vorbereitet und unterrichtet sein, wodurch der Unterricht und die Weihe unzertrennlich verbunden, jener die Bedingung, die Vorstufe für diese war. Der Unterricht, die Lehren waren auch ein Mysterium, wie die Weihe und Festfeier selbst und insofern gelangte man durch das Mysterium (den Unterricht) zu dem Mysterium oder zu den Mysterien. Den Hauptinhalt der letztern bildete die dramatische Darstellung der Geschichte oder des Leidens, Sterbens und Wiederauferstehens des

künftiges Leben. Besser und für das Leben wie für den Tod fröhlicher wurden nach allgemeiner Ueberzeugung die dort Eingeweihten. Eine Zuflucht des Unglücks, ja des Verbrechens, so weit es durch Bekenntniss und Entsündigung versöhnt werden mochte, hielt in Zeiten früherer und späterer Wildheit, samothraciischer Gebrauch menschliches Gefühl aufrecht. – Zufolge Jamblichus in vit. Pyth. cap. 28 soll auch Pythagoras in Samothrace Weisheit gesucht und gefunden haben, welche Nachricht Schelling weder für unwahrscheinlich noch für unrichtig hält. Bunsen, a. a. O., V. S. 325 findet in dem geheimen phönicischen Dienste auf Lemnos und Samothrace die Keime des Osiris- und Dionysos-Mythus. Die alten heiligen Urkunden Phöniciens berichteten, dass der Dienst der Kabiren, d. h. der Dienst der 7 weltschaffenden Kräfte mit dem obersten Gotte, dem Achten, dem Eröffner oder dem bewusst schaffenden Gotte, einst von der Küste Phöniciens nach Aegypiten gebracht worden sei. In die Geheimnisse zu Eleusis in Attika, welche aber weniger wissenschaftlicher als religiös-sittlicher Natur waren, pflegten fast alle gebildeten Griechen zur Zeit der Blüthe derselben sich aufnehmen zu lassen, wie dieses auch viele Männer anderer Nationen, besonders der Römer, z. B. Cicero, thaten.

Die Mysterien im engern und eigentlichen Sinne waren die mit Einweihungen verbundene und nur den schon Eingeweihten zugängliche, also wesentlich geheime Feier des Hauptfestes desjenigen Gottes oder derjenigen Göttin, welche von den Eingeweihten vorzüglich verehrt wurde, z. B. des Osiris und der Isis, der Demeter und des Dionysos oder Jacchos, Bacchos, des maurerischen Hiram oder auch Johannes des Täufers. Ehe man die Weihe erhielt, musste man vorbereitet und unterrichtet sein, wodurch der Unterricht und die Weihe unzertrennlich verbunden, jener die Bedingung, die Vorstufe für diese war. Der Unterricht, die Lehren waren auch ein Mysterium, wie die Weihe und Festfeier selbst und insofern gelangte man durch das Mysterium (den Unterricht) zu dem Mysterium oder zu den Mysterien. Den Hauptinhalt der letztern bildete die dramatische Darstellung der Geschichte oder des Leidens, Sterbens und Wiederauferstehens des

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 Entsündigung versöhnt werden mochte, hielt in Zeiten früherer und späterer Wildheit,
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 soll auch Pythagoras in Samothrace Weisheit gesucht und gefunden haben, welche Nachricht Schelling
 weder für unwahrscheinlich noch für unrichtig hält. Bunsen, a. a. O., V. S. 325 findet in dem
 geheimen phönicischen Dienste auf Lemnos und Samothrace die Keime des Osiris- und Dionysos-Mythus.
 Die alten heiligen Urkunden Phöniciens berichteten, dass der Dienst der Kabiren, d. h. der Dienst
 der 7 weltschaffenden Kräfte mit dem obersten Gotte, dem Achten, dem Eröffner oder dem bewusst
 schaffenden Gotte, einst von der Küste Phöniciens nach Aegypiten gebracht worden sei. In die
 Geheimnisse zu Eleusis in Attika, welche aber weniger wissenschaftlicher als religiös-sittlicher
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[221/0237] künftiges Leben. Besser und für das Leben wie für den Tod fröhlicher wurden nach allgemeiner Ueberzeugung die dort Eingeweihten. Eine Zuflucht des Unglücks, ja des Verbrechens, so weit es durch Bekenntniss und Entsündigung versöhnt werden mochte, hielt in Zeiten früherer und späterer Wildheit, samothraciischer Gebrauch menschliches Gefühl aufrecht. – Zufolge Jamblichus in vit. Pyth. cap. 28 soll auch Pythagoras in Samothrace Weisheit gesucht und gefunden haben, welche Nachricht Schelling weder für unwahrscheinlich noch für unrichtig hält. Bunsen, a. a. O., V. S. 325 findet in dem geheimen phönicischen Dienste auf Lemnos und Samothrace die Keime des Osiris- und Dionysos-Mythus. Die alten heiligen Urkunden Phöniciens berichteten, dass der Dienst der Kabiren, d. h. der Dienst der 7 weltschaffenden Kräfte mit dem obersten Gotte, dem Achten, dem Eröffner oder dem bewusst schaffenden Gotte, einst von der Küste Phöniciens nach Aegypiten gebracht worden sei. In die Geheimnisse zu Eleusis in Attika, welche aber weniger wissenschaftlicher als religiös-sittlicher Natur waren, pflegten fast alle gebildeten Griechen zur Zeit der Blüthe derselben sich aufnehmen zu lassen, wie dieses auch viele Männer anderer Nationen, besonders der Römer, z. B. Cicero, thaten. Die Mysterien im engern und eigentlichen Sinne waren die mit Einweihungen verbundene und nur den schon Eingeweihten zugängliche, also wesentlich geheime Feier des Hauptfestes desjenigen Gottes oder derjenigen Göttin, welche von den Eingeweihten vorzüglich verehrt wurde, z. B. des Osiris und der Isis, der Demeter und des Dionysos oder Jacchos, Bacchos, des maurerischen Hiram oder auch Johannes des Täufers. Ehe man die Weihe erhielt, musste man vorbereitet und unterrichtet sein, wodurch der Unterricht und die Weihe unzertrennlich verbunden, jener die Bedingung, die Vorstufe für diese war. Der Unterricht, die Lehren waren auch ein Mysterium, wie die Weihe und Festfeier selbst und insofern gelangte man durch das Mysterium (den Unterricht) zu dem Mysterium oder zu den Mysterien. Den Hauptinhalt der letztern bildete die dramatische Darstellung der Geschichte oder des Leidens, Sterbens und Wiederauferstehens des

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/237>, abgerufen am 24.11.2024.