Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Kampf und ohne das irdische Leben nicht dem Baume des Lebens oder der Unsterblichkeit nahen und nicht länger in dem Garten Edens verweilen. Uebrigens ist diese ganze biblische Fallsgeschichte mit der daran sich anschliessenden Geschichte der Austreibung des Menschen aus dem Garten Edens nur ein Versuch der Erklärung der Schöpfung des Menschen, der Menschwerdung Gottes, des Herabsteigens des göttlichen Geistes oder der göttlichen Seele aus dem Himmel zur Erde, - der ägyptischen und pythagoräisch-platonischen Präexistenz der Seele, sowie der Entstehung des Bösen in der menschlichen Welt. Die ägyptische Ansicht von der Präexistenz der Seele, von dem Falle der Seele in einem früheren himmlischen Leben, welchen Fall die Seele in dem Erdenleben abbüssen muss, ist in der mosaischen Genesis zu dem Sündenfalle des Menschen in dem Garten Edens geworden, wegen dessen Adam und Eva, Meschia und Meschiane, der Mann und das Weib, der Mensch und die Menschin aus dem Garten Edens von Jehova ausgetrieben und zu dem leidenvollen sterblichen Erdenleben verurtheilt werden. Der Sündenfall ist, wie die Theologen sich ausdrücken, eine Allegorie. Das oft so schwere und mit der Güte Gottes scheinbar unvereinbare Erdenleiden will der Mensch sich als verdient und gerecht erklären, so dass er sie als die Strafe eines vorausgehenden Verschuldens, eines Falles des Menschen im Himmel oder auf Erden sich denkt. Das mühe- und leidenvolle Erdenleben sucht vor- und rückwärts den ihm unentbehrlichen Trost, die Lösung des grossen irdischen Räthsels. Ohne jedoch uns weiter aufhaltend bei dem biblischen Baume des Lebens und deshalb verweisend auf Das, was z. B. Bunsen in Thl. I seines Bibelwerks und Gabler in Thl. II der von ihm herausgegebenen und commentirten Urgeschichte von J. G. Eichhorn (Altorf 1790) darüber bemerken, möchte bei den Juden und bei den Maurern der Baum des Lebens als ägyptischen Urssprunges zu betrachten sein und noch mehr ist die Akazie als dieser Lebensbaum ägyptisch-jüdisch, ägyptisch-mosaisch. In Aegypten ist die Akazie seit uralten Zeiten einheimisch und noch heute zeichnet sich die Eskebieh, der weite grüne Raum oder freie Platz innerhalb Kairo, durch seine ungeheuren,

Kampf und ohne das irdische Leben nicht dem Baume des Lebens oder der Unsterblichkeit nahen und nicht länger in dem Garten Edens verweilen. Uebrigens ist diese ganze biblische Fallsgeschichte mit der daran sich anschliessenden Geschichte der Austreibung des Menschen aus dem Garten Edens nur ein Versuch der Erklärung der Schöpfung des Menschen, der Menschwerdung Gottes, des Herabsteigens des göttlichen Geistes oder der göttlichen Seele aus dem Himmel zur Erde, – der ägyptischen und pythagoräisch-platonischen Präexistenz der Seele, sowie der Entstehung des Bösen in der menschlichen Welt. Die ägyptische Ansicht von der Präexistenz der Seele, von dem Falle der Seele in einem früheren himmlischen Leben, welchen Fall die Seele in dem Erdenleben abbüssen muss, ist in der mosaischen Genesis zu dem Sündenfalle des Menschen in dem Garten Edens geworden, wegen dessen Adam und Eva, Meschia und Meschiane, der Mann und das Weib, der Mensch und die Menschin aus dem Garten Edens von Jehova ausgetrieben und zu dem leidenvollen sterblichen Erdenleben verurtheilt werden. Der Sündenfall ist, wie die Theologen sich ausdrücken, eine Allegorie. Das oft so schwere und mit der Güte Gottes scheinbar unvereinbare Erdenleiden will der Mensch sich als verdient und gerecht erklären, so dass er sie als die Strafe eines vorausgehenden Verschuldens, eines Falles des Menschen im Himmel oder auf Erden sich denkt. Das mühe- und leidenvolle Erdenleben sucht vor- und rückwärts den ihm unentbehrlichen Trost, die Lösung des grossen irdischen Räthsels. Ohne jedoch uns weiter aufhaltend bei dem biblischen Baume des Lebens und deshalb verweisend auf Das, was z. B. Bunsen in Thl. I seines Bibelwerks und Gabler in Thl. II der von ihm herausgegebenen und commentirten Urgeschichte von J. G. Eichhorn (Altorf 1790) darüber bemerken, möchte bei den Juden und bei den Maurern der Baum des Lebens als ägyptischen Urssprunges zu betrachten sein und noch mehr ist die Akazie als dieser Lebensbaum ägyptisch-jüdisch, ägyptisch-mosaisch. In Aegypten ist die Akazie seit uralten Zeiten einheimisch und noch heute zeichnet sich die Eskebieh, der weite grüne Raum oder freie Platz innerhalb Kairo, durch seine ungeheuren,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="152"/>
Kampf und ohne
