Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.mit den 9fachen Opfern.1) - Bei den Feralien oder Parentalien der Römer, weil sie namentlich zu Ehren der gestorbenen Eltern gefeiert wurden, legte eine alte, Frau drei Körner Weihrauch. welche sie mit 3 Fingern ergriffen, in ein jedes (d. h. wohl drei) Mausloch unter der Schwelle, während sie sieben Bohnen im Münde hin und her bewegte; den übern Göttern der Römer sind drei Altäre geweiht, um welche die Opferthiere 3 Mal herumgeführt wurden. - Bei den Chinesen auf Java werfen die 3 ältesten Söhne des Verstorbenen je 3 Schaufeln Erde auf den Sarg,2) ähnlich wie der katholische Priester unter Anrufung der drei göttlichen Personen noch heute die ersten 3 Schaufeln Erde auf den Sarg des zu Beerdigenden wirft. Drei Hände Erde gaben nach der Ansicht der Römer dem unbestatteten Leichnam Ruhe im Schosse der Erde. In den maurerischen Trauerlogen sind diese 3 Schaufeln Erde die Blumen, welche in 3 Zügen auf den Sarg des oder der Verstorbenen niedergelegt werden. - Endlich leuchten die 3 Mal 3 auch hervor, dass nach der deutschen Mythologie die Weltesche Yggdrasil durch 3, Wurzeln aufrecht erhalten wird, die sich weit ausdehnen und von denen die eine zu den Menschen, die andere zu den Heimthursen oder Riesen, d. i. zu der Unterwelt, die dritte nach Niftheim, d. i. Quelle des Urstofs, reicht; bei jeder der 3 Wurzeln des Weltbaumes liegt ein Brunnen und bei dem ersten Brunnen oder Urds-Brunnen, bei dem die Götter ihre Gerichtsstätte haben, haben die 3 Nornen oder Schicksals- und Zeitgöttinnen Urd, Werdandi und Skuld, - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihren Aufenthalt.3) Diese 3 Zeitgöttinnen rufen zugleich den allgemeinen, auch maurerischen Satz in Erinnerung, dass der Schritt der Zeit ein dreifacher sei: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, oder Entstehen, Bestehen und Vergehen. Die 3 Maurergrade des Lehrlings, des Gesellen und Meisters sollen in ihrer tiefern Bedeutung nur 1) Simrok,
deutsche Mythologie, S. 542 ff. 2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX, S. 818. 3) Simrok, a.a. O. S. 35 ff.
mit den 9fachen Opfern.1) – Bei den Feralien oder Parentalien der Römer, weil sie namentlich zu Ehren der gestorbenen Eltern gefeiert wurden, legte eine alte, Frau drei Körner Weihrauch. welche sie mit 3 Fingern ergriffen, in ein jedes (d. h. wohl drei) Mausloch unter der Schwelle, während sie sieben Bohnen im Münde hin und her bewegte; den übern Göttern der Römer sind drei Altäre geweiht, um welche die Opferthiere 3 Mal herumgeführt wurden. – Bei den Chinesen auf Java werfen die 3 ältesten Söhne des Verstorbenen je 3 Schaufeln Erde auf den Sarg,2) ähnlich wie der katholische Priester unter Anrufung der drei göttlichen Personen noch heute die ersten 3 Schaufeln Erde auf den Sarg des zu Beerdigenden wirft. Drei Hände Erde gaben nach der Ansicht der Römer dem unbestatteten Leichnam Ruhe im Schosse der Erde. In den maurerischen Trauerlogen sind diese 3 Schaufeln Erde die Blumen, welche in 3 Zügen auf den Sarg des oder der Verstorbenen niedergelegt werden. – Endlich leuchten die 3 Mal 3 auch hervor, dass nach der deutschen Mythologie die Weltesche Yggdrasil durch 3, Wurzeln aufrecht erhalten wird, die sich weit ausdehnen und von denen die eine zu den Menschen, die andere zu den Heimthursen oder Riesen, d. i. zu der Unterwelt, die dritte nach Niftheim, d. i. Quelle des Urstofs, reicht; bei jeder der 3 Wurzeln des Weltbaumes liegt ein Brunnen und bei dem ersten Brunnen oder Urds-Brunnen, bei dem die Götter ihre Gerichtsstätte haben, haben die 3 Nornen oder Schicksals- und Zeitgöttinnen Urd, Werdandi und Skuld, – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihren Aufenthalt.3) Diese 3 Zeitgöttinnen rufen zugleich den allgemeinen, auch maurerischen Satz in Erinnerung, dass der Schritt der Zeit ein dreifacher sei: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, oder Entstehen, Bestehen und Vergehen. Die 3 Maurergrade des Lehrlings, des Gesellen und Meisters sollen in ihrer tiefern Bedeutung nur 1) Simrok,
deutsche Mythologie, S. 542 ff. 2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX, S. 818. 3) Simrok, a.a. O. S. 35 ff.
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mit den 9fachen Opfern. 1) – Bei den Feralien oder Parentalien der Römer, weil sie namentlich zu Ehren der gestorbenen Eltern gefeiert wurden, legte eine alte, Frau drei Körner Weihrauch. welche sie mit 3 Fingern ergriffen, in ein jedes (d. h. wohl drei) Mausloch unter der Schwelle, während sie sieben Bohnen im Münde hin und her bewegte; den übern Göttern der Römer sind drei Altäre geweiht, um welche die Opferthiere 3 Mal herumgeführt wurden. – Bei den Chinesen auf Java werfen die 3 ältesten Söhne des Verstorbenen je 3 Schaufeln Erde auf den Sarg, 2) ähnlich wie der katholische Priester unter Anrufung der drei göttlichen Personen noch heute die ersten 3 Schaufeln Erde auf den Sarg des zu Beerdigenden wirft. Drei Hände Erde gaben nach der Ansicht der Römer dem unbestatteten Leichnam Ruhe im Schosse der Erde. In den maurerischen Trauerlogen sind diese 3 Schaufeln Erde die Blumen, welche in 3 Zügen auf den Sarg des oder der Verstorbenen niedergelegt werden. – Endlich leuchten die 3 Mal 3 auch hervor, dass nach der deutschen Mythologie die Weltesche Yggdrasil durch 3, Wurzeln aufrecht erhalten wird, die sich weit ausdehnen und von denen die eine zu den Menschen, die andere zu den Heimthursen oder Riesen, d. i. zu der Unterwelt, die dritte nach Niftheim, d. i. Quelle des Urstofs, reicht; bei jeder der 3 Wurzeln des Weltbaumes liegt ein Brunnen und bei dem ersten Brunnen oder Urds-Brunnen, bei dem die Götter ihre Gerichtsstätte haben, haben die 3 Nornen oder Schicksals- und Zeitgöttinnen Urd, Werdandi und Skuld, – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihren Aufenthalt. 3) Diese 3 Zeitgöttinnen rufen zugleich den allgemeinen, auch maurerischen Satz in Erinnerung, dass der Schritt der Zeit ein dreifacher sei: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, oder Entstehen, Bestehen und Vergehen. Die 3 Maurergrade des Lehrlings, des Gesellen und Meisters sollen in ihrer tiefern Bedeutung nur
1) Simrok, deutsche Mythologie, S. 542 ff.
2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX, S. 818.
3) Simrok, a.a. O. S. 35 ff.
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