Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.chen der katholische Priester bei der Messe trinkt, ist wohl blos der uralte und noch heute gebräuchliche Haomatrank des Parsenpriesters und der Somatrank der Brahmanen; der Haoma- und Somatrank selbst aber sind ursprünglich nur das Symbol des Wolkennasses oder Wolkenwassers, welches die Luft- und Aether-, die Blitzgötter, Indra, Thorr und Odhin, Zeus u. s. w. trinken, um den zeugenden und befruchtenden Regen zur Erde niederströmen lassen zu können. Der Baum, von dem der Haomatrank gewonnen wird, - der Hombaum ist den Parsen zugleich der Baum und die Quelle des Lebens und der Hom ist der reine Trank, der dem Leben der Menschen wie der Götter Dauer, Unsterblichkeit gibt. Der Lebenstrank und Lebensbaurn gehen also hier ganz in einander über. Dass auf dem sechsten Todtengemälde des Sargdeckels des von Hammer in den Fundgruben des Orients besprochenen Mumienkastens der in der Unterwelt, in dem Todtengerichte ankommenden Seele von einer vor dem Baume des ewigen Lebens, vor der Persea und der Sykomore1) stehenden Göttin Wasser zum Trinken aus einem Gefässe zugegossen wird, was die Apostelgeschichte des Geistes, I (Neustadt 1858) S. 116, die Todtentaufe nennt, ist nur dahin zu deuten, dass die Seele einen Trunk des himmlischen Nektars, des indischen Amritam empfange, welcher die irdischen Erinnerungen und Schwächen hinwegnimmt und des ewigen Lebens theilhaftig macht. In Gräbern war daher den Aegyptern der Wasserkrug zufolge Creuzer. Symbolik III. S. 461, ein Bild der Erquickung der Seele im dunkelen Schattenreiche, wie den Aegyptern und Griechen der Wassermann im Thierkreise der Bewahrer und Verleiher des ewigen Wassers und Lebens. Der fortwandernden Seele wurde zugerufen: Gebe Osiris dir das kühle Wasser! In den hier berührten Vorstellungskreis der blitzenden Gewitterwolken gehört der Pegasus, die leuchtende Donnerwolke, das geflügelte Donner- und Wolkenpferd, das Blitz- und Donnerross des Zeus,2) welchem das acht- 1) Dunker, a. a. O., I. S. 72. 2) Alpina für 1860, S. 269.
chen der katholische Priester bei der Messe trinkt, ist wohl blos der uralte und noch heute gebräuchliche Haomatrank des Parsenpriesters und der Somatrank der Brahmanen; der Haoma- und Somatrank selbst aber sind ursprünglich nur das Symbol des Wolkennasses oder Wolkenwassers, welches die Luft- und Aether-, die Blitzgötter, Indra, Thôrr und Odhin, Zeus u. s. w. trinken, um den zeugenden und befruchtenden Regen zur Erde niederströmen lassen zu können. Der Baum, von dem der Haomatrank gewonnen wird, – der Hombaum ist den Parsen zugleich der Baum und die Quelle des Lebens und der Hom ist der reine Trank, der dem Leben der Menschen wie der Götter Dauer, Unsterblichkeit gibt. Der Lebenstrank und Lebensbaurn gehen also hier ganz in einander über. Dass auf dem sechsten Todtengemälde des Sargdeckels des von Hammer in den Fundgruben des Orients besprochenen Mumienkastens der in der Unterwelt, in dem Todtengerichte ankommenden Seele von einer vor dem Baume des ewigen Lebens, vor der Persea und der Sykomore1) stehenden Göttin Wasser zum Trinken aus einem Gefässe zugegossen wird, was die Apostelgeschichte des Geistes, I (Neustadt 1858) S. 116, die Todtentaufe nennt, ist nur dahin zu deuten, dass die Seele einen Trunk des himmlischen Nektars, des indischen Amritam empfange, welcher die irdischen Erinnerungen und Schwächen hinwegnimmt und des ewigen Lebens theilhaftig macht. In Gräbern war daher den Aegyptern der Wasserkrug zufolge Creuzer. Symbolik III. S. 461, ein Bild der Erquickung der Seele im dunkelen Schattenreiche, wie den Aegyptern und Griechen der Wassermann im Thierkreise der Bewahrer und Verleiher des ewigen Wassers und Lebens. Der fortwandernden Seele wurde zugerufen: Gebe Osiris dir das kühle Wasser! In den hier berührten Vorstellungskreis der blitzenden Gewitterwolken gehört der Pegasus, die leuchtende Donnerwolke, das geflügelte Donner- und Wolkenpferd, das Blitz- und Donnerross des Zeus,2) welchem das acht- 1) Dunker, a. a. O., I. S. 72. 2) Alpina für 1860, S. 269.