 das irdische Leben nicht dem Baume des Lebens oder der Unsterblichkeit nahen und nicht länger in dem
 Garten Edens verweilen. Uebrigens ist diese ganze biblische Fallsgeschichte mit der daran sich
 anschliessenden Geschichte der Austreibung des Menschen aus dem Garten Edens nur ein Versuch der
 Erklärung der Schöpfung des Menschen, der Menschwerdung Gottes, des Herabsteigens des göttlichen
 Geistes oder der göttlichen Seele aus dem Himmel zur Erde, &#x2013; der ägyptischen und
 pythagoräisch-platonischen Präexistenz der Seele, sowie der Entstehung des Bösen in der menschlichen
 Welt. Die ägyptische Ansicht von der Präexistenz der Seele, von dem Falle der Seele in einem
 früheren himmlischen Leben, welchen Fall die Seele in dem Erdenleben abbüssen muss, ist in der
 mosaischen Genesis zu dem Sündenfalle des Menschen in dem Garten Edens geworden, wegen dessen Adam
 und Eva, Meschia und Meschiane, der Mann und das Weib, der Mensch und die Menschin aus dem Garten
 Edens von Jehova ausgetrieben und zu dem leidenvollen sterblichen Erdenleben verurtheilt werden. Der
 Sündenfall ist, wie die Theologen sich ausdrücken, eine Allegorie. Das oft so schwere und mit der
 Güte Gottes scheinbar unvereinbare Erdenleiden will der Mensch sich als verdient und gerecht
 erklären, so dass er sie als die Strafe eines vorausgehenden Verschuldens, eines Falles des Menschen
 im Himmel oder auf Erden sich denkt. Das mühe- und leidenvolle Erdenleben sucht vor- und rückwärts
 den ihm unentbehrlichen Trost, die Lösung des grossen irdischen Räthsels. Ohne jedoch uns weiter
 aufhaltend bei dem biblischen Baume des Lebens und deshalb verweisend auf Das, was z. B. Bunsen in
 Thl. I seines Bibelwerks und Gabler in Thl. II der von ihm herausgegebenen und commentirten
 Urgeschichte von J. G. Eichhorn (Altorf 1790) darüber bemerken, möchte bei den Juden und bei den
 Maurern der Baum des Lebens als ägyptischen Urssprunges zu betrachten sein und noch mehr ist die
 Akazie als dieser Lebensbaum ägyptisch-jüdisch, ägyptisch-mosaisch. In Aegypten ist die Akazie seit
 uralten Zeiten einheimisch und noch heute zeichnet sich die Eskebieh, der weite grüne Raum oder
 freie Platz innerhalb Kairo, durch seine ungeheuren,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0168] Kampf und ohne das irdische Leben nicht dem Baume des Lebens oder der Unsterblichkeit nahen und nicht länger in dem Garten Edens verweilen. Uebrigens ist diese ganze biblische Fallsgeschichte mit der daran sich anschliessenden Geschichte der Austreibung des Menschen aus dem Garten Edens nur ein Versuch der Erklärung der Schöpfung des Menschen, der Menschwerdung Gottes, des Herabsteigens des göttlichen Geistes oder der göttlichen Seele aus dem Himmel zur Erde, – der ägyptischen und pythagoräisch-platonischen Präexistenz der Seele, sowie der Entstehung des Bösen in der menschlichen Welt. Die ägyptische Ansicht von der Präexistenz der Seele, von dem Falle der Seele in einem früheren himmlischen Leben, welchen Fall die Seele in dem Erdenleben abbüssen muss, ist in der mosaischen Genesis zu dem Sündenfalle des Menschen in dem Garten Edens geworden, wegen dessen Adam und Eva, Meschia und Meschiane, der Mann und das Weib, der Mensch und die Menschin aus dem Garten Edens von Jehova ausgetrieben und zu dem leidenvollen sterblichen Erdenleben verurtheilt werden. Der Sündenfall ist, wie die Theologen sich ausdrücken, eine Allegorie. Das oft so schwere und mit der Güte Gottes scheinbar unvereinbare Erdenleiden will der Mensch sich als verdient und gerecht erklären, so dass er sie als die Strafe eines vorausgehenden Verschuldens, eines Falles des Menschen im Himmel oder auf Erden sich denkt. Das mühe- und leidenvolle Erdenleben sucht vor- und rückwärts den ihm unentbehrlichen Trost, die Lösung des grossen irdischen Räthsels. Ohne jedoch uns weiter aufhaltend bei dem biblischen Baume des Lebens und deshalb verweisend auf Das, was z. B. Bunsen in Thl. I seines Bibelwerks und Gabler in Thl. II der von ihm herausgegebenen und commentirten Urgeschichte von J. G. Eichhorn (Altorf 1790) darüber bemerken, möchte bei den Juden und bei den Maurern der Baum des Lebens als ägyptischen Urssprunges zu betrachten sein und noch mehr ist die Akazie als dieser Lebensbaum ägyptisch-jüdisch, ägyptisch-mosaisch. In Aegypten ist die Akazie seit uralten Zeiten einheimisch und noch heute zeichnet sich die Eskebieh, der weite grüne Raum oder freie Platz innerhalb Kairo, durch seine ungeheuren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/168
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/168>, abgerufen am 06.05.2024.