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="162"/> chen der katholische Priester bei der Messe trinkt, ist wohl blos der uralte und noch heute gebräuchliche Haomatrank des Parsenpriesters und der Somatrank der Brahmanen; der Haoma- und Somatrank selbst aber sind ursprünglich nur das Symbol des Wolkennasses oder Wolkenwassers, welches die Luft- und Aether-, die Blitzgötter, Indra, Thôrr und Odhin, Zeus u. s. w. trinken, um den zeugenden und befruchtenden Regen zur Erde niederströmen lassen zu können. Der Baum, von dem der Haomatrank gewonnen wird, – der Hombaum ist den Parsen zugleich der Baum und die Quelle des Lebens und der Hom ist der reine Trank, der dem Leben der Menschen wie der Götter Dauer, Unsterblichkeit gibt. Der Lebenstrank und Lebensbaurn gehen also hier ganz in einander über. Dass auf dem sechsten Todtengemälde des Sargdeckels des von Hammer in den Fundgruben des Orients besprochenen Mumienkastens der in der Unterwelt, in dem Todtengerichte ankommenden Seele von einer vor dem Baume des ewigen Lebens, vor der Persea und der Sykomore<note place="foot" n="1)">Dunker, a. a. O., I. S. 72.</note> stehenden Göttin Wasser zum Trinken aus einem Gefässe zugegossen wird, was die Apostelgeschichte des Geistes, I (Neustadt 1858) S. 116, die Todtentaufe nennt, ist nur dahin zu deuten, dass die Seele einen Trunk des himmlischen Nektars, des indischen Amritam empfange, welcher die irdischen Erinnerungen und Schwächen hinwegnimmt und des ewigen Lebens theilhaftig macht. In Gräbern war daher den Aegyptern der Wasserkrug zufolge Creuzer. Symbolik III. S. 461, ein Bild der Erquickung der Seele im dunkelen Schattenreiche, wie den Aegyptern und Griechen der Wassermann im Thierkreise der Bewahrer und Verleiher des ewigen Wassers und Lebens. Der fortwandernden Seele wurde zugerufen: Gebe Osiris dir das kühle Wasser!</p> <p> In den hier berührten Vorstellungskreis der blitzenden Gewitterwolken gehört der Pegasus, die leuchtende Donnerwolke, das geflügelte Donner- und Wolkenpferd, das Blitz- und Donnerross des Zeus,<note place="foot" n="2)">Alpina für 1860, S. 269. </note> welchem das acht- </p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0178]
chen der katholische Priester bei der Messe trinkt, ist wohl blos der uralte und noch heute gebräuchliche Haomatrank des Parsenpriesters und der Somatrank der Brahmanen; der Haoma- und Somatrank selbst aber sind ursprünglich nur das Symbol des Wolkennasses oder Wolkenwassers, welches die Luft- und Aether-, die Blitzgötter, Indra, Thôrr und Odhin, Zeus u. s. w. trinken, um den zeugenden und befruchtenden Regen zur Erde niederströmen lassen zu können. Der Baum, von dem der Haomatrank gewonnen wird, – der Hombaum ist den Parsen zugleich der Baum und die Quelle des Lebens und der Hom ist der reine Trank, der dem Leben der Menschen wie der Götter Dauer, Unsterblichkeit gibt. Der Lebenstrank und Lebensbaurn gehen also hier ganz in einander über. Dass auf dem sechsten Todtengemälde des Sargdeckels des von Hammer in den Fundgruben des Orients besprochenen Mumienkastens der in der Unterwelt, in dem Todtengerichte ankommenden Seele von einer vor dem Baume des ewigen Lebens, vor der Persea und der Sykomore 1) stehenden Göttin Wasser zum Trinken aus einem Gefässe zugegossen wird, was die Apostelgeschichte des Geistes, I (Neustadt 1858) S. 116, die Todtentaufe nennt, ist nur dahin zu deuten, dass die Seele einen Trunk des himmlischen Nektars, des indischen Amritam empfange, welcher die irdischen Erinnerungen und Schwächen hinwegnimmt und des ewigen Lebens theilhaftig macht. In Gräbern war daher den Aegyptern der Wasserkrug zufolge Creuzer. Symbolik III. S. 461, ein Bild der Erquickung der Seele im dunkelen Schattenreiche, wie den Aegyptern und Griechen der Wassermann im Thierkreise der Bewahrer und Verleiher des ewigen Wassers und Lebens. Der fortwandernden Seele wurde zugerufen: Gebe Osiris dir das kühle Wasser!
In den hier berührten Vorstellungskreis der blitzenden Gewitterwolken gehört der Pegasus, die leuchtende Donnerwolke, das geflügelte Donner- und Wolkenpferd, das Blitz- und Donnerross des Zeus, 2) welchem das acht-
1) Dunker, a. a. O., I. S. 72.
2) Alpina für 1860, S. 269.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/178 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/178>, abgerufen am 23.07.2024